Kapitel 3 - Rebellen in Derera

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Das Läuten einer Dampflok kündigte ihre Ankunft in Derera an. Die wölfische Handelsstadt lag an der Außengrenze des Rates und galt als Zentrum des Warenumtauschs in der Region. Ein Kontaktmann sollte die beiden Agenten nach Kera schleusen.

Am frühen Morgen hielt der Zug im Bahnhof von Derera. Bereits um diese Zeit warteten hunderte Tiere auf ihre Bahn. Die Stadt kämpfte seit Monaten mit einem hohen Zuzug an Flüchtlingen. Sie überquerten die Grenze der Wolfswelt, um sich aus der Armut zu befreien. Derera besaß dazu den einzigen Bahnhof an der Grenze der Wolfswelt, die gleichzeitig auch eine Grenze des Rates der Welten war, der einen direkten Anschluss an alle Allianz Hauptstädten hatte. Normalerweise wäre die Organisation der Flüchtlinge na zu problemlos von stattengegangen, aber hinter der Grenze tobte ein Bürgerkrieg, weil mehrere Anrainerstaaten das Land für sich beanspruchten. Die Konsequenzen badete die Wolfswelt aus.Gemeinsam entschieden die Allianzwelten jedoch bereits vor der Gründung des Rates, sich nicht in den Krieg einzumischen..

Die Massen an Flüchtlingen gaben den zwei Kater die Möglichkeit, unentdeckt den Marktplatz zu erreichen. Auf diesem wartete ihre Kontaktperson. Sie hatten nur ein Problem. Seltsamerweise bewachten eine Vielzahl an Wolfssoldaten den Platz. Es stellte sich heraus, dass sie der königlichen Garde angehörten.

Sie suchten sich eine erhöhte Position, um ihre Lage besser analysieren zu können. Dort, wo eigentlich ihre Zielperson warten sollte, wachten mehrere Gardisten.

Die Aufgabe der königlichen Gardisten bestand alleine daraus, die Alpha und ihre Familie zu schützen. Für solch niedrige Arbeit beschäftigten sie sich eigentlich niemals. Vielleicht hätten sie mit normalen Soldaten und Polizisten über ihren Kontaktmann sprechen können, ohne sich zu verraten, aber die königlichen Gardisten würden dies sofort der Alpha melden. Wenn sie von Mission der Agenten erführe, würde Katzona sie köpfen. Unabhängig von allen äußeren Einflüssen durfte niemand von ihrem Auftrag erfahren.  

Plötzlich war es mucksmäuschenstill und alle guckten zur Mitte des Marktplatzes. Dort wartete eine rote, muskulöse Wölfin auf die Aufmerksamkeit aller.

Es war Wenoa, die amtierende Alpha der Wolfswelt und Mitgründerin der Allianz und des Rates der Welten. Nach Katzona galt  sie als die mächtigste Frau der Ratswelten. Selbst die erbittertsten Feinde respektierten die Wölfin.

"Die Bundesrepublik der Wölfe und der Rat der Welten stehen zu ihrem Wort. Niemand, dessen Leib und Leben in Gefahr ist, wird von uns abgewiesen. Dafür stehen wir ein. Die Regierung und ich stehen im ständigen Kontakt mit den anderen Mitgliedern. Für sie alle wird gesorgt. Trotz alledem bitte ich sie darum, Derera nicht selbstständig zu verlassen", bevor die Agenten Wenoas Rede zu Ende hören konnten, schlug ihnen jemand so stark auf den Kopf, dass die Kater bewusstlos wurden. Kurz davor hörten sie, wie Panik ausbrach.

Als die Kater erwachten, stand die Sonne bereits im Zenit. Sie lagen nicht auf dem kalten Boden des Marktplatzes, sondern in weichen Betten. Mit ordentlich Kopfschmerzen richteten sich die Kater auf, wurden aber dann sofort von einer Wölfin wieder hingelegt. Sie drückte deutlich aus, dass sie liegen bleiben sollen. Sie versuchten  wenigstens ihre Umgebung zu sehen. Dank mühevoller Drehungen erfuhren sie, dass sie in einem Feldbettenlager lagen. Um sie herum standen weitere Betten mit vielen Tieren in ihnen.

"Männer... Was ist so schwierig daran zu verstehen, dass ihr liegen bleiben sollt", dachte die Stimme laut, die im Vorhinein die Rede hielt. Es dauerte ein wenig, bis die Agenten die Stimme der Alpha zuordneten. "Eure Majestät ...", die Alpha verhinderte das Verneigen der Kater, in dem sie ihre Pfoten auf deren Brust presste: "Ich lasse euch gleich fixieren, wenn ihr nochmal versucht, aufzustehen!"

Als die Königin über ihnen war, erkannten sie mehrere Verletzungen an ihr. Ein Teil ihres Bauchfells fehlte und einige Pflaster klebten auf ihrem Körper. An manchen Stellen hing geronnenes Blut, weshalb ihr Pelz noch viel roter wirkte als sonst. "Keine Sorge. Das Blut ist leider von mehreren Verletzten", erwähnte Wenoa, als sie die entsetzten Blicke auf ihren Körper sah. Sie stellte sich wieder ordentlich hin und begutachtete ihren Pelz erneut.

Der verschollene Imperator - Der Rat der WeltenWhere stories live. Discover now