16. Hoffnung

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SICHT VON RACHEL

Als ich  Remingtons Blut trank, ekelte es mich mehr an, als alles andere.
Aber jetzt... Jetzt hatte unbeschreiblichen Durst auf Blut. Mein Magen fühlte sich leer an.
Lucy kam mir am appetitlichsten vor. Außerdem hatte sie den Tod mehr verdient, als alles andere!
„Netter Zug", sagte Remington im Schloss.
„Ich bin jetzt ein Vampir. Und ich habe meine beste Freundin ermordet", sagte ich. „Das ist nicht nett, sondern furchtbar! Jetzt werde ich für immer aussehen, wie eine siebzehnjährige. Und ich werde mir nie verzeihen wegen Lucy..." Ich schaute aus dem Fenster. Draußen regnete es. Das traurige Wetter machte mich noch mehr traurig.
„Überhaupt nicht! Du  bist vom Verhalten soweit entwickelt und dein Körper sieht auch recht erwachsen aus. Du hast schon richtige Kurven. Brüste und Arsch. Wenn ich dein Alter nicht wissen würde, hätte ich dich auf 21 geschätzt. Aber hä, siebzehn ist doch ein gutes Alter."
Ich lächelte. „Wie alt bist du eigentlich wirklich?", wollte ich wissen.
„Ich bin 209 Jahre alt. Wurde 1813 geboren. 1830 wurde ich zu einem Vampir. Kurz nach meinem 17. Geburtstag."
„Oh..." Ich
Er schaute mich mit seinen braunen Augen an, und ich fragte mich, wie er seine Augenfarbe immer zu braun und rot wechselte.
Vielleicht konnte ich dass dann auch und könnte ein bisschen normaler aussehen.
„War es arg schwierig?"
Er zuckte mit den Schultern und nickte. „Vielleicht rede ich mit dir später darüber oder so. Bin grad nicht in der Stimmung." Er räusperte sich und klatschte in die Hände. „Heute gibt es frisches Steak mit Kräuterbaguette ohne Knoblauch, es gibt normales Baguette mit Mettwurst und Blutwurst und da du jetzt auch ein Vampir bist, kannst du gerne auch ein Glas Blut haben. Mit oder ohne Alkohol ist dir überlassen."
Ich lachte.
Remington zuckte mit den Schultern. „Das Beste ist, hier gibt es keine Regeln oder so. Du kannst hier alles machen, was du willst."
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Alles?", wiederholte ich.
„Außer abhauen." Remington lächelte. „Die Hausfrauen haben dir neue Kleider geschneidert. Damit du mehr Bewegungsfreiheit hast und nicht immer in den alten Prinzessinnen-Kleidern ersticken musst." Er brachte mich in einen Raum, der voller Kleider war. „Ach ja und ... das haben sie dir auch geschneidert." Er gab mir eine große schwarze Box.
Ich legte sie auf den kleinen Tisch und öffnete sie.
Darin lag ein Pyjama.
Ich lächelte. „Dankeschön!" Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich so sehr über einen Pyjama freuen würde.
Remington lächelt dezent. „Kein Problem."

Beim Mittagessen schaute ich Remington genau an. Sein Blick war starr auf seinen Teller gerichtet. Es klingt vielleicht verrückt, aber ich hatte das Gefühl, etwas für ihn zu empfinden. Keine Liebe, meine Güte... Aber Sympathie oder so... Ja, er hat mich gekidnappt und ja, er kann ein arroganter Arsch sein, aber ich hatte das Gefühl, das mehr in ihm steckte. Er war nicht der egoistische Vampir. Das war nur Gespielt. Er wurde in seiner Vergangenheit vermutlich so stark verletzt, dass er seine sensible und emotionale Seite versteckt. Es war vielleicht nur ein Schutz.
„Schmeckt es dir nicht, Darling?",  fragte Remington.
„Doch, doch, es schmeckt hervorragend! Wieso fragst du?"
„Weil du mich anstarrst statt zu essen."
Ich lachte. „Waaas? Ich starre nicht! Niemals! Wer starrt schon? Haha..."
Remington grinste. „Was machst du dann?"
„Betrachten und beobachten", meinte ich. „Ich betrachte und beobachte dich."
„Klar", grunzte er.
Ich nickte grinsend. „Möchtest du eigentlich reden?" Oder möchtest du alles weiter  in dich hineinfressen?, hätte ich am liebsten noch gesagt, war mir aber nicht sicher, was er dann machen  würde.
„Über was?", fragte er.
„Über deine Vergangenheit."
In Remingtons Augen sah ich zum ersten mal ein Gefühl. Ein trauriges Gefühl. Sie waren nicht mehr kalt und leer, sondern gefüllt mit Kummer.
„Vielleicht geht es dir danach ja besser."
Er schüttelte den Kopf. „Nach so einem Erlebnis kann es einem nicht besser gehen."
„Das glaub ich nicht!", sagte ich. „Rede mit mir darüber und dir wird es besser gehen."
„Ich habe schon mit so vielen darüber geredet. Und es tut immer noch weh."
„Vielleicht hast du das Erlebnis nicht akzeptiert und kommst deshalb nicht drüber hinweg."
„Ich werde niemals darüber hinwegkommen! Wie soll  ich etwas so schreckliches akzeptieren?! Du weißt nicht mal was passiert ist! Also halt dich daraus du Schlampe!" Remington stand auf und verschwand in seinem Zimmer. Hinter sich knallte er die Tür so stark zu, dass ich das Gefühl hatte, dass die Wände  wackelten.

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⏰ Last updated: Mar 13 ⏰

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