The Game of Trust - Kapitel 1

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»Es ist ... nett.«

Meine Mutter streicht über die taubenblaue Überdecke, die ich über meinem Bett ausgebreitet habe und auch ich sehe mich in dem kleinen Apartment um. »Nett und mein. Ich habe mich gestern den ganzen Tag hier eingerichtet und wunderbar geschlafen, ich werde gut in das neue Semester starten.« 

Der Blick meiner Mutter gleitet zur anderen Seite des Apartments, dort geht eine weitere Tür mit einem Zimmer ab, das noch nicht belegt ist. Die Apartments hier an der San Francisco University sind nicht besonders komfortabel, es gibt meistens zwei kleine Räume mit einem Bett, Schrank und einem Schreibtisch, einem kleinen Wohnraum, den man sich teilt, mit einer Couch und einer Minikochnische und einem noch kleineren Bad mit Dusche und WC. Es ist kein Luxus und nicht mit den Studentenverbindungshäusern zu vergleichen, die zwei Querstraßen weiter liegen, doch die Appartments sind geräumiger als an anderen Universitäten, und solange ich meine Tür schließen kann und meine Ruhe habe, bin ich zufrieden.

Außerdem kann man aus allem etwas machen. Ich bin seit zwei Tagen am Campus, am ersten Tag bin ich von Haus zu Haus gegangen, um mir meine Bücher, meine Kurspläne, die Karte der Cafeteria, den Bibliotheksausweis und alles weitere zu besorgen. Heute habe ich nur damit verbracht, mich einzurichten, meine Kleider einzusortieren, meinen Schreibtisch einzuräumen, mein Bett mit vielen Kissen und einer Überdecke gemütlich zu gestalten und auch den Rest des Apartments mit Lichterketten, meinen Büchern und einigen Duftkerzen auszustatten.

»Wann kommt deine Mitbewohnerin? Die Kurse beginnen doch bereits morgen, das Semester startet, ich hätte sie gerne kennengelernt.«

Meine Mutter holt einen Teller aus der kleinen Kochnische und schüttet die Kekse, die sie aus dem Café bei uns an der Ecke besorgt hat, auf dem Teller aus. Sie sind mit Marshmallows und Spekulatius bestückt, köstlich. Auch eine Sache, die mir fehlen wird, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass ich durch meine Mutter regelmäßig in den Genuss davon kommen werde.

»Mir wurde gestern im Büro bei der Anmeldung gesagt, dass meine Mitbewohnerin starkes Asthma hat, deswegen wird sie das nächste halbe Jahr noch weiter von zu Hause aus studieren, danach wird die Familie neu entscheiden.« Verständnisvoll wie immer nickt meine Mutter und ihre großen blauen Augen streifen liebevoll mein Gesicht. »Ich verstehe, das letzte Jahr war für uns alle schwer und manche brauchen noch etwas Zeit, mir wäre es ja auch lieber gewesen ...«

Ich hebe lachend die Hand und bringe das Bild von unserem letzten Abend in der Highschool an. Meghan, Akira und ich. Wir haben es zusammen durch die Highschool-Zeit geschafft, danach sollten sich unsere Wege trennen. Ich bin hier in San Francisco an der Universität angenommen worden, Akira arbeitet im Imperium ihres Vaters in der Musikindustrie und unsere fleißige Meghan hat es nach Harvard geschafft.

Als das Virus, kurz bevor dieses letzte Bild aufgenommen wurde, ausgebrochen ist, haben wir es nicht ernst genommen. Wir dachten, das legt sich nach einigen Wochen wieder, doch das war nicht so. Unser ganzer Abschluss stand unter diesem Schatten und auch unser erstes Studienjahr mussten wir von zu Hause aus absolvieren. So hatten wir zwar noch einige Zeit länger zu Hause, doch es war anstrengend, wir haben das erste Jahr quasi völlig isoliert gelernt. Ich war nur zu den Prüfungen hier am Campus. Ich hatte wirklich Angst, dass auch das zweite Studienjahr so beginnt, doch das Virus ist unter Kontrolle und unsere Leben gehen weiter. Zumindest für die meisten.

»Na gut, du hast jetzt deine letzten Kisten, ich habe den Kaffee am Campus probiert und für grauenvoll befunden, somit sollte ich meinen Teil erfüllt haben. Ich muss zur Schule, ich habe gleich meinen ersten Termin. Wenn du Lust hast, komm am Wochenende zum Grillen vorbei, so würde es doch eine normale Familie handhaben, oder?«

The Game of Trust - San Francisco DevilsOù les histoires vivent. Découvrez maintenant