II. Neugier

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Wenn dein Kopf von der Ganztagsschule raucht und dringend eine Überholung braucht, kompensierst du das mit einer Dosis Schlaf.

So wie jetzt. Und so wie immer sind es deine Eltern, die dich aus deinem Dauerschlaf holen, wie auch immer sie das schaffen.

„He. Hey, Krümel, aufwachen. Du hast Besuch." Die Hand deines Vaters stupst dich an. „Alle Aufträge sind erledigt. Geh ruhig aus, wenn du willst. Er sieht ganz... cool aus."

All seine Worte verklingen in deinem Hirn mit dem Tappen seiner Schritte, bis die Tür hinter ihm zufällt und dein Kopf die letzten zehn Sekunden endgültig verkocht wie Alkohol in der Pfanne.

Grummelnd wälzt du dich über den harten Boden und schlägst erst die Augen auf, als deine Stirn gegen einen Autoreifen stößt.

„Au."

Dass du in der Werkstatt einschläfst ist tatsächlich normaler, als wenn du es im Bett tust.

Wieder auf den Beinen dehnst du Arme und Nacken. Den Kopf um neunzig Grad in Richtung Gararentor gestreckt, fällt dir ins Auge, von wem dein Vater durch die brüchige Hülle deines Halbschlafes gefaselt hat.

Drakon ist da.

Seine Augen glänzen dir in einer Mischung aus tückischen schwarz und Freundlichkeit entgegen. Nur Ken kann jenen Mix naturell wirken lassen.

Das kecke Lächeln gleicht sich seinen Klunkern an, scheint die Luft zum knistern zu bringen wie die weiße Plastiktüte in seiner Faust, die er auffordernd zu dir ausstreckt.

„Wie wär's mit Udon?"

-.-zZz

Die dampfenden Nudeln zergehen auf deiner Zunge wie feuriger Magma in Kombination mit der Suppe, die durch deinen Rachen jagt wie gewürzter Tee.

„Lecker~", schwärmst du und leckst dir die glänzende Schicht Suppe von den Lippen.

Drakon hat dich mit auf Shoppingtour genommen... oder so ähnlich. Jeder mit seiner Schachtel Udon in der Hand, schlendert ihr durch die Stadt, vorbei an Boutiquen und teuren Restaurants.

Aber es reicht vollkommen, wenn ihr in die Schaufenster schielt und euch über die viel zu abstrakten, fornemen oder kurzen Outfits lustig macht.

Menschenmassen umwandern euch am späten Nachmittag, wollen nach Hause vom harten Arbeitstag. Du heftest dich näher an Drakon.

„Sag mal, wozu das hier? Ist nicht so, als ob du mir was schuldig wärst, das weißt du."

Als du zu ihm aufsiehst, fixiert Ken weiterhin den Pflasterweg und hieft sich die letzten Udonreste in den Mund. Als hätte er dich nicht gehört.

„Mikey, dieses Arschloch", fängt er an, wie er den Großteil seiner Sätze beginnt, „hat dich wetten die ganze Arbeit machen lassen und dir nicht mal 'nen Yen gegeben. Ich schätze mal mit meinen 3000 Yen* kannst du nicht viel anfangen, also: das hier."

*(A/N: ca. 21€)

Ein Dankesessen also. Mikey weiß, dass er mit seinen Problemen zu dir kommen kann und selbst wenn es ein Haufen zerlumpter Bikes sind. Du wärst nicht seine beste Freundin, wenn du ihm später die Rechnung schicken würdest.

Das weiß er und Drakon genauso. Allerdings ist Drakon sowas wie Mikeys Anstandsdame, entweder liegt es an seiner Position als Vize, seinem Motorrad, das noch in deiner Garage steht oder der Sonderbehandlung, die du ihm aufgezwungen hast, dass er denkt, dir etwas schuldig zu sein.

„Zu den 3000 Yen hätte ich nicht nein gesagt."

Sein Mundwinkel zuckt nach oben. „Ich werd's mir merken."

Kaputt wie Du (Drakon x Reader) Tokyo Revengers Where stories live. Discover now