14.

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Am nächsten Morgen blickte mich Hermine immer noch voller Skepsis an, denn ich hatte ihr am Abend als ich zurückkehrte erzählt, ich hätte einen Spaziergang mit Malfoy machen müssen.

Ich wusste, dass sie und auch meine anderen Freunde alles andere als glücklich darüber wären, wenn sie wüssten, dass Malfoy in meinen Gedanken kreiste.

„Ich glaube dir nicht, dass du nur Spazieren warst ohne, dass ihr euch gestritten habt", betonte sie zum wohl zehnten Mal.
Ich antwortete ihr nicht. Das hatte ich jetzt schon acht Mal.

Ich griff nach meinen Klamotten und zog mich an. Wir beeilten uns so schnell wie möglich nach Hogsmeade, wo wir uns nach kaum einer Viertelstunde an einem Ecktisch sinken ließen.

Während Ron also für alle Butterbiere und für mich und ihn eine Zuckerschnecke bestellte, ließ ich meinen Blick über die Gäste gleiten.

Das Ambiente in dem kleinen lokal war immer sehr traditionell, denn umgeben von Jahrhunderte-alten Wappen und Holz an jeder Ecke konnte man gar nicht anders, als sich dort wohl zu fühlen.

Meine Laune war im Vergleich zu den letzten Tagen deutlich besser geworden und auch Hermine unterließ ihre Fragerei sowie ihre vor Skepsis triefenden Blicke.

Als wir alle dann zufrieden unsere Getränke schlürften und ausgelassen lachten, bemerkte ich wie Malfoy das Lokal betrat. Allerdings nicht alleine, sondern mit einem anderen Mädchen, gefolgt von Crabbe, Goyle und Pansy Parkinson. Sie ließen sich an einem Tisch schräg gegenüber unseres sinken und bemerkten uns nicht.

Malfoy wirkte merkwürdig vertraut mit diesem Mädchen, er legte seine Hand in ihren Rücken und sie ließen sich nebeneinander sinken.

Ich wusste ihren Namen nicht, allerdings war sie mir aus den Slytherins bekannt.

Nur hatte sie nie sonderlich Kontakt mit Malfoy gehabt. Jedenfalls nicht in der großen Halle oder auf einem der Flure von Hogwarts.

Malfoy saß mit dem Rücken zu mir, weswegen ich nie erkennen konnte, ob er mit ihr tuschelte oder ob sich ihre Gesichter sogar berührten. Jedenfalls merkte ich einen Stoß in meiner Seite und blickte etwas verärgert in das Gesicht von Hermine.

"Was glotzt du da so hin?", fragte mein Bruder an ihrer Stelle. "Ist reines Interesse jetzt plötzlich verboten, oder was?", fuhr ich ihn an.

"Interesse?", sagte Ron mit vollem Mund und wandte sich gerade wieder von Malfoys Tisch ab, den er gerade entdeckt hatte, "wieso sollte man Interesse an Malfoy zeigen?"

"Ronald kau doch bitte erst mal auf!", meckerte Hermine und ich war ihr in dem Moment sehr dankbar dafür.

"Der Idiot hat ja wieder diese Tussi dabei", brummte Joe genervt.

"Wieder?", fragte ich überrascht. Wie gesagt, ich sah sie nie zusammen.

"Ja. Mein Kumpel hat ihn letztens mit ihr in dem Pub gesehen, in dem wir Quidditch geschaut haben. Allerdings war er schon weg, bevor ich dort ankam", antwortete mein Bruder und nahm einen Schluck von seinem Butterbier.

Merkwürdig.

"Ahja die soll wohl seine kleine Freundin sein. Habe ich gehört", fügte Ron erneut mit vollem Mund hinzu, wofür Hermine ihn wieder mit einem verachtenden Blick strafte.

Ich konnte nicht anders, als die ganze Zeit weiterhin zu Malfoy zu blicken.

Freundin? Der Tag an dem Joe Quidditch schauen gegangen ist?

Da war mir Malfoy doch so auf die Pelle gerückt in diesem Schrank.

Aber was hatte ich anderes von Malfoy erwartet?

Wir verblieben noch einige Stunden in dem Pub, bis wir uns alle auf den Weg ins Schloss machten. Im Gemeinschaftsraum herrschte ausgelassene Stimmung, wir spielten Spiele, probierten uns an verschiedenen Süßigkeiten und genossen die Zeit.

Unfreiwillig schwankten meine Gedanken zu Malfoy und seiner scheinbar untreuen Marnier. Verärgert über diese Situation, war ich stets abgelenkt von dem Geschehen.

Erst als Joe in die Hände klatschte, schrak ich aus meinen Gedanken wieder hoch.

"Wir spielen jetzt Wahrheit oder Pflicht", verkündete er und holte eine leere Kürbissaft-Flasche hervor. Wir setzten uns alle im Kreis um die Flasche herum und begannen sie zu drehen.

Nach einigen witzigen Runden landete die Flasche ausgerechnet auf mir. Joe tippte gegen das Glas der Flasche und fragte mich: "Wahrheit oder Pflicht, Schwesterherz?"

"Wahrheit", antwortete ich und sofort begannen alle sich zu beraten, welche gemeine Frage sie mir stellen könnten.

Kichernd wandte sich Ginny an mich.

"In wen bist du verliebt?", sagte sie und die Augen in der Runde leuchteten auf.

Ich wollte gerade verkünden, dass ich in niemanden verliebt war, als die Weasly-Zwillinge plötzlich ein kleines Fläschchen aus ihrer Hosentasche fischten.

"Verita-Serum!", präsentierten sie stolz und die Runde murmelte begeistert los. Bis auf Hermine natürlich.

Nervös schüttelte ich den Kopf.

"Die anderen mussten doch auch kein Verita-Serum nutzen", sagte ich und fing mir einen genervten Blick meines Bruders ein. Stumm formte er das Wort "Spaßverderberin" mit seinen Lippen.

"Vor dir hatte auch bisher niemand Wahrheit gewählt", sagte Seamus.
"Hier sitzen deine besten Freunde. Was hast du zu befürchten, wenn du eh die Wahrheit sagst?", sagte ein Mädchen, dessen Name mir ständig entfiel. Sie spielte auch gar nicht mit, sondern saß nur auf einem Sessel neben uns.

Verärgert griff ich nach der kleinen Flasche. Alle beobachteten mich genau, während ich den Stöpsel entfernte und die Flüssigkeit meinen Hals runterlaufen lies.
Ich war ja sowieso in niemanden verliebt. Also befürchtete ich nichts.

"Also Liv, in wen bist du verliebt?", fragte Ginny erneut und alle starrten mich an.

Ein Prickeln zog über meine Zunge und als ich gerade "niemand" sagen wollte, verknotete sie sich. Jedenfalls fühlte es sich so an, denn ich konnte kein Wort mehr sagen.

Ein plötzlicher Drang wollte nun unbedingt, dass ich etwas anderes sagte.

"Dr-", begann meine Zunge, als plötzlich ein lautes Hämmern am Portrait mich unterbrach.

Ein jüngerer Schüler öffnete die Tür ind ich erblickte irgendeinen Slytherin davor.

"Ich soll so ner Olivia sagen, dass Snape sie doch schon am Montag sehen will", sagte seine fiepsige Stimme und wortlos verschwand er dann wieder.

"Boar darauf habe ich absolut keine Lust! Draco geht mir immer so auf die Nerven man!", sagte ich ohne darüber nachzudenken.
Die anderen warfen einen überraschten Blick zu mir, doch ich tat so, als würde ich ihn nicht wirklich bemerken, "außerdem bin ich müde und gehe jetzt."

Und das tat ich dann auch.

Im Schlafsaal angekommen setzte ich mich allerdings dann doch auf den Fenstersims und beobachtete das Gelände von Hogwarts. Ich mochte es sehr gerne, dass der Gryffindor-Turm sich so weit oben im Schloss befand. Von hier aus konnte ich den schwarzen Wald sehen. Einen kleinen Teil des Sees. Einen Teil von Hagrids Hütte. Ein kleines Stück der Schienen, über die unser Zug uns jedes Mal nach Hogwarts brachte. Ich betrachtete den Rand des schwarzen Waldes, da ich dort meinte eine kleine Gestalt zu erkennen. Sogar zwei, die sich an den Händen hielten und gemeinsam aus dem Wald eilten. Ich kniff meine Augen zusammen, um mehr zu erkennen und bemerkte, dass einer dieser Personen sehr helle, fast weiße Haare hatte. Mehr erkannte ich nicht, denn  es war dunkel draußen.

Ich entschied mich schlafen zu gehen, als die Personen aus meiner Blickweite verschwanden.

Draco Malfoy | I Hate To Love YouWhere stories live. Discover now