49 - Unter Tagen

61 12 35
                                    

Voller Entsetzen starrte Kyu die gesamte Bande an und mal wieder überkam ihn ein Schwall der Übelkeit. Wollten sie ihm gerade wirklich verklickern, dass sie Mack töten müsste? Seinen besten Freund seit sie klein waren?
"Wir werden Mack nicht töten", widersprach der Junge, seine Stimme zitterte furchtbar. "Wir finden einen anderen Weg - irgendeine Heilung!"
"Kyu, es gibt keine", Gideon schüttelte mit dem Kopf und kam etwas näher. Aus einem Rucksack, der auf seinem Schoß lag, holte er einen neuen Blast

er und eine neue Uhr heraus, die er ihm herüberreichte. "So leid es mir tut, das ist der einzige Weg, wie wir ihm helfen können..."
Alles, was Kyu tat, war auf die Ausrüstung zu starren, die Augen gefüllt mit Tränen. Es fühlte sich so falsch an, das Equipment anzunehmen. Das war nicht, worauf er sich eingelassen hatte... Es war einfach nur noch falsch. Krank. Seine Brust zog sich immer mehr zusammen.
"I- ich kann da nicht reingehen", bibberte der Junge und sofort war sein Bruder an seiner Seite.
"Du weißt, dass du das nicht alleine tun musst", versicherte er ihm und umarmte ihn.
"Genau!", bestätigte Eclaire. "Außerdem müssen wir Amika retten! Weißt du... Bomby, Steven und sie haben mich gerettet damals. Ich möchte dasselbe auch für sie tun, auch wenn es nicht leicht wird..."

"Wir alle füreinander da", auch Drahk meldete sich noch einmal und versuchte Kyu ein Lächeln zu schenken, auch wenn es eher gruselig wirkte. "Keiner zurückgelassen."
Bomby war der einzige, der nichts sagte. Stattdessen reichte er dem Teenager die Hand und hielt Augenkontakt mit ihm.
Was wäre er manchmal ohne ihn und seine positive Einstellung gewesen? Auch wenn Bomby oftmals Angst hatte, gab ihm irgendwas immer wieder diesen übersprühenden Funken an Hoffnung. Ließ ihn lebendig fühlen während den Kämpfen. All die schlechten Erinnerungen waren vergessen...
Zögerlich und zitternd entfernte sich der Junge von seinem Bruder und kniete sich zu der kleinen Bombe hinunter, schenkte Bomby ein schwaches Lächeln. Am liebsten hätte er ihm gerade mehr von seiner Dankbarkeit gezeigt, doch es ging gerade nicht.
"Ihr habt recht", flüsterte er und griff nach der in einem seidig weichen Handschuh verdeckten Hand von Bomby. "Niemand von uns ist allein."

Wie üblich blitzen die Körper der beiden auf. Verschmolzen miteinander und wurden zu dem sogenannten Toon Knight, einem Jungen in einer undurchdringbaren Ritterrüstung.
Als das abgeschlossen war, stellte er sich wieder vor Gideon, und seine Sorgen waren nur noch halb so wild. Ja, sie waren noch immer vorhanden. Und Bomby ging es nicht besser. Dennoch fühlte es sich für Kyu so an als würde man ihn in den Armen halten. Ihm zuflüstern, dass wieder alles gut werden würde. Dass es nur ein böser Albtraum gewesen sei, auch wenn er noch immer mitten drin steckte.
"Also gut", mehrere Male atmete er tief ein und aus, versuchte den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken und griff nach Uhr und Blaster. Anschließend ließ er auch die Uniform auftauchen, sodass auch er wieder sein Gesicht verdeckt hatte, genauso wie Steven. "Retten wir die Stadt und bringen es hinter uns..."
"Richtige Einstellung, Bruder!", stolz schlug Steven ihm auf den Rücken und schreckte dann vor Schmerzen zurück. Er hatte ganz vergessen, wie hart die Rüstung war...

"Ich wünsche euch allen viel Glück da unten", Gideon nickte der Gruppe zu und drehte sich dann in seinem Rollstuhl um.
"Du kommst also nicht mit?", fragte Kyu und der Wissenschaftler schüttelte schnell den Kopf.
"Nein nein nein, ich kümmere mich um eure Eltern. Aber wenn etwas sein sollte, funkt mich einfach an!"
"Warte, wir können dich anfunken?!", Kyus Augen wurden groß, während Gideon ein Portal öffnete.
"Ja, könnt ihr", bestätigte er und rollte dann hindurch. "Bis dann!"
"Warte, wie können wir-", bevor er jedoch die Frage zu ende stellen konnte, schloss es bereits... "Jetzt geht der einfach weg!"
Sich darüber aufzuregen brachte die Bande jetzt wohl auch nicht weiter. Sie wussten sowieso, sobald etwas schiefgehen würde, könnten sie ganz gemütlich zurück ins Labor teleportieren und es dann noch einmal probieren, sobald sie schlauer waren! Wie schwer konnte das also schon werden?

World of Living Art (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt