23 - Der Ausflug des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 23

Auch wenn Vin sich am vergangenen Tag noch großartig gefühlt hatte, am nächsten Morgen war alle Freude über die gelungene Verhandlung verschwunden und sie konnte nur noch einige Spuren davon in ihren Erinnerungen entdecken

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Auch wenn Vin sich am vergangenen Tag noch großartig gefühlt hatte, am nächsten Morgen war alle Freude über die gelungene Verhandlung verschwunden und sie konnte nur noch einige Spuren davon in ihren Erinnerungen entdecken.

Sie war aufgewacht und hatte sich wieder mit dem Jungdrachen in den Innenhof begeben. Abgesehen von ihm war sie alleine, Zara und Asteria waren dieses Mal nicht hier, sondern sie hatten die Festung verlassen und wollten sich gemeinsam das Umland ansehen. Nicht, dass es hier sonderlich viel zu sehen gab außer Wiesen, Hügeln, verdorrten Bäumen und noch mehr Wiesen, doch dann und wann konnten sie in zwischen den Hügeln einen Reiter sehen, also musste ganz in der Nähe jemand wohnen. Natürlich wagte sich niemand ganz dicht an die Festung heran, die bis vor wenigen Monaten noch von mächtigen Drachen bewohnt wurde, doch sie trauten sich schon einige Male, einen näheren Blick zu riskieren. Gut so, fand Vin. Dieser Ort sollte keine Angst mehr einflößen, nicht ihr und auch niemandem sonst.

Zunächst hatte die ehemalige Drachenreiterin mit dem Gedanken gespielt, die beiden zu begleiten, doch der Jungdrache wirkte müde. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass er nicht zur Ruhe kam, seit sie einen Flammenkreis beschworen hatte. Seitdem versuchte er selbst, ein Feuer zu speien, das dem ihren nah kam. Doch es misslang ihm wieder und wieder und manchmal, nur manchmal, da stieb wenn überhaupt nur ein kleines Rauchwölkchen in die Luft, aber mehr als das auch nicht.

Immer wieder spürte sie das Bewusstsein des Drachen, das gegen sie schwappte wie eine kleine Welle gegen eine Burg gebaut aus Sand. An den Wänden zerbrechend, um Einlass bittend, aber nicht stark genug, um die Mauern zu zerstören. Wenn Vin mal ein wenig unaufmerksam war, dann spülte sogar ein Bild über sie hinweg, eine Erinnerung, ein Gedanke des Drachen. Doch die meiste Zeit behielt sie eine unsichtbare Rüstung aus Magie um sich herum errichtet, weil sie Angst hatte, dass auch die Drachenseelen sonst in ihren Kopf gelangen könnten. Und gerade jetzt, da das Turnier bevorstand, da konnte sie sich etwas Derartiges nicht leisten. Das Turnier, das sie ohne Atlas antreten musste. Immerhin würde Jerdan auch daran teilnehmen. Sollte sie versagen, gab es noch jemanden, dem sie nicht ganz misstraute.

Der Drache grummelte zufrieden und rollte sich auf ihrem Bein zusammen. In Gedanken bei dem Turnier strich sie über seinen Rücken und zuckte dann aber zurück. Sie hatte nicht aufgepasst und war direkt an eine der Stacheln gekommen, die auf seinem Rücken wuchsen. Nicht in einer Reihe am Rückgrat entlang, keine Menschenhohen Stacheln, sondern in zwei bis drei Reihen, am Rückgrat entlang, kleine Stacheln, nicht ein winziges Bisschen abgestumpft durch Wind und Wetter und Kämpfe.

Vin betrachtete ihre Hand, doch mehr als ein kleiner Kratzer war es nicht, daher richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das, wofür sie hergekommen war. Sie schloss ihre Augen und stellte sich vor, sie wäre ein Drache, der sich hier im Innenhof erhob und über die Dächer und Zinnen der Festung erhobt, der Zara und Asteria nachjagte, an ihnen vorbeischoss und sich auf die Suche machte nach jenem Geist aus Magie, der seither pausenlos in ihren Gedanken umherstreifte.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now