Kapitel 3

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Überraschend ausgeschlafen wachte ich am nächsten Morgen auf. Ein Blick auf die Uhr und "überraschend+Morgen" schienen mir nicht mehr so passend. Es war bereits 14.00 Uhr und die Sonne schien mir ins Gesicht. Tagsüber ging es mir eigentlich meistens ganz gut- eher Nachts überkommen mich meine Gefühle. Ich stand also tatkräftig und voller Energie auf und begab mich als erstes gleich mal in die Küche. Dort lag die heutige Zeitung und oben drauf ein Zettel. "Ich bin bereits in meine Praxis gegangen, du hast so schön geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken. Ich bin heute um 18.00 Uhr Zuhause- ich habe dir deinen Schlüssel auf den Esstisch gelegt, falls du nach draussen wollen würdest. Genieße deinen Tag. Küsschen Marc." Ich lächelte, mein Bruder war ein Schatz. Ich machte mir einen Kaffe und blickte dann auf die Zeitung. Mein Kaffe verliess gleich wieder mein Mund und ich spuckte ihn über die ganze Kücheninsel. Zum einen weil er scheisse heiss war, und zum anderen vor Schock. Auf der Titelseite der Zeitung stand in Fett gedruckten Buchstaben "Fussballstar Neymar Jr. kehrt nach seiner tollen Leistung wieder nach Barcelona zurück" Darunter war ein riesiges Bild, und ich betone RIESIG!!! Es sollte wohl Neymar zeigen- doch von dem sah man hinter all der Security gerade mal ein Ohr oder so. Das Einzige was man wirklich sah, war MICH!! Mich auf dem Boden auf dem Flughafen. Ich sah, gelinde gesagt, nicht gerade vorteilhaft aus. Ich hatte meine Backen aufgeplustert, sah gerade die Frau mit einem mörderischen Blick an und pustete mir meine wirklich sehr wilden Haare aus dem Gesicht. Ausserdem lag ich da wie ein Wurm. 

Ich will nicht leugnen. Ich habe zuerst einmal kräftig geschrien. Deshalb also dieser Aufstand. Wegen diesem Neymar. Ich hatte nicht sonderlich viel mit Fussball am Hut, doch von ihm hatte selbst ich schon mal gehört. Dennoch stalkte ich ihn zuerst ein bisschen. Es gab Unmengen von Artikeln über ihn, der Typ schien wirklich gut zu sein und gerade in Barcelona wurde er besonders gefeiert. Ein Blick auf seine Instagram Fotos zeigte mir, dass er wohl auch nicht gerade schlecht aussah. Wirklich nicht schlecht. Eigentlich sogar sehr gut. Ach machen wir uns nichts vor- der Typ war heiss, eine richtige Kanone. Dennoch, er schien mir recht arrogant. Kein Wunder- wenn über mich ständig geschrieben werden würde, was für eine Fussballgöttin ich doch sei, würde ich 222 Millionen Franken Wert sein und hätte ich einen Fanclub von Männern, die mich in den Himmel loben und mich als richtige Aphrodite fühlen lassen würden, hätte ich wohl auch ein gewisses Ego angenommen. Doch ich hielt nunmal einfach nicht viel von eingebildeten Berühmtheiten- Ich weiss keine Vorurteile und so, doch ich will damit einfach sagen, dass ich nicht einfach deswegen einen riesen Crush auf sie schiebe und ihnen zu Füsse liege. 

Am meisten beschäftigen tat mich allerdings immer noch dieses dämliche Bild. Ganz Barcelona sah das- nicht Neymar, sondern mich- da haben die Paparazzis wirklich gute Arbeit geleistet. Gibt es nicht irgendwo ein Menschenrecht, dass man nicht einfach Fotos von mir machen kann? Scheinbar nicht und wenn schon, dann schien das denen ziemlich am Hintern vorbei zu gehen. 

Um mich abzuregen, stellte ich mich gleich unter die Dusche. Ob ich zuerst schreiend rausgehüpft bin, weil das Wasser mindestens 100° heiss war? Möglich. 

Danach zog ich mich um. Eine schöne weisse Bluse und hellblaue kurze Hosen. Ich habe mir eigentlich immer ganz gut gefallen. Ich habe blonde etwas längere Haare und blaue Augen. Mein Seitenprofil hatte ich immer gehasst- ich habe ein sehr spitzes Kinn und von der Seite eine etwas krumme Nase. Doch jetzt, habe ich mich damit angefreundet. Es machte mich auf eine gewisse Weise aus und irgendwie gefällt es mir fast. Na gut gefallen ist vielleicht übertrieben, doch es stört mich zumindest nicht mehr. Ich bin 1.70m gross- eher etwas grösser als der Durchschnitt. Mit meinem Körper war ich schon immer zufrieden. Klar an den Hüften hatte ich vielleicht das eint oder andere Kilo zu viel und meine Oberschenkel zierten ein Paar Dehnungsstreifen. Dafür waren meine Beine aber lang und meine Taille eher schmal. So hatte ich nie ein Problem mit mir. Ich bin nicht perfekt- aber wer ist das schon. Ausserdem würden mich meine "Imperfektionen" bei jemand anderem nie stören, also wieso bei mir? 

Nachdem ich mich lange und ausgiebig im Spiegel betrachtet hatte, fiel mir ein, dass ich eigentlich nirgendwo hin möchte. Ich hatte überhaupt keine Lust nach draussen zu gehen, also schlüpfte ich dann doch wieder in mein Pyjama zurück und haute mich auf die Couch. Wie ein Burrito eingewickelt lag ich dort und bingte H2O durch. Eine super Serie- kann ich jedem empfehlen. Hilft bei jeder Lebenssituation. 

Als mein Bruder pünktlich um 18.00 Uhr nach Hause kam- lag ich immer noch in der gleichen Position wie vor 4 Stunden auf dem Sofa. Ich war sogar zu faul zum Kühlschrank zu gehen, um mir was zu essen zu holen. Aber jetzt mal ehrlich, wer kennt das nicht? "Bitte sag mir, dass du Ice creme hast, Marc!" "Schon- aber das gibts erst zum Dessert." Fassungslos starrte ich ihn an. Man sah ihm an, dass ihm langsam unwohl wurde. So drehte er sich um und lief in die Küche. "Ich koche uns zuerst etwas richtiges zu essen." "Ice creme ist was richtiges zu essen!" "Ach ich dachte da eher an etwas wie Piccata Milanese." Er zuckte mit den Schultern. Das war mein Lieblingsessen! "JAAAAAAA!!!!" Ich stürmte in die Küche und umarmte ihn fest. Er lachte laut auf. Er wusste genau, wie wichtig mir Essen war. 

So endete ich voltgefressen auf dem Sofa. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend. Zuerst assen wir gemeinsam und erzählten uns von unserem Tag, wobei es bei mir nicht sonderlich viel zu erzählen gab. Dafür bei ihm und seinem Job. Und danach assen wir Ice creme und schauten auf meinen Wunsch hin Titanic. Ich gebe zu. Ich heulte. Und wurde wütend. Und heulte wieder. Ich verstehe bis heute nicht, wieso Rose, nachdem sie bereits im Rettungsboot war, wieder zurück ins sinkende Schiff sprang. Hätte sie dies nicht getan, so hätte Jack dieses Holzbrett alleine für sich gehabt und ebenfalls überlebt. Happy end für alle. Aber nein. Dafür heulte ich jetzt. 

Wieder um Mitternacht lag ich unter meiner Bettdecke und versuchte einzuschlafen. Dies schaffte ich allerdings nicht, ohne zuerst ein Paar Tränen zu verdrücken und für mich zu meinen Eltern zu sprechen. Ich weiss nicht, ob sie mich wirklich hören können- ich hoffe es und es spendet mir Trost. Ich fühle mich danach besser, völlig nebensächlich ob es bei ihnen ankommt oder nicht. Auch diese Nacht wurde ich von einem Alptraum nicht verschont- Ich hielt mich einfach an der Hoffnung fest, dass diese irgendwann immer weniger werden.

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Ich habe jetzt spontan doch noch ein Kapitel geschrieben- Qualitativ weiss ich jetzt nicht, aber wir werden sehen. 

Ich für meinen Teil gehe jetzt schlafen- ich muss um 5.30 Uhr für die Schule aufstehen. Wann müsst ihr aufstehen?

Wenn ihr mich fragt, ist alles vor 11 Uhr zu früh;) 

Gute Nacht euch Allen✨

Barcelona mit NeymarOù les histoires vivent. Découvrez maintenant