Kapitel 3

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Elsa

Wie, zu viel verraten? Und versprochen, dass wir uns sehen werden? Mein Kopf fing an zu pochen; das war selbst für mich zu viel. Aber, könnte es sein, dass er oder sie, vielleicht der- oder diejenige mit den Kräften war? Ich musste es herausfinden, das war klar.
   Ich las den Brief ein weiteres Mal und untersuchte ihn nach Hinweisen. Das Einzige was ich fand, war der Anfangsbuchstabe, N. Er oder sie begann mit N. Wieso machte er oder sie das überhaupt, wenn er oder sie eigentlich nichts verraten durfte? Versuchte er oder sie, Kontakt zu mir zu knöpfen?
   So viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Ich musste irgendwie auf andere Gedanken kommen.
   Als ich zum Ausgang lief, kam Anna zu mir.
   »Oh, Elsa, dich suche ich. Die Leute warten draußen auf dich, heute ist Schlittschuh-Tag«, erinnerte sie mich. Das war die perfekte Ablenkung.
   Ich trat auf den Schlosshof. Die Leute begrüßten mich und ich stellte mich in die Mitte.
   »Bereit?«, fragte ich. Sie nickten und lächelten. Ich hob mein Kleid ein Stück und stieß meinen Fuß auf den Boden. Der ganze Boden begann zu gefrieren und eine hellblaue Eisschicht wurde erkennbar. An den Wänden entwickelten sich Eisbäume und ich ließ die Springbrunnen gefrieren. Mein Volk begann zu fahren und zu spielen.
   Ich wusste nicht wie lange, aber nach einiger Zeit kamen immer mehr Menschen dazu, unter ihnen auch Anna und Kristoff. Sie fuhren zusammen Schlittschuh, da es beide nicht recht auf die Reihe bekamen. Ein paar Kinder spielten mit Olaf - zumindest mit seinen Körperteilen. Ich sah mich um und überall waren lachende Menschen, fröhliche Kinder und verteilte Olaf Körperteile. Sie alle so zu sehen, war eines der schönsten Dinge auf Erden. Ob er oder sie, mit den gleichen Kräften wie ich, des Öfteren auch eine Eisbahn hergezaubert hatte?
   Am liebsten wäre ich gegen die Schlossmauer gefahren. Dieses Thema sollte eigentlich aus meinem Kopf verschwinden. Ich seufzte genervt auf. Man konnte nichts vergessen, was einen so interessierte.
   Als ich mich umdrehte und ins Schloss ging, wollte ich eigentlich nur noch in mein Bett und schlafen, doch gerade da knurrte mein Magen und schrie nach Essen. Also änderte ich meinen Plan und lief zur Küche.
   Ich aß gerade den ersten Löffel meiner Suppe, als Olaf herein kam.
   »Guten Abend, Elsa«, begrüßte er mich und setzte sich neben mich.
   »Guten Abend, Olaf«, begrüßte ich ihn zurück. »Ich dachte du würdest auch Schlittschuh fahren und mit den Kindern spielen.« Ich aß noch einen Löffel von der köstlichen Suppe.
   »Das habe ich auch, jedoch habe ich dich rein laufen sehen und dachte, dass du vielleicht Gesellschaft möchtest«, sagte er auf eine so zuckersüße Art.
   Ich lächelte ihn an. »Nein, Olaf. Du kannst gerne wieder spielen gehen. Mir geht es nicht so gut, also lege ich mich gleich hin«, sagte ich. Er lächelte jetzt ebenfalls und ging wieder zurück zum Hof.
   Als ich fertig gegessen hatte, lief ich zurück in mein Zimmer. Ich öffnete die Tür und sah, dass die Balkontür geöffnet war. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ich sie geschlossen hatte, bevor ich vorhin gegangen war. Wer also war hier?
   Verdutzt, schloss ich die Tür und sah mich um. Alles war noch da und stand an seinem Platz. Auf meinem Bett entdeckte ich einen Zettel. Ich entfaltete ihn und fing an zu lesen.

Ich habe Zeit gefunden, mit Ihnen zu schreiben. Versprechen Sie mir bitte, dass Sie niemandem etwas hierrüber erzählen. Ich könnte richtig Ärger bekommen.

Wieso machte er oder sie es dann?
   »Versprochen, aber, wenn Sie so Ärger dafür bekommen könnten, wieso tun Sie es dann?«, fragte ich und wartete wieder.

Es ist kompliziert. Wenn wir uns sehen, werde ich es Ihnen erklären. Das wird vielleicht schon bald sein.

N.

Stunden später lag ich noch wach im Bett. Anna war schon vorbei gekommen, aber wieder gegangen, als sie sah, dass ich schlief, was nicht komplett stimmte. Eigentlich dachte ich die ganze Zeit über die beiden Zettel nach und wer er oder sie war.
   Ich setzte mich hin und sah nach draußen. Der Himmel war pechschwarz, nur die kleinen hellen Punkte und der große runde Kreis am Himmel, spendeten Licht.
   Dann sah ich einen Umriss, der am Himmel schwebte und vom Mond beschienen wurde. Es konnte eine Wolke sein, doch diese hier war anders. Sie bewegte sich umher, als hätte sie ihren eigenen Willen und als ich noch genauer hinsah, erkannte ich ein kleines Männchen. Es stand auf der Wolke, die seltsamerweise nicht weiß, sondern golden war. Auch das war nicht normal.
   Ich hatte aber schon davon gehört, dass der Sandmann auf so einer Wolke Nacht um Nacht umher flog. Das war aber nicht möglich, der Sandmann war nur ein Märchen und nichts weiter. Ich hatte wahrscheinlich zu wenig Schlaf und war so müde, dass ich halluzinierte.
   Und dann bewegte das Männchen seine Arme und goldene Streifen flogen hinunter in die Stadt. Das Stück der Stadt, welches ich von hier sehen konnte, zeigte mir, dass die Streifen in die Häuser flogen. Das war einfach nicht möglich.
   Geschockt und zugleich fasziniert, saß ich auf meinem Bett und sah dem Sandmann bei seiner Arbeit zu, den Kindern schöne Träume zu bringen.
   Er drehte sich um und blickte mir genau in die Augen. Ich starrte zurück. Er rückte einen Millimeter näher, dass es kaum vernehmbar war. Seine Augen schreckten weit auf und er pustete schnell etwas von seiner Hand in meine Richtung.
   Automatisch legte ich mich in mein Bett, deckte mich zu und verfiel in den Tiefschlaf.

Ich werde dich finden... ✓Where stories live. Discover now