- Prolog -

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„Sieh mal, Heather!" Die kleine Piper zeigte aufgeregt in Richtung Nachthimmel. Obwohl dicke Wolken, die ein bisschen wie Zuckerwatte aussahen, am Horizont hingen, blitzten vereinzelte Sterne durch die trübe Masse hindurch.

Wie jeden Abend, wenn die Sonne hinter den dicken Tannen im Garten verschwunden war, lagen Piper und Heather Arm in Arm auf der Dachterrasse ihres Zuhauses.

Ihre winzigen Körper waren von flauschigen Decken umhüllt, neben ihnen standen zwei Tassen mit dampfendem Kakao und aus einer Musikbox flatterten leise Gitarrentöne.

Eigentlich hatte Heather noch die Schokoladenkekse ihrer Granny aus der Küche stibitzen wollen, doch ihr Vater hatte sie auf ihrer geheimen Mission entdeckt und ihr das Gebäck wieder abgenommen.

Schlimm war das aber nicht, denn die kleinen Bäuche von Piper und Heather waren noch vom Abendessen randvoll gewesen.

„Da ist eine Sternschnuppe", raunte Piper ehrfürchtig, während ihr Zeigefinger die leuchtende Spur am Himmel verfolgte.

Kaum waren diese Worte ausgesprochen, verspürte Heather ein aufgeregtes Kribbeln in ihrer Magengrube.

Eine Sternschnuppe? Obwohl Piper und Heather seit fast zwei Jahren jeden Abend auf der Dachterrasse lagen, hatten sie noch nie zuvor eine Sternschnuppe gesehen.

„Wo denn?" Die kleine Heather war so nervös, dass sie sich an ihrer eigenen Spucke verschluckte und einmal husten musste. Ihre ozeanblauen Kulleraugen taxierten aber weiterhin den Nachthimmel und suchten vergeblich nach der Sternschnuppe.

„Da!" Piper nahm Heathers Finger in die Hand und bemühte sich, ihr den funkelnden Schweif, der blitzschnell über den Horizont sauste, zu zeigen.

Tatsächlich dauerte es auch nur wenige Sekunden, bis Heather die Sternschnuppe entdeckt hatte und freudig in ihre Händchen klatschte.

„Jetzt darfst du dir etwas wünschen", flüsterte Piper ihrer Schwester ins Ohr. „Mama sagt nämlich, dass Sternschnuppen Wünsche erfüllen können."

Das hatte Heather bisher nicht gewusst. Umso aufgeregter war sie nun, weil sie sich unsicher war, was sie sich wünschen sollte.

Eine Barbiepuppe? Eine CD mit Kinderliedern? Oder vielleicht doch lieber ein eigenes Pony?

Heather blickte unentschlossen zu Piper hinüber. In dem Moment, in dem sich eisblaue und ozeanblaue Augen trafen, wusste Heather plötzlich ganz genau, was sie sich wünschen wollte.

„Ich wünsche mir, dass wir für immer zusammen sind und dass wir die besten Schwestern der ganzen weiten Welt bleiben."

Daraufhin kicherte Piper leise. „Ich verspreche dir, dass dein Wunsch in Erfüllung gehen wird, Heather!"

Dass das Schicksal den beiden Schwestern in der Zukunft immer wieder ein Messer in den Rücken rammen würde, konnten Piper und Heather zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnen ...

Auf den Spuren der LiebeWhere stories live. Discover now