Eigentlich ist es egal...

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Durch meine scheppernden Uraltkopfhörer hörte ich OneRepublic. Es lief Someday. Darauf folgte Run. Dann Sunshine. 

Abwesend starrte ich an die Wand.

Ich betrachtete das Bild, das ich als ich vier war mit Wachsmalstiften dort hingemalt hatte. Dafür hatte es ordentlich Ärger gegeben.

Die Farbe war jetzt, zehn Jahre später immer noch nicht verblasst. Diese Tatsache machte mich fröhlich und traurig zugleich. Fröhlich, weil es zeigte, dass nicht alles vergänglich war und traurig, weil es mich daran erinnerte, dass ich früher viel mehr gefühlt hatte.

Beim Malen des Bildes hatte ich unglaublich viel Spaß gehabt. Als meine Mutter mit mir geschimpft hatte, war ich wütend gewesen. Als die Farbe des Entvernungsversuchen hartnäckig standgehalten hatte, war ich stolz gewesen.

Jetzt war mir vieles einfach egal.

Wenn meine Mutter sich Montagmorgens von mir verabschiedete und mir mitteilte, in welchen Krankenhäusern sie diese Woche arbeiten würde und dass sie am Donnerstagabend wieder da sei, tat ich das mit einem knappen Nicken ab und machte mich auf den Weg zur Schule.

Und so war es immer.

Die Töne von Sunshine verlangen und Rescue Me setzte ein. 

Mein Blick wanderte weiter die Wand entlang. Ich hörte die Stimmen meiner Schwestern. Sie spielten mit meiner Mutter ein Kartenspiel und schienen dabei eine Menge Spaß zu haben. Sie hatten nicht gefragt, ob ich mitspielen wollen würde.

Ich hätte abgelehnt, aber man hätte ja mal fragen können. Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. Eigentlich war es ja auch egal.

"Es ist sowieso alles egal." murmelte ich stumm in meine innere Leere.

"Lately, I've been, I've been losing sleep" drang es aus meinen Kopfhörern. Sofort besserte sich meine Laune. Ich liebte dieses Lied einfach! 

"Everything that kills me makes me feel alive" Ein Energieschub durchfuhr meinen Körper, wie ein Stromschlag. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Es wurde zu einem breiten Grinsen. Jetzt war ich glücklich.

"Everything that drowns me makes me wanna fl-"

Die Musik brach ab. Stille. Akku alle.

Das Lächeln erstarb.

Und mit ihm ein Teil von mir.



Ist ein bisschen kurz geworden... Ich hoffe euch hat's trotzdem gefallen!

Über ein Feedback würde ich mich freuen! :)


Alltag & MomentaufnahmenWhere stories live. Discover now