mondirisaugen

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Artemis badet ihre kakaofarbene Haut in Gezeiten, die an Perlen erinnern; in Überresten alter Himmelskörper und verbluteten Kometen. // Ihre glasigen Oberschenkel unter ihrem weißen Satinkleid sind blutbesprenkelt; ihr Körper himmlisch-halb-verwüstet; von Dolchhieben und heimlichen Sünden befleckt, die sie sich im Wasser abwäscht. // Aus den Zwischenräumen ihrer Zähne bricht Gesang hervor, wenn sie in versteckten Teichen badet, ihre nackte Haut schimmernd im Mondlicht; Teint schwarz wie Verwesung und schimmernd-mondgesegnet. // Artemis salbt diese Haut mit dem Saft der Götterblumen am Uferrand, mit der Unschuld ihrer Liebhaberinnen, die Bosheit und Hybris umschließen. // Ihre mondumrandete Iris verfolgt die Sterne über dem wimmernden Wasser, die brennenden Kometenschweife und die Infernos ihres Bruders in den Falten der Nacht und am Rande des Morgens. // Ihre seidigen Locken bluten über ihre Schultern und ihr Herz will wieder weh tun; ein Organ verseucht mit giftigem Elend. // Artemis steigt aus den Gezeiten, trocknet ihren Mädchenkörper und die Perlen, die von ihm herabfallen im Mondlicht. // Sie greift nach ihrem Bogen und erweckt mit ihren Pfeilen den Tod zum Leben; vollbringt ihre tödlich-göttlichen Taten. // Der Mond ruft ihren Namen: Artemis, Artemis Artemis, doch ihre Ohren sind von öliger Göttlichkeit verstopft. // In den Höhlen ihrer Mondirisaugen brennt die süße Kindheit, die über die Jahre in Artemis heranwuchs bis sie bitter wurde. // Manchmal schmeckt sie sie noch auf den Rändern ihrer schweigenden Zunge, in den Wiegenliedern ihrer Mutter und den Kehlen ihrer Mädchen. // Sie ist wie sterbende Sturmfeuer, ihre Seele brennt flackernd wie ein Komet, der an den Rändern der Atmosphäre leckt - darauf wartend, die Welt zu verbrennen, wenn die Zeit gekommen ist.

blutende kometenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt