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Höflichkeit ist etwas das man erlernen kann, selbst wenn man nicht aus gutem Hause stammt.

In diesem Sinne entschuldige ich mich höflich und laufe zielstrebig fort, doch sobald ich außer Sichtweite von Carter bin renne ich. Das ich ausgerechnet Annie hier wieder treffe ist etwas, das mich direkt in die schmerzliche Vergangenheit zurück katapultiert...

• Annie begann nach dem Colorationsdesaster, bei dem sie sich ebenfalls lautstark über mich lustig machte ein besonderes Interesse für mich zu entwickeln.
Immer wieder ertappte ich sie dabei, wie sie mich anstarrte - was sicher nicht an meiner neuen Kurzhaar Frisur lag. So gut es eben ging ignorierte ich sie, lebte noch etwas mehr zurückgezogen vor mich hin und tat alles, um die schreckliche Schulzeit hinter mich zu bringen.
Bis sie eines Tages direkt auf mich zu kam und mich an lächelte.

» Hi, ich bin Annie. Aber das weißt du ja sicher. Ich wollte mich entschuldigen für mein Verhalten. Das war nicht nett... Jedenfalls, äh... Mir ist aufgefallen das du Carter besonders gern magst und wenn ich dir ein Geheimnis verraten darf... Seit deiner Aktion mit der Coloration spricht er von dir. Wenn du willst helfe ich dir, dich mit ihm zu verabreden. «

Es war eine Falle.
Das wusste ich im Nachhinein und insgeheim wusste ich es auch als es geschah... Aber ich war jung und naiv, zu dumm um ihr böse Absichten zu unterstellen. Also stimmte ich zu.

Aus der Ferne bewunderte ich weiter Carter und all die anderen die um ihn herum standen und mit ihm abhingen... Aber ich bewunderte ebenso Annie, die die meiste Zeit mit mir verbrachte.
Sie redete mir ein anders sein zu müssen für Carter... Und ich ließ es zu.

Ich begann damit mich anders zu benehmen, mich anders zu kleiden. Die teuren Sachen die ich trug konnten sich meine Eltern nie leisten, also stahl ich sie.

Und dann? Dann versprach Annie mir ein Date mit Carter. Sie lockte mich lange nach Schulschluss aufs Spielfeld unserer Schulmannschaft...

Doch es war nicht nur Carter der kam. Es waren viele andere dabei die mich lauthals auslachten, mich mit Eiern bewarfen. Auch Annie.
Carter hingegen war viel zu sehr auf seine Eroberung konzentriert und bekam die Hälfte nicht mit... Seine Zunge steckte in ihrem Mund.

Ich vergesse nie, was Annie zu mir sagte...

» Du bist ein nichts. Ein Niemand. Unsichtbar für Männer wie Carter. Also verschwinde. «

Sie peinigte mich noch mehr. •

———

Ich komme zurück ins hier und jetzt. Mein Versteck - die Damentoilette - erweist sich als Dreh und Angelpunkt vieler weiblichen Gäste, die sich hier nicht nur ihr Make-up auffrischen wollen. Viele von ihnen tauschen sich über anwesende Single Männer aus, doch ich höre gar nicht zu. Ich will nur eines... So schnell wie möglich hier weg.

Nachdem ich mich einigermaßen gefasst habe und an den Damen, die sich immer noch über heiratswillige Männer unterhalten, vorbei schleichen kann öffne ich leise die Tür und trete erleichtert hinaus, laufe jedoch direkt gegen die Brust von jemand anderem.

Gerade als ich mich entschuldigen möchte schaue ich in Carter's Gesicht. Die Worte bleiben mir im Halse stecken.
Sein durchdringender Blick geht mir durch Mark und Bein.

» Casey Landon... Ich wusste gleich das du mir bekannt vor kommst, aber irgendwie... « , murmelt er und beobachtet mich weiterhin. Ich antworte ihm nicht, sondern setze meine Flucht direkt in die Tat um. Egal wie penetrant er ruft, ich marschiere zum Ausgang.

Zu allem Überfluss regnet es in Strömen und die Möglichkeit ein Taxi zu ergattern erweist sich als äußerst schwierig - nicht zuletzt, weil Carter mir nach draußen gefolgt ist.

» Warte doch mal... « , ruft er und holt mich binnen weniger Schritte ein. Das er seinen Smoking ruiniert scheint ihm egal zu sein. Die Regentropfen durchnässen ihn komplett und Perlen von seinen Haarspitzen herab.

Es ist verflucht nochmal bescheuert das er ausgerechnet jetzt so gut aussieht.

» Was hast du jetzt vor, hm? Dir hier draußen den Tod holen? Lass mich dich nach Hause bringen... «

» Ich will von dir nichts, Carter. Ich schaff das alleine, Danke... Und tschüss. « , antworte ich schnippisch. Meine Nerven liegen blank.

Er ignoriert meine Antwort, hebt die Hand und schon nähert sich die Limousine. Ohne auf mich zu achten öffnet er die hintere Tür und wartet.

» Lass mich das für dich tun. Danach kannst du mir immer noch aus dem Weg gehen. «

Destiny ~ My First Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt