Kapitel 14

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»Ich glaube, ich habe meinen Kürbis verkrüppelt.«

Coles dunkles Augenpaar richtete sich auf mich. Dann drehte er seinen gigantischen Schurken zu mir um und grinste eingebildet. »Also mein oranger Kumpel hier ist ein wahres Meisterwerk geworden«, schwafelte er vor sich hin. Na schön, er hatte schon präzise und sehr genau geschnitten. Und auch die ganzen Zacken sahen messerscharf aus und hatten keine verrutschten Einkerbungen.

Fein. Er ist echt gut im Kürbisschnitzen.

»Angeber«, grummelte ich.

»Eure beiden sind hässlich«, sagte plötzlich Erin, und Eliza nickte zustimmend. Cole und mir klappte beide der Mund offen.

»Freche Gören.« Ich kitzelte Eliza an den Seiten.

»Dreiste Hexen.« Cole tat das selbe bei Erin. Dann drehte er sich abrupt zu mir um. »Obwohl, die mit der krummen Nase bist eindeutig du.« Er schaute auf meine Stirn. Das Grinsen war zurück. »Und die mit dem längsten Horn«, sagte er.

Ich zog eine Braue hoch. »Wenn du meinst«, erwiderte ich fast schon beiläufig. Plötzlich wurde Cole die Zweideutigkeit seiner Worte bewusst, ein Funkeln trat in seine Augen. Er wollte gerade den Mund öffnen, um einen Kommentar dazu abzugeben, als es an der Haustür klingelte. Erin sprang wie der Blitz auf und rannte zur Tür.

Cole wandte sich ihr zu. »Erin, keinen fremden Leuten die Tür öffnen!«, brüllte er ihr hinterher. Eliza hoppste ebenfalls zur Tür, also folgte ich den beiden.

»Es sind bestimmt nur Kinder, die Süßigkeiten wollen«, beruhigte ich ihn. Ich öffnete die Tür und vor mir standen eine Biene, ein Spiderman und ein Geist.

»Süßes oder Saures!«, riefen die Kinder fröhlich.

Cole kam mir mit einer Schüssel Süßes hinterher und hielt sie dann Erin und Eliza hin. »Na los!« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die verkleideten Kinder. »Gibt ihnen was Süßes, bevor sie unser Haus noch mit Klopapier und Eiern bewerfen. Mom würde ausrasten.«

Freudig legten Eliza und Erin los und verteilten Süßigkeiten an immer mehr Kinder. Nach kürzester Zeit gingen uns die Süßigkeiten aus, und wir beschlossen, auch endlich Süßigkeiten sammeln zu gehen. Davor aber zündeten wir noch Kerzen an, legten sie in unsere fertig gestellten Horror-Kürbisse und stellten sie vors Haus. Meiner sah wirklich furchteinflößend aus. Furchteinflößend hässlich.

Die beiden Mädels schnappten sich jede zwei Beutel und drückten einen von denen uns in die Hand. Man durfte ja nicht sehen, wie gierig diese kleinen Schätzchen waren.

Als wir schon fast beim nächsten Haus waren - ich war noch auf dem halben Weg zum Haus, die Mädels staubten bereits Süßkram ab - bemerkte ich, dass Cole nicht mehr neben mir her ging. Ich sah mich irritiert um. Überall liefen kleine Kinder in bunten und ausgefallenen Kostümen rum. Und mittendrin ein ein Meter fünfundachtzig großer Kerl mit schwarzen Umhang und roten Kragen.

Cole starrte auf sein hell erleuchtetes Display und schrieb mit flinken Fingern eine Nachricht. Misstrauisch trat ich auf ihn zu und versuchte zu lesen, was er da schrieb. Als er bemerkte, was ich da tat, schaltete er sein Handy aus und ließ es in seiner Hosentasche verschwinden.

»Ja? Was wollen Sie, Ms Schnüfflerin?«, fragte er betont locker.

Ich betrachtete ihn argwöhnisch. »Wem hast du da geschrieben?«, fragte ich.

»Wer bist du? Meine eifersüchtige Freundin, die wissen will, ob ich mit anderen Mädchen schreibe?«, fragte er ironisch.

»Ha, ha. Jetzt spuck's schon aus.«

Was sich neckt, das liebt sichWhere stories live. Discover now