5. Kapitel

132 3 9
                                    

Ich sprang von Ast zu Ast, hangelte mich einen Baum herunter und sprang förmlich auf Nontos Rücken. Ich musste ihm nicht einmal die Fersen in die Flanken drücken, schon galoppierte Nonto an. In vollem Galopp flogen seine Hufe nur so über den Boden, wobei das feuchte Laub am Boden die Hufschläge und sämtliche andere Geräusche verschluckte.

Als wir wieder auf dem Gestüt ankamen, war Nonto außer Atem. Er schnaubte einmal, wobei eine riesige Dampfwolke von seinen Nüstern aufstieg, und schüttelte kurz aber kräftig seinen Kopf.
Wir waren in schnellstem Galopp und so leise wie möglich zurück zum Gutshaus gekommen, weg von diesen beiden Elbenmännern, weg von diesem außergewöhnlich schönem Fremden mit seinen hellen, ja fast weißen Haaren und seiner anziehenden Ausstrahlung.
Ich hatte keine Zeit für das Schwärmen über andere Elbenmänner. Aber eigentlich hätte ich auch keine Zeit gehabt, mit Nonto auszureiten.
,Schlag ihn dir aus dem Kopf, du hast Arbeiten zu erledigen und dazu ist er noch nicht mal dein Geschmack!', mahnte ich mich selbst in Gedanken.

Und doch wanderten meine Gedanken ständig zu dem blondem Fremden auf seinem großen Hirsch.

Am nächsten Tag betrat ich das Ankleidezimmer meiner Stiefmutter und -schwester und wurde sogleich von den liebevollen Worten Zweiteren begrüßt: „Die Schneiderin braucht Stoff zum Nähen unserer Kleider! Geh, und hole die Stoffe aus dem Palast Thranduils! Ach ja, und wenn dich jemand sieht und fragt woher du stammst, sag bloß nicht, dass du hier arbeitest! Was würde das denn für ein Licht auf uns werfen! Dass wir hier nur arme, kleine Bettler als Diener haben?! Da würde der König unserem Hof ja nie einen Besuch abstatten! Und jetzt los, eile, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!". „Natürlich", antwortete ich nur, lies mir die gewünschten Stoffe von der Schneiderin zeigen und verlies dann auch wieder fluchtartig den Raum.

Herz und Asche || ThranduilOnde histórias criam vida. Descubra agora