26. Kapitel

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     Mittlerweile waren wieder zwei Tage vergangen, in denen ich nur einmal wieder mit dem Boot draußen gewesen war. Nur einmal. Es hatte am Tag nach meinem Ausflug auch nicht viel gebracht, da der Wind wieder zugenommen hatte und ich allein keinen Spaß gehabt hätte. Und auch heute windete es wieder etwas zu sehr, weswegen Dardan und ich uns dazu entschieden, wieder zu diesem Strand zu fahren. Ein kleiner Ausflug. Innerlich hoffte ich, dass er etwas ganz bestimmtes nicht von Damir erfahren würde. Mein Geburtstag rückte näher.
     Seit Jahren hatte ich ihn nicht mehr gefeiert und hatte es auch nicht wirklich vor. Ich hasste es. Meine Mutter nahm sich nie Zeit für mich. Es gab keine Geschenke. So langsam hatte ich einfach genug davon und wollte ihn auch gar nicht mehr feiern. Deswegen wollte ich nicht, dass Damir es erwähnte. Er war nämlich der Meinung, dass ich meinen Geburtstag feiern sollte. Ich sollte ihn einfach feiern. Allerdings war das leichter gesagt, als getan.
     Ich wollte ihn nicht feiern. Mein Herz tat allein bei dem Gedanken schon in meiner Brust weh. Es gab nichts zu feiern. Ich wusste nicht mehr, wie man meinen Geburtstag feierte. Ich wollte es auch nicht wissen. In der Hinsicht gab es nicht viel zu wissen. Da war ich mir sicher. Ich holte einmal tief Luft, dann schob ich mir die Tasche über die Schulter und sah Dardan an, der gerade aus seinem Zimmer kam, fertig für den Tag am Strand. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er mich sah.

     Das geschah so gut wie immer. Wie bei mir. Wenn ich ihn sah, lächelte ich automatisch. Andere mochten das Komisch finden, doch das gehörte eben so. Es war auch gut so. Ich liebte es. Ich liebte sein Lächeln. Es konnte mir den Morgen retten, wenn ich das Gefühl hatte, eine schlechte Nacht gehabt zu haben.
     Lächelnd liefen wir beide hinaus. Warme Sonnenstrahlen küssten zur Begrüßung meine Haut. Dardan und ich hatten uns wohl beide bereits an das Klima gewöhnt, denn keiner von uns beiden zuckte zusammen, wie am ersten Tag. Es hatte bereits 20 Grad, obwohl es erst 09:00 Uhr morgens war. Dardan und ich waren es einfach gewöhnt. Zusammen liefen wir dem Weg zum Steg. Bei unserem Weg kreuzten wir ein paar Hunde. Dardan musterte die Vierbeiner ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen.
     Er schien sie süß zu finden, so wie ich. Ich liebte Hunde, allerdings mochte ich auch Katzen. Wenn auch nur ein kleines Bisschen. Hunde gehörten da eher zu meinen Favoriten. Am Steg angekommen stellte ich die Taschen ab, zog meine Schuhe und meine Cap aus und sah ins Wasser, auf wie viel Quallen ich mich heute einstellen musste. Zu meiner Verblüffung waren es nicht so viele wie erwartet. Stattdessen sah ich gar keine einzige im Wasser schwimmen. Erleichtert sprang ich vom Steg und landete kurz darauf im kühlen Nass.

     Eine gute Viertelstunde später befanden wir uns an dem kleinen Strand und waren erneut allein. Vermutlich schliefen die meisten Touristen noch, was uns zu gute kam. Meine Gedanken lagen allerdings immer wieder auf dem Meer. Ich wusste nicht genau, was los war. Immer wieder sah ich die Boot vorbeifahren und wünschte mir nichts anderes, als auch den Fahrtwind in den Haare zu spüren. Doch allein die Überfahrt hierher war nicht gerade einfach gewesen, da der Wind heute erneut zugenommen hatte.
     Es war eher kein Spaß gewesen und doch verzehrte ich mich danach, mit dem Boot zu fahren. Egal wohin, egal ob mein Po später wehtun würde. Dardan war noch damit beschäftigt alles herzurichten, weswegen er nicht merkte, was in mir vorging. Es war auch gut so. Alles andere hätte ich nicht gewollt. Nachdenklich blickte ich auf das Meer und beobachtete die großen Boote, die vorbeifuhren. Kleine Schiffe waren kaum dabei, was vermutlich am Seegang lag.
     Die großen Schiffe konnten die Wellen ja einfach schlucken. Die kleinen Boote waren den Wellen ausgesetzt. »Mika? Hallo?«, drang Dardans Stimme zu mir. Erschrocken wirbelte ich zu ihm herum und sah ihn an. »Ja?«, fragte ich und musterte ihn. Er seufzte. »Ich habe dich gerade fünfmal gefragt, wo du dein Handtuch haben möchtest.« Röte schoss in meine Wangen. »Ist mir eigentlich egal. Im Halbschatten wäre gut«, erwiderte ich und sah Dardan an, der die Stirn runzelte und mich von Kopf bis Fuß musterte, als könnte er so verstehen, was mit mir los war.

Das Rätsel der Liebeحيث تعيش القصص. اكتشف الآن