Vierundfünzig

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Flashback

Queensland, Australia         September 2016
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Die nächste Woche war bitter schmerzhaft. Tom hielt seinen Kopf gesenkt, ging zur Arbeit, wurde von Charlie ignoriert und kam dann nach Hause. Er hatte nicht gelesen. Er hatte nicht geschlafen. Er hatte es nicht mehr in sich. Sein Leben fühlte sich ohne Charlie farblos an.

Vielleicht war er ohne sie besser dran. Nein. Wie könnte er ohne sie besser dran sein.?! Es fühlte sich nicht richtig an, nicht mit ihr zusammen zu sein. Er braucht sie. Und dafür würde er alles tun.

Tom hatte sie fast jeden Tag angerufen, aber Charlie ignorierte ihn. Er hinterließ lange Voicemails und entschuldigte sich jedes Mal überschwänglich.

Am Mittwochnachmittag hatte Tom früh am Tag Feierabend, also gab es noch viel Sonne zu genießen. Er dachte, es wäre gut, aus seiner üblichen Routine herauszukommen. Sich aus seiner Angst schütteln.

Er stapfte vom Set den Bürgersteig hinunter und betrat ein Restaurant, in dem er noch nie zuvor gewesen war. Er war schon eine Million Mal daran vorbeigegangen, war aber immer zu nervös, um hineinzugehen. Es war ein schicker kleiner Ort. Attraktive, kreative Typen füllten die hohen Stehtische, umklammerten einzigartige Craft-Cocktails und kauten auf unkonventionellen Wurstbrettern.

Er setzte sich alleine an einen Tisch – eine neue Erfahrung für ihn. Das hatte er noch nie zuvor getan. Normalerweise ging er immer mit einem- oder mehren Freunden essen. Allein zu sitzen schien unangenehm, aber er hielt seinen Kopf hoch und zwang einen zuversichtlichen Ausdruck auf sein Gesicht.

Ein Kellner näherte sich seinem Tisch und ging die Specials für ihn durch. Bleiben wir bei dem Thema, seine Komfortzone zu verlassen, streichen wir das – aus seiner Komfortzone raus zu tauchen. Er bestellte einen flippigen saisonalen Cocktail und ein Stück Kuchen, nur weil er es konnte. Dessert zum Mittagessen war immer eine gute Idee nach einer Trennung.

Als er allein am Tisch saß, wanderten seine Augen durch den Raum und nahmen die Einrichtung auf. Es war, gelinde gesagt, lebhaft. Eine ausgefallene Tapete mit Augapfeldruck säumte die Wände und lief bis zum rot und rosa gestreiften Boden. Jeder der Tische hatte eine andere Farbe, umgeben von nicht zusammenpassenden Stühlen. Indie Musik wurde über den Köpfen gespielt, wodurch sich der Raum für das, was er war, viel definierter anfühlte.

Seine Bestellung wurde vor ihm abgelegt und zog ihn aus seinem bewundernden Blick. Der Cocktail war sprudelnd und rosa; rubinrote Himbeeren schwammen darin, vermischt mit dem Eis. Obendrauf lag ein Klumpen Zuckerwatte, die sich langsam im Getränk auflöste. Er lächelte darüber, wie hübsch es war. Wahrscheinlich das erste Mal seit Charlie, dass er wirklich lächelte.

Der Kuchen war dekadent. Scheiben von kandierten Orangen und Zitronen ruhten auf der Glasur. Er war perfekt feucht. Tom schloss seine Augen und seufzte vor sich hin, während er seinen Schluck genoss. Essen und Trinken ließen ihn für einen Moment von seinen Sorgen ablenken.

Seine Augen schnappten auf, als er ein paar Tische weiter ein Niesen hörte. Er kannte dieses niesen. Er drehte sich um und sah sie.

Charlie.

Er konnte sie nicht aus den Augen lassen. Sie saß alleine, schrieb Sachen in ihr Notizbuch, während sie an ihrem Kaffee nippte, der fast die gleiche Farbe wie ihre Haut hatte. Ihr Haar ruhte auf ihren Schultern und ihre Beine waren übereinander geschlagen. Seine Augen schnappten noch einmal auf, als sich jemand ihr näherte.

 𝐋𝐢𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐒𝐭𝐚𝐫 - 𝐑𝐮𝐝𝐲 𝐏𝐚𝐧𝐤𝐨𝐰Where stories live. Discover now