Kapitel 1

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Rose

„Wie hast du es nur geschafft mich direkt am ersten Tag zu überreden?" Ich schüttle den Kopf und schaue meine Cousine an. Sie zuckt nur mit den Achseeln und setzt ihr lässigstes Lächeln auf.
„Ich habs eben drauf." Sie lacht als wir uns in die Schlange stellen, die sich vor dem Fuego gebildet hat. Mein erster Abend in Bridgewell und schon hat Jane mich dazu gekriegt nach ihrer Pfeife zu tanzen. Aber ich kann ihr einfach schwer einen Wunsch abschlagen, das war schon immer so. Als Kinder waren wir unzertrennlich, aber seit sie und ihre Mutter weggezogen waren hatten wir uns kaum gesehen. Das hier war mein erster Besuch seit Jahren und es war so, als wären wir nie getrennt gewesen. Jane war immernoch genauso wild wie eh und je.

Als ich heute morgen aus meinem kleinen Fiat stieg sprang sie mir entgegen wie ein aufgedrehter Teenager und fiel mir so stürmisch um den Hals, dass wir fast auf die gepflasterte Auffahrt fielen. Ich verdrückte sogar ein kleines Tränchen als sie sagte wie sehr sie mich vermisst hatte.

„Ich hab dich auch vermisst." Sagte ich und meinte es auch wirklich so.

Als sie wegzog hab ich meine beste Freundin verloren und gleichzeitig auch meine Beschützerin.
Nicht, dass ich mich nicht selbst verteidigen kann. Ich bin schlagfertiger, als es mein Aussehen vermuten lässt, aber Jane hat sich trotzdem immer vor mich gestellt. Sie hat immer für mich eingestanden, wenn ich es nicht selbst konnte.

Schon im Sandkasten hat sie mir meine Spielförmchen wieder zurück geholt, wenn sie jemand stahl.

Als sie mich gefragt hat, ob ich Lust habe über den Sommer zu ihr zu kommen, musste ich nicht lange überlegen. Ein bisschen aus der gewohnten Umgebung rauszukommen schadet nicht. Also habe ich eine Woche später meinen Koffer gepackt, bin ins Flugzeug gestiegen und jetzt stehe ich hier und fühle mich völlig fehl am Platz.

Nicht, dass ich nicht gern in Discos gehe und tanze, aber hier falle ich mit meiner langen Hose und einem schlichten Top auf wie ein bunter Hund. Alle anderen tragen die kürzesten Sachen, die sie aus ihren Schränken kramen konnten und beäugen mich als wenn ich von einem anderen Planeten komme. Klar, das hier ist eine Kleinstadt. Jeder kennt hier jeden und ein neues Gesicht fällt sofort auf, aber unter den Blicken der Frauen hier fühle ich mich ziemlich klein.

„Rosie, jetzt mach dir nicht in die Hose. Wir haben heute Spaß" Jane, drückt meinen Arm.

„Ich fühl mich nur etwas unwohl. Die gucken mich alle so komisch an. Sehe ich irgendwie scheisse aus heute?" Ich rede leise und gucke an mir herunter.

Ich trage meine ausgelatschten, weißen Lieblingssneaker und eine hochgeschnittene dunkelblaue Jeans. Dazu ein schlichtes schwarzes Spaghettiträgertop. Mir fällt jetzt nichts Schlimmes auf, außer, dass ich anscheinend die Temperatur falsch eingeschätzt habe.

„Nein Mann, du siehst super aus." Jane haut mir leicht auf den Arsch und ich lache.

„Die haben nur alle Angst um ihre Männer." Sie zwinkert mir zu, wackelt mit den Augenbrauen und schwups bin ich besserer Stimmung.

Ich versuche ihr einfach zu glauben, dass es nicht an mir liegt und setze ein selbstsicheres Lächeln auf. Trotzdem schaue ich jedes mal weg, wenn mich jemand komisch anguckt.

Ich werde nervöser je näher wir dem Eingang kommen. Die Türsteher sehen zwar ziemlich locker aus, kontrollieren aber trotzdem jeden Personalausweis. Ich bin noch nicht 21, also bin ich per Gesetz noch nicht alt genug um in Clubs zu gehen. Jane merkt, dass ich angespannt bin.

„Beruhig dich." Ich kenne die Türsteher und die tun hier sowieso nur so, als ob die kontrollieren."

Jane hat recht und so sind wir ein paar Minuten später drinnen und die Bässe wummern mir durch den ganzen Körper. Der Club besteht nur aus einem einzigen riesengroßen Raum.
Das Gebäude war mal eine Lagerhalle und befindet sich in einem verlassenem Industriegebiet. Ich schaue mich um und erkenne, dass sich eine Bar über die komplette rechte Seite des Raums erstreckt. Darüber befindet sich eine Art Balkon. Von dort oben hat man mit Sicherheit einen guten Blick, denn er zieht sich um den gesamten Raum. Man kann genau auf die Tanzfläche sehen, die sich in der Mitte befindet. Der DJ steht auf einer kleinen Anhöhe genau gegenüber von uns. Es ist ziemlich schummriges Licht hier drinnen und die Luft ist so warm und stickig, dass ich sofort anfange zu schwitzen. Jetzt verstehe ich auch, warum hier alle nur so leicht bekleidet sind.

Bad Boy BikerWhere stories live. Discover now