12~ Was war das?

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„Harry?" ertönt plötzlich eine Stimme, woraufhin ich erschrocken zusammenzuckte.
„Du weinst ja." stellte mein bester Freund fest. Mit meiner Handfläche strich ich über meine nasse Wange, denn es war mir nicht einmal aufgefallen. Ich bin einfach gerannt, bis ich mich auf diese Schaukel gesetzt habe.
„Darf ich?" fragte er und erst jetzt blickte ich auf, wobei ich sofort in Louis' geröteten Augen sah.

„Lou, was war das?" Meine Stimme war zittrig und es war kaum mehr als ein Hauchen. Mein Herz schlug mir gefühlt bis zum Hals und auch er war merkbar angespannt, was an seiner Atmung deutlich zu hören war.
Einige Sekunden, vielleicht sogar Minuten, war es still und genau diese Stille war unerträglich. Es fühlte sich an, als würde mein Kopf explodieren und meine Gedanken mich von innen auffressen.
„Sag was, verdammt!" Erschrocken musterte er mich und mehrere Tränen kullerten seine Wange hinab, weshalb ich meinen Tonfall sofort bereute.
„Scheiße Lou..." Ich stand ruckartig auf und fuhr mir durch die Haare, an welche ich mich krallte, als würde ich dadurch etwas Halt gewinnen.

„Es war doch nur ein Kuss..." flüsterte er mit dem Blick auf den Boden gerichtet so leise, dass ich es kaum verstand.

„Nur ein Kuss?" Er zuckte als Antwort nur mit den Schultern, was mich innerlich explodieren ließ.
„Nur ein Kuss also. Für mich ist 'nur ein Kuss' kein Zungenkuss, Lou. Zumindest nicht unter Freunden. Wir sind beste Freunde, verdammt, da passiert sowas doch nicht!" Mein Hals schmerzte von den Tränen, weshalb es eine Qual war, überhaupt zu sprechen.

„Zu einem Zungenkuss kam es doch nicht einmal. Du bist ja weg gerannt."

„Und das wundert dich? Du hast um scheiß Einlass gebeten!"

„Ja ich- ich weiß... Es ist eben einfach passiert." Nun stand auch er von der Schaukel auf und stand mir gegenüber, wobei immer mehr Tränen aus seinen Augen liefen.
„Harold ich... es tut mir leid, ich wollte das doch nicht." schluchzte er. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss meine Augen für einen Moment, um mich etwas zu beruhigen. Dann spürte ich jedoch plötzlich seine kalte Hand an meiner Wange, welche mich zusammenzucken ließ.
„Können wir das bitte einfach vergessen? Den Kuss? Können wir bitte einfach so sein wie immer?"

„Du verstehst es nicht, oder?" Ich nahm erneut einen tiefen Atemzug und raufte mir durch die Haare. Keine Ahnung, wie das jetzt weiter gehen soll. Mein Körper spielte verrückt und... fuck. Ich wollte ihn noch einmal küssen. Ich hatte dieses Verlangen in mir, ihm nahe zu sein.
„Vergiss es einfach." Mit diesen Worten lief ich zurück ins Haus und lief über die Gartentür in das Schlafzimmer. Im Haus war es ruhig, was drauf schließen ließ, dass alle bereits weg waren. So ging ich mit direktem Weg in das Schlafzimmer und umschloss mich mit der Daunendecke, wobei mir jegliche Wärme fehlte. Mein Kopf dröhnte und es fühlte sich an, als würden sich alle meine Organe um 180 Grad drehen.
Unzählige Minuten, vielleicht sogar Stunden, wälzte ich mich im Bett, doch an Schlaf war nicht zu denken. Immerhin wusste ich, dass Louis zu Hause war, denn ich hatte kurz nach mir die Tür ins Schloss fallen hören. Vielleicht schlief er heute im Wohnzimmer. Allein der Gedanke, dass Louis nicht bei mir schlief, machte mich nervös. War's das jetzt? Unsere Freundschaft?
Auch nach weiteren unendlich scheinenden Minuten konnte ich einfach nicht einschlafen. Die rot schimmernde Uhr zeigte 3:28 Uhr an. Ich schmiss die Decke zur Seite und tappte leise in die Küche, um mit ein Glas Wasser einzuschenken. Das half mir zumindest immer beim einschlafen. Es war dunkel und so ertastete ich das Glas und auch den Wasserhahn. Ich setzte mich auf eines der Stühle an der Küchenbar und wagte es ins Wohnzimmer zu sehen. Durch die Straßenlaternen erkannte ich, dass Louis eingekuschelt auf dem Sofa lag. Damit meine Gedanken mich jedoch nicht wieder hellwach werden ließen, wandte ich meinen Blick schnell ab und sah stattdessen in das halb volle Glas.

„Harry?" Es war nicht mehr als ein Hauchen, das aus dem Wohnzimmer kam und dennoch zog es meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Da Louis sich jedoch kein Stück regte, dachte ich, war es bestimmt nur Einbildung.
„Warum schläfst du nicht?" Okay. Wohl doch keine Einbildung.

„Das Selbe könnte ich dich fragen." gab ich ebenso leise zurück. Langsam stand er auf, setzte sich jedoch schnell wieder, da sein Kreislauf vermutlich versagte. Nach einigen Sekunden kam er jedoch auf mich zu und setzte sich neben mich. Er würdigte mir jedoch keines Blickes und starrte geistesgegenwärtig auf mein Glas Wasser.

„Es tut mir leid." flüsterte er und sofort zogen sich alle meine Muskeln zusammen. Bloß nicht anfangen zu heulen, Harold.

„Nein, Lou. Mir tut es leid. Ich hätte dir nicht die Schuld dafür geben dürfen." Ein wenig schockiert hob er seinen Blick. Blaue Augen trafen auf grüne. Doch dann begannen seine Augen plötzlich zu funkeln und sein bebender Kinn zeigten mir, wie sehr es ihn doch beschäftigte.

„Ich hätte nicht so weit gehen dürfen." sprach er nach einigen Sekunden Stille und sank seinen Blick wieder. Mehr als ein Brummen kam als Antwort nicht von meinen Lippen. Was hätte ich darauf auch antworten sollen?
Nein Lou. Durch diesen scheiß Kuss ist mir endlich bewusst geworden, dass ich in meinen besten Freund verliebt bin? Nein. Ganz sicher nicht. Ich entschied mich also fürs still sein. Und so verging Minute um Minute, in denen keiner den Mut zu haben schien, etwas zu sagen.

„Harry?" Erschrocken zuckte ich zusammen, da es so plötzlich kam.

„Hm?" murmelte ich und trank den letzten Schluck des Wassers.

„Ich will das nicht vergessen. Den Kuss. Ich will nicht, dass wir das vergessen und so tun, als wäre nichts gewesen."

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Hey Leute. Es tut mir echt leid, dass ich so lange kein Kapitel mehr hochgeladen habe. Mir hat einfach jegliche Motivation gefehlt.
Wie geht es euch so? Würde mich über eine Antwort freuen :)

Freedom ~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt