Chapter 8

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"Hat dir niemand gesagt, dass Herumschnüffeln unhöflich ist?", sagt ein ziemlich großer Mann zu mir, nachdem er anscheinend realisiert hat, wer hier vor ihm steht.

Und ich...tja...

Ich könnte jetzt auf der Stelle anfangen zu heulen.

Er sieht einfach total gruselig aus. Und dann noch dieser Blick.

Seine Haare haben dieselbe Farbe wie meine und seine Augen ebenfalls. Seine Arme sind voll mit Tattoos und auch an seinem Hals sind ein paar wenige zusehen.

Das muss echt weh getan haben. Warum geht man freiwillig durch solche Schmerzen?

"Hallo? Ich hab dich was gefragt, oder nicht? Bist du etwa taub?" Und diese Worte reißen mich dann auch wieder aus meinen Gedanken und ich erinnere mich wieder an diese Situation, in der ich gerade stecke.

Mit großen Augen starre ich zu ihm hinauf und fühle mich wie erstarrt.

"Hallo? Benutze Worte."

"I-Ich...ähm...ich", stammle ich nervös vor mich her, während der Mann mich immer noch wartend ansieht.

"Man Xander. Lass das arme Kind in Ruhe", kommt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich traue mich nicht, mich umzudrehen.

"Was willst du denn jetzt, Xavier? Sie ist selbst schuld, wenn sie meint hier herumzuschnüffeln", gibt der andere, anscheinend Xander, zurück und verdreht die Augen, bevor er ohne ein weiteres Wort an mir vorbeigeht und in irgendeinem der vielen Zimmer verschwindet.

"Hör nicht auf ihn. Der ist immer so", sagt Xavier kopfschüttelnd und fährt sich durch seine ohnehin schon total verstrubbelten Haare. Er hat sich in der Zwischenzeit vor mich gestellt und schaut mich nun mit einem breiten Lächeln an.

Er ist eine exakte Kopie zu Xander. Der einzige Unterschied ist, dass er keine Tattoos hat. Zumindest keine, die ich sehen kann.

Sie sind dann wohl die Zwillinge, von denen Angelo geredet hat.

"Du kannst dich bestimmt nicht mehr erinnern. Ach was natürlich nicht. Du warst ja auch erst zwei als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und wow. Du bist echt gewachsen. Das letzte Mal warst du vielleicht nur die Hälfte von deiner jetzigen Größe. Obwohl ich in deinem Alter ja schon mindestens zehn Zentimeter größer war. Du siehst noch genauso süß aus wie früher. Aber es freut mich wirklich, dass du wieder hier bist. Ich hab dich echt vermisst. Oh und falls du es jetzt nicht mitbekommen hattest: Ich bin Xavier. Der coole von deinen Brüdern. Hast du was dagegen, wenn ich dich kurz umarmen würde?", rattert er nur förmlich herunter, sodass ich erstmal einen Moment brauche um überhaupt zu realisieren, was er gerade gesagt hat. Redet er immer so viel? Ach, mir auch egal. Dann muss ich nicht soviel reden.

Er guckt mich mit so großen Augen an, da kann ich einfach nicht nein sagen. Also nicke ich schließlich. Nachdem was gerade passiert ist, vertraue ich meiner Stimme noch nicht wirklich. Außerdem kenne ich ihn erst seit ein paar Minuten.

Xavier lässt es sich nicht zweimal sagen und schon liegen seine Arme in wenigen Sekunden um meine Schultern, wobei er sich ein Stück runterbeugen muss, da er mehr als ein Kopf größer ist als ich.

Vorsichtig lege auch ich meine Arme um ihn.

Wird man hier immer so oft umarmt?

Irgendwie gefällt es mir. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Aber was, wenn das alles nur ein Trick ist?

Bei William dachte ich ja schließlich auch dasselbe am Anfang.

Ungewollt versteife ich mich ein wenig in der Umarmung. Mir ist doch nicht mehr so wohl dabei.

Xavier scheint es zum Glück wohl nicht zu bemerken. Ich möchte ihn nicht verärgern.

Lost | ✍️🏻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt