⟣𝟐𝟐⟢

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⟣𝑽/𝒏'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢

Ich wollte so schnell wie möglich weg von hier. Weg vom Aufklärungstrupp und weg von Levi.
Wir waren einmal an einem Punkt gewesen, wo wir uns verstanden hatten. Diese Zeit war jetzt vorbei.

Levi verstand nicht mehr wie ich mich fühlte. Ich konnte nicht so wie sonst auch zu ihm kommen und mich ihm anvertrauen, nicht nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, dass aus uns nicht mehr sein konnte. Es tat weh in seiner Nähe zu sein und es war schwer genug ihn nicht zu beobachten, an den Kuss zu denken und das Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren.

Es war schwer für mich, aber ich wollte mich von Levi losbinden. Er hatte mich gerettet und mir geholfen mit meinen Ängsten besser umzugehen, und das war genug. Ich musste irgendwann alleine zurecht kommen und ich musste irgendwann selbst für mich zuständig sein. Es war nicht Levi's Aufgabe mich durch das Leben zu begleiten.

Und so sehr ich mich auch von ihm trennen wollte, es tat weh, was er zu mir sagte, wie er nicht merkte wie schwer es für mich war mit ihm zu reden. Erst vor kurzem musste ich mich von meinem besten Freund verabschieden, hatte einen weniger zu reden und nun musste ich mich von Levi verabschieden. Danach würde ich niemanden mehr zum Reden haben. Ich würde niemanden mehr haben, bei dem ich mich wohl und sicher fühlte.

Weinend packte ich meine letzten Sachen und klappte den kleinen Koffer zu. Wie sehr ich Angst davor hatte auf einmal auf mich alleine gestellt zu sein.
Ich machte mir nicht die Mühe nochmal durchs Zimmer zu gucken. Ich nahm die kleine Laterne nicht mit, die mich die letzten Wochen und Monate durch die Dunkelheit begleitet hatte. Ich wühlte nicht in meinen Erinnerungen rum, in denen Levi neben mir im Bett saß und meine Hand hielt. Nein, ab sofort würde das nie wieder passieren. Ich musste mich jetzt endgültig von diesen Erinnerungen, von diesem Leben hier im Hauptquartier und von Levi verabschieden.

Auch wenn es mir schwer fiel, ich musste all das hinter mir lassen, nach vorne gucken und weitere Schritte nach vorne machen.
Langsam schloss ich die Tür hinter mir.

Meine Füße trugen mich zu Erwin's Büro um ihm Bescheid zu geben, dass ich fertig für die Abreise war. Doch bevor ich klopfen konnte, hörte ich eine aufgebrachte Stimme im Raum.
„Warum hält ihr alle mir irgendwas fern?! Von dir bekomme ich nichts gesagt, ebenso nicht wie von dir und auch nicht von (v/n)! Seid ihr alle der Meinung, ich müsste nicht wissen, was hier abläuft, wenn ich zu sehr mit dem Training beschäftigt bin?!", knurrte Levi wütend und ich hörte, wie etwas knallte.

Ich zuckte auf und ging einen Schritt zurück.
„Levi! Uns steht eine wichtige Expedition vor und-", Erwin wurde unterbrochen. „Das Training ist mir scheiß egal! Ich trainiere diese Pisser beinahe jeden Tag und verdammt, sie sind gut vorbereitet! Ich akzeptiere deine Entscheidung mir nichts gesagt zu haben, damit ich mich auf das „Wichtigste" konzentriere, aber ich toleriere es nicht."

Tränen stiegen mir wieder in die Augen und ich stellte kurzfristig meinen Koffer auf dem Boden ab. 
Meine Hand hob sich langsam, doch ich zog sie genauso schnell wieder zurück. Verabschiede dich. Lass das alles hinter dir und blicke nach vorne.

Und genau das tat ich. Ich schnappte mir erneut meinen Koffer, kehrte der Tür den Rücken zu. Hinter dieser nahm ich nur noch dumpfe Stimmen wahr.
Dann ging ich den Flur entlang und verließ ohne ein weiteres Wort, ohne einen ordentlichem Abschied und einem schlechten Gewissen das Hauptquartier.

Vor diesem stand nun schon eine kleine Kuschte. Diese würde mich in die Mauer Sina fahren.
„Du musst (v/n) sein, oder?", fragte mich der junge Mann und lächelte mir entgegen.
Ich brachte bloß ein Nicken heraus.

„Dann steig ein", forderte er mich auf, doch für einige Sekunden war ich wie versteinert. Ich war angespannt und hielt mir jegliches Schluchzen zurück. Diesen Ort zu verlassen, oder eher diese eine Person zu verlassen, brachte ein Schwierigkeitsgrat mit sich, den ich mir nicht vorstellen konnte.

Doch ich gab mir einen Ruck und stieg in die Kutsche ein. Ich schloss die Tür und knetete meine Hände.
Als die Kutsche losfuhr, bereute ich es nicht am Büro geklopft zu haben. Levi nicht nochmal in die Arme genommen zu haben und nicht nochmal seine Hand gehalten zu haben.

Denn es fühlte sich so an, als hätte ich nicht mit ihm abgeschlossen. Und ich glaubte fest daran, dass ich es auch in der nächsten Zeit nicht schaffen würde.

Wenn ich daran dachte, dass Levi mich gleich suchte und mich nicht fand, brach mir erneut das Herz.
Das hatte er nicht verdient. Nach allem, was er für mich getan hatte, hatte er solch eine Ignoranz nicht verdient. Ihm hatte ich es zu danken, dass ich noch lebte und wieder zurück ins Leben gefunden hatte. Er hatte mir so vieles gegeben, aber was habe ich ihm gegeben?

Zum Ende gab ich ihm bloß Ignoranz, Unsicherheit, Verschlossenheit und kein Vertrauen ihm gegenüber. Nicht mal zu einem einfachen „Auf Wiedersehen" hatte ich mich aufraffen können. Dabei hatte er es verdient, dass ich ihm dankte und mich ordentlich ohne Reue und ohne Schuld bei ihm verabschiedete.

Langsam schloss ich die Augen und faltete meine Hände, stellte mir vor, dass ich Levi's Hand hielt.
Und dann verabschiedete ich mich.
„Auf Wiedersehen, Levi. Danke für alles, was du für mich getan und auf dich genommen hast..."

⟣𝑳𝒆𝒗𝒊'𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕⟢ 𝒁𝒖𝒓 𝒔𝒆𝒍𝒃𝒆𝒏 𝒁𝒆𝒊𝒕, 𝒂𝒍𝒔 (𝒗/𝒏) 𝒊𝒏 𝒅𝒆𝒓 𝑲𝒖𝒕𝒔𝒄𝒉𝒆 𝒔𝒊𝒕𝒛𝒕

„Das glaube ich jetzt nicht...", hauchte ich, als ich in ihrem leeren und ordentlich aufgeräumten Zimmer stand. Sie war fort, ohne sich bei uns abzumelden. Sie war einfach so gegangen.
Kein „Auf Wiedersehen", kein „Danke".

Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Ich hatte die Möglichkeit verpasst mich bei ihr zu entschuldigen. Und die Chance mich ordentlich von ihr zu verabschieden auch.

Innerlich brach eine Welt in mir zusammen. Ein Teil meines Lebens war so eben aus meinem Leben verschwunden und ich konnte mich nicht davon lösen, weil es nie einen Abschied gegeben hat.

Schrecklich schmerzte mein Herz und meine Augen fingen an zu brennen. Wie lange war das nicht mehr der Fall gewesen?
Das letzte Mal als ich weinte war, als ich Furlan und Isabel verloren hatte. (V/n) war zwar nicht gestorben, aber sie ließ ein leeres Loch in mir.

„Wieso schmerzt es so...?", flüsterte ich an mich gerichtet.

Weil du eine Person gehen gelassen hast, die du liebst und die dir wichtig ist.

1088 Wörter

Weg isse. 👋

Euch eine schöne gute Nacht! Bis morgen! ❤️

⟣𝑴𝒚 𝑭𝒖𝒕𝒖𝒓𝒆 𝑾𝒊𝒕𝒉 𝑨 𝑺𝒐𝒍𝒅𝒊𝒆𝒓⟢ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt