Kapitel 9: Die Wahrheit kommt ans Licht

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Kaum hatte Amaniel ihr das gesagt, zog er sie hinter sich her und blieb nach wenigen Minuten vor einer geschlossenen Tür stehen. Es handelte sich um eine alte Abstellkammer, die schon seit etlichen Wochen nicht mehr von Timothys Team genutzt wurde. „Hier können wir uns in Ruhe unterhalten", versicherte er Aayana. Doch wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich trotzdem nicht ganz sicher. Amaniel betrat als Erster den Raum und bat die 19-Jährige ebenfalls hineinzukommen, was sie nach einem kurzem Zögern auch tat.

Zu ihrer Überraschung sah die Abstellkammer gar nicht mal so heruntergekommen aus. Klar, in allen Ecken hingen Spinnenweben, aber es war bei weitem nicht so staubig wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Kammer besaß mehrere Regale und Spinde, einen Schrank, und allerlei Utensilien die zum Sauberhalten nötig waren wie Besen, Wischlappen und einige kaputte Staubsauger. In der Mitte des Raums standen ein kleiner Holztsch und zwei alte Stühle. Auf einem von ihnen nahm Amaniel Platz. Aayana folgte seinem Beispiel und setzte sich ebenfalls.

In ihrem Kopf herrschte ein einziges Gedankenwirrwarr. All diese Wochen hatte sie verzweifelt versucht herauszufinden, was mit ihrer Schwester nicht stimmte. Und nun saß eine wildfremde Person ihr gegenüber, die plötzlich behauptete, für alles eine Antwort zu haben?

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du so deine Zweifel an der ganzen Sache hast", begann Amaniel ruhig und riss Aayana aus ihrer Gedankenwelt. „Immerhin kennen wir uns erst seit 10 Minuten und ich glaube ich habe dir mit meinen Worten einen ziemlichen Schrecken verpasst."
Oh ja, da lag er definitiv richtig.

„Meinen Namen kennst du inzwischen. Naja, ich bin 17 Jahre alt, habe einen älteren Bruder und bin in Nyalas Klasse. Zu Beginn hatten wir nur gelegentlich miteinander geredet wenn wir zum Beispiel an Projekten zusammen gearbeitet haben. Aber eines Tages habe ich nach dem Unterricht zufällig mitbekommen, wie sie sich mit jemandem am Handy unterhalten hat. Sie hatte sich hinter den Bäumen und Sträuchern unseres Pausenhofs versteckt und total verzweifelt und eingeschüchtert geklungen. Ich bin eigentlich nicht der Typ der andere belauscht und wollte mich auch eigentlich wieder umdrehen und gehen, als sie dann plötzlich das Weinen und Flehen angefangen hat."

Amaniel machte eine kurze Pause um kurz auszuatmen. „Sie hat die Person am anderen Ende der Leitung anbettelt, dass dir und deinen Eltern nichts verrät. Nyala hätte mit allem zurechtkommen können, aber nicht mit der Tatsache dass ihre Schwester und ihre Eltern etwas erfahren.

Als das Telefonat zu Ende war und sie mich entdeckt hatte, wusste ich zuerst nicht was ich tun sollte. Aber ich versprach ihr, niemandem davon zu erzählen und sie zu unterstützen, wovon ich sie erst einmal überzeugen musste. So fing alles erst an. Nyala erzählte mir dann alles, von den Drohbriefen, Anrufen und Erpressungen die sie regelmäßig bekommen hatte. Weshalb oder von wem genau sie die erhielt, wollte sie mir zu Beginn nicht sagen. Viel konnte ich daher auch nicht für sie nicht tun, außer für sie da zu sein wenn sie jemanden zum Reden oder Abschalten brauchte."

Sofort zog Aayana misstrauisch eine Augenbraue nach oben. Amaniel wusste nicht was das zu bedeuten hatte... doch dann verstand er und schüttelte hastig den Kopf.
„Was, nein! Aayana, ich bin ein anständiger Teenager! Mein Bruder hätte mich gekillt wenn ich was mit deiner... wenn ich was mit Nyala angefangen hätte. Wir sind nur befreundet, nichts weiter. Nyala liebt es an den Strand zu gehen, aber das weißt du ja. Abends -immer wenn die Sonne gerade dabei war unterzugehen- waren wir am Strand, damit sie all ihre Sorgen und Probleme zumindest für eine kurze Zeit vergessen konnte. Das eine Mal als sie mit ihren Freundinnen und mir am Strand war, wurde sie von einer Gruppe unbekannter Teenager  zweimal mit einem Volleyball abgeworfen, der sie beim ersten Mal am Kopf und dann am Rücken traf."

Erneut horchte Aayana auf. Das mit dem Volleyball hatte Nyala ihr doch am Telefon erzählt gehabt! Aber... irgendetwas an Amaniels Erzählung ergab für sie keinen Sinn.
„Moment mal... Nyala wurde doch nur am Kopf getroffen, zumindest hat sie mir nur das erzäh-" Sie hatte den Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen, als sie bereits realisierte: Nyala hatte ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt. Amaniel sprach weiter: „An einem Dienstag vor einigen Wochen schien dann wirklich alles schief zu gehen, was schief gehen konnte. Deine Schwester hatte mir vorher erzählt gehabt, dass ihr Erpresser 5.400 Rand von ihr fordern und dass er, sollte Nyala nicht auf diese Forderung eingehen, dich und eure Eltern informieren würde."

The Legend of The Black Lion *PAUSIERT, IN BEARBEITUNG*Where stories live. Discover now