28 | wohltätigkeit

4.9K 145 4
                                    

E l i z a

Ich kann es auch nicht glauben, aber seid meinem ungeplanten Date mit Alex, seinem überraschendem Liebesgeständnis und dem unbeschreiblichen Gute-Nacht-Kuss, der mir immer noch weiche Knie und ein flattern in der Magen Gegend beschert, sind tatsächlich schon fast zwei ganze Wochen vergangen. Wir mussten leider beide viel arbeiten, er hat wohl momentan ein paar wichtige Fälle und ich bin immer noch voll mit den Umstrukturierungen im Gange, sodass wir wirklich wenig Zeit hatten und unsere Terminkalender quasi nur noch auf Jamies Bedürfnisse ausgerichtet haben, damit sie in all dem nicht zu kurz kommt.

Mein Verstand schreit mir quasi entgegen, dass dieser Abstand etwas Gutes ist und ich mich, trotz meiner Gefühle, am besten einfach von ihm fern halten sollte. Alexander James McCannen ist schließlich eine ernst zunehmende Gefahr für mein Herz und trotzdem fällt es mir zunehmend schwerer auf meinen Verstand zu höre. Er kümmert sich so rührend um Jamie und gibt sich, wie versprochen, richtig Mühe, mir zu beweisen, wie viel ich ihm bedeute und lässt mir gleichzeitig alle Zeit der Welt.

Tatsächlich telefonieren wir mittlerweile wieder miteinander, schicken uns gelegentlich Nachrichten, -okay eigentlich immer wenn einer von uns gerade mal ein paar Minuten Zeit hat, und mir wird langsam deutlich bewusst, dass ich es vermisse direkt mit ihm zu sprechen. Ich vermisse ihn und zwar noch mehr, als vorher, -auch wenn ich das niemals laut zugeben würde. Keine Ahnung wie der Idiot es geschafft hat, aber er hat sich leise, klammheimlich und in kürzester Zeit wieder zurück in mein Herz geschlichen und ich muss schon unwillkürlich dumm vor mich hin lächeln, wenn ich nur meine tägliche Koffein Lieferung, gespickt mit den kleinen Notizen, von ihm bekomme.

Heute Abend findet Lillian McCannens Wohltätigkeitsgala statt und obwohl ich wirklich nicht kommen wollte und sich alles in mir dagegen gestäubt hat, konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Alexanders Mutter hat sich damals so über meine Zusage gefreut und ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht diese tolle Frau, die mich und meine Tochter ohne mit der Wimper zu zucken in ihre Familie aufgenommen hat, zu enttäuschen.

Dennoch fragt eine kleine Stimme in mir immer wieder, was ich mir bloß dabei gedacht habe hierher zu kommen ?! Ich komme mir mehr als verloren und vollkommen fehl am Platz vor, zwischen all den gut gelaunten Leuten und fühle mich so alleine und ohne Rückendeckung, fast schon ausgeliefert.Alexander hat zwar damals, bei seinen Eltern, gesagt, oder eher, bestimmt, dass er mich hierher begleitet, doch ich musste das Nobelhotel, vor nichtmal zwanzig Minuten, alleine betreten.

Er hat mich nämlich vorhin angerufen, als ich unter der Dusche stand und mir deshalb eine kurze Nachricht auf meiner Voicemail hinterlassen, in der er sich mehrmals entschuldigt und mir erklärt hat, dass ihn ein Mandant kurzfristig konsultiert hat und er sich darum kümmern müsste. Es war ihm anzuhören, das ihm das eigentlich überhaupt nicht in den Kram passt, weshalb ich ihm nichtmal böse sein kann. Er hat versprochen, schnellstmöglich nach zu kommen und mir ist schließlich nichts mehr anderes übrig geblieben ist und ich musste mich wohl oder übel, ohne Unterstützung, in die Höhle des Löwen wagen.

Gerade bin ich damit beschäftigt das Bedürfnis wegzulaufen, krampfhaft unterdrücken und streiche angespannt über den gerippten Stoff meines bodenlangen, dunkel Türkisen Meerjungfrauenkleids, von Elie Saab. Aufmerksam und mit einem falschen Lächeln auf den Lippen, lasse ich meinen Blick immer wieder durch den opulenten Saal wandern, in der Hoffnung ein bekanntes und vor allem freundliches Gesicht zu sehen.

Und obwohl ich solche Veranstaltung normalerweise überhaupt nicht ausstehend kann, muss ich mir trotzdem eingestehen, dass es hier wirklich wunderschön aussieht und Lillian sich selbst übertroffen hat. Das gesamte Hotel ist im Stil der 20er Jahre gehalten und auch der Veranstaltungssaal kann sich sehen lassen. Hohe Decke, die mit kunstvollen bunten Mosaikbildern verziert sind, cremefarbene Wände, hochwertiges dunkelbraunes Parkett und edle Wandlampen, die für ein goldenes und fast schon magisches Licht sorgen. Unzählige große runde Tische, die bis ins kleinste Detail perfekt und mit exquisitestem Geschirr eingedeckt wurden, stehen beinahe im ganzen Raum verteilt, während die Band im Hintergrund ein paar Jazz-Klassiker zum besten gibt und adrett gekleidete Kellner, den Gästen, Erfrischungen reichen. Okay, ich gebe zu, die beiden letzteren sind wohl nicht direkt im Interieur enthalten, aber sie runden das Gesamtbild ab.

Back To YouWhere stories live. Discover now