First Part

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Das Leben als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit ist hektisch, aber ich bin an Hektik gewöhnt. Chaotisch, ungeordnet, wild, durcheinander - all diese Worte könnten einen durchschnittlichen Tag eines Vertretungslehrers in einer Grundschule beschreiben. Kinder, die Papierflieger werfen, andere Kinder kneifen oder beißen, Wutanfälle haben, Schimpfwörter benutzen, über ein aufgeschürftes Knie jammern und - das ist einer meiner persönlichen Lieblingsalbträume - in der Nase bohren und andere Kinder mit dem Ding am ausgestreckten Finger jagen.

Richtig, hektisch ... nur her damit. Die Leute fragen sich, wie ich einen solchen Karrierewechsel hinbekommen habe. Ich meine, wie oft springt ein durchschnittliche, unauffällige Lehrerin in ein Flugzeug und kommandiert die Stars von Tinsel Town, auch bekannt als Hollywood, herum? Jeder denkt, Hollywood sei dieses großartige, moderne Märchenreich. Oh Junge, da irrt ihr euch. Märchen gibt es in Hollywood nicht. Tinsel Town kann manchmal geradezu düster und deprimierend sein, deshalb sind so viele Menschen süchtig nach Zantac. 

Die Träume der Menschen werden zerstört, sie werden ausgenutzt, heiraten für Geld, und wenn man nicht gerade jemand Großes mit vielen Fans ist, dann ist man ein Niemand. Es war meine Aufgabe, aus diesen Niemanden, Jemanden zu machen. So oder so, ich unterrichtete nicht mehr rotzfreche Kinder an einer Privatschule, sondern helfe ihren narzisstischen, egozentrischen Eltern, reicher und berühmter zu werden. Um ehrlich zu sein, unterscheidet sich das gar nicht so sehr vom Unterrichten.

In der Schule musste man die Kinder beschäftigen, denn wenn sie beschäftigt waren, langweilten sie sich nicht und trieben keinen Unfug. Schauspieler und Schauspielerinnen sind älter, das bedeutet, dass Unfug bei ihnen oft dazu führt, dass sie vor Gericht landen oder verhaftet werden. Also halte ich sie beschäftigt. Ich buche sie für Talkshows, Radiosendungen, Auftritte bei Konzerten und gelegentliche Buchsignierungen. Offenbar kann heutzutage jeder ein Buch schreiben. Abends gibt es Galas, Premieren, Pflichtveranstaltungen, Preisverleihungen und so weiter. Sogar mit diesen kann ich umgehen, es sind die Partys danach, die einen das Genick brechen. 

Es ist, als ob man die Kinder in die Pause gehen lässt. Man ermahnt sie, sich zu benehmen und ihre Hände bei sich zu behalten, sonst. Falls sich die Kinder nicht an die Regeln hielten, mussten sie nachsitzen. Wenn sich Schauspieler nicht an die Regeln hielten, mussten sie sich gegen eine Anzeige wegen Drogenmissbrauchs oder Körperverletzung wehren. Aber das Wichtigste, was man den Kindern beibringt, ist, dass man andere so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte.

Bei Stars bekommt man diese Behandlung nur, wenn die Kamera läuft oder die Presse dabei ist. Ansonsten sind die meisten von ihnen zu weit weg, um dieses Konzept zu verstehen. Viele der Schauspielerinnen behandelten mich wie eine Hilfskraft. Ein kleiner Lakai, der um sie herumwuselt, damit ihr Gesicht auf Plakatwänden, Titelseiten von Zeitschriften und Zeitungen zu sehen ist. Die Schauspieler behandelten mich wie eine Nervensäge. Ich war jemand, der sie dazu zwang, zu unchristlichen Zeiten aufzustehen, jemand, der jeden Drink zählte und sie ausschimpfte, wenn sie ein minderjähriges Mädchen anfassten.

Also gut, ich muss das klarstellen. Nicht alle Schauspieler und Schauspielerinnen sind so. Die meisten von ihnen sind auf ihre eigene Art und Weise fast normal. Sie sind nicht alle unsympathisch, zickig und selbstverliebt. Aber die, mit denen ich mich einlasse, sind es normalerweise. Meinem Chef Jared ist aufgefallen, dass ich wirklich gut mit den wählerischen Schauspielern und Schauspielerinnen zurechtkomme. Diejenigen, die sich für Diven hielten, und die Schauspieler, die dachten, dass alle Frauen den Boden verehren, auf dem sie gingen. Ich probierte einfach verschiedene Taktiken aus und entschied mich für diejenige, die funktionierte. Das ist etwas, was ich als Lehrerin gelernt hatte. Wenn man eine Klasse mit etwa dreißig Kindern hat, muss man herausfinden, wer die unruhigen Schüler sind und wie man sie schnell zur Ruhe bringen kann.

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