8. Kapitel

9 0 0
                                    


Es dauerte einen Moment, bis ich die Worte verarbeitet hatte. Einerseits freute mich, dass er selbst merkte, dass es mir um ihn ging. Vielleicht würde er mir auf diese Weise mehrRespekt entgegenbringen. Andererseits kratzte es an meinem Ego, dass er mich in einer anderen Situation niemals wahrgenommen hätte.


Das Rauschen des heranfahrenden Zuges riss mich aus meinen Gedanken. Schweigend betraten wir das Abteil und setzten uns.

Ein älterer Mann auf dem Platz gegenüber musterte uns argwöhnisch, blieb aber still. Während ich nervös mit meinen Fingern spielte, starrte Damian gedankenverloren aus dem Fenster.

Ich bemerkte erst, dass ich dabei war, die kleinen Hautfetzen um meine Nägel abzureißen, als sich eine warme Hand auf meine legte. Sofort stoppte ich in der Bewegung.

Damian lächelte mich an und zog seine Hand wieder zurück.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde endlich die richtige Haltestelle angekündigt. Damian fiel es ein wenig schwerer als mir, in dem wackelnden Waggon zu den Türen zu laufen. Aber das geschah ihm gerade recht.

Als wir mit einem Ruck anhielten, geriet er ins Taumeln. Reflexartig griff ich nach seinem Arm und versuchte ihm Halt zu geben. Sein Körper prallte hart gegen meinen und ich musste all meine Kraft aufbringen, um nicht selbst umzufallen.

Ich sog die Luft ein. Der Geruch von teurem Parfum stieg mir in die Nase und meine Haut begann zu kribbeln.

Verdammt. Was war nur los mit mir? Ich wusste, dass Damian ein arroganter Idiot war, und trotzdem genoss ich seine Nähe.

Frustriert schüttelte ich den Kopf und löste mich von ihm.

Zu meiner Erleichterung öffneten sich genau in diesem Augenblick die Türen und der verwirrende Moment war vorbei.An der frischen Luft versuchte ich mich zu orientieren.

»Da vorne ist das Shoes.« Damian nickte mit dem Kopf auf ein Straßenschild zu unserer Rechten. Nervosität schwang in seiner Stimme mit.

Ich lächelte ihm beruhigend zu und deutete auf eine Parkbank, die einige Meter entfernt auf der anderen Straßenseite stand. »Du wartest hier auf mich.«

Gemeinsam liefen wir zu der Sitzgelegenheit. 

Dort fischte er seine Zimmerkarte umständlich aus der Hosentasche. »Zimmer 409. Bring mir ein paar Klamotten, meinen Kulturbeutel, mein Handy, und meinen Laptop mit«, zählte er konzentriert auf. »Ach so, und Klamotten. Und mein Handy brauche ich auch. Habe ich schon den Kulturbeutel erwähnt?«, wiederholte er fahrig.

Auch wenn es mich ärgerte, dass er weder bitte noch danke gesagt hatte, war seine Art irgendwie süß. 


»Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon alles finden. Bleib einfach hier sitzen.«

Daraufhin ließ er sich mit einem lauten Plumps auf die Bank fallen. »Ich möchte einfach nicht, dass mein Vater oder jemand anderes an meine Sachen geht. Deswegen brauche ich sie.«

Noch einmal schaute ich ihm eindringlich in die Augen.

»Ich werde alles holen. Versprochen. Bleib einfach hier. Ich beeile mich.« Dann drehte ich mich um und wollte loslaufen.

»E- E- Milly warte!«, rief mir Damian auf einmal panisch hinterher.

Ich drehte mich alarmiert um. Hatte uns jemand entdeckt?

Er starrte mich mit aufgerissenen Augen an. »Habe ich gesagt, dass ich Klamotten brauche?«

Eigentlich war er mir in den letzten Minuten recht nüchtern vorgekommen, aber der kurze Spaziergang hatte ihn anscheinend ziemlich aufgewühlt.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Oct 05, 2022 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Somehow YouWhere stories live. Discover now