X. Die Hundejacke

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Der nächste Tag verlief erstaunlich ruhig dagegen. Wahrscheinlich, weil alle noch fertig von der gestrigen Feier waren. Da aber Samstag war und wir keine Schule hatten, war das alles kein großes Problem.

Dude und ich entschieden uns am Nachmittag einen großen Spaziergang ums Gelände zu machen. Nur das Rascheln des Laubes und leise Tiergeräusche in der Ferne, als wir ein wenig durch den anliegenden Wald schlenderten.

Als wir uns wieder der Schule näherten, fanden wir immer mehr Schüler. Erneut in unserem Zimmer angekommen, lag Heidi vertieft in ein Buch auf ihrem Bett. Doch als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, klappte sie das Buch zu, wobei sie einen Finger in der Seite ließ, um zu wissen, wo sie war.

"Du hattest Besuch." Als ich sie fragend ansah, trällerte sie weiter. "Carlos war hier." Ich lachte sanft und schüttelte den Kopf. "So schnell wirst du mich nicht in Ruhe lassen, huh?" Heidi nickte grinsend. "Ihr habt den ganzen Abend miteinander getanzt. Das hat schon etwas zu heißen."

Ihre Anspielung ignorierend, ging ich wieder auf das ursprüngliche Thema ein. "Hat er gesagt, was er wollte?" "Er wollte dir irgendetwas zeigen. Keine Ahnung was." "Okay?"

Heidi klappte erneut ihr Buch auf und las weiter, während ich die Tür öffnete. Bevor ich rausging, kam Dude mir zuvor.

Wir gingen zusammen eine Etage weiter hoch zu dem Zimmer von Carlos und Jay. Dude bellte, bevor ich klopfte und Carlos stand wenig später in der Tür. "Du wolltest mir was zeigen, wurde mir gesagt?" Er nickte und öffnete die Tür weiter, bevor er reinging. Dude folgte ihm und sprang aufs Bett, während ich mich gegen die Wand lehnte.

Carlos kramte aus seinem Schrank etwas heraus. "Das ist für Dude." Er hielt mir eine schwarz, weiß, rote Hundejacke mit zwei gekreuzten Knochen auf dem Rücken hin. Seine Farben und sein Symbol.

"Ich dachte mir, ich sollte dich vorher fragen." Ich nahm sie ihm aus der Hand und betrachtete das bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Design. "Hast du das gemacht?" Ich hörte ihn verlegen lachen. Als ich zu ihm hochsah, kratze er sich gerade am Hinterkopf. "Der Sohn eines verrückten Designers zu sein, hat wohl ab und zu seine Vorteile. Evie hat mir aber bei den Näharbeiten geholfen ... Gefällt es dir?", fragte er vorsichtig.

"Du willst mich doch auf den Arm nehmen, oder? Das ist fantastisch. Dude, komm her." Besagter Hund rührte sich keinen Zentimeter und drehte sich dann auch noch von mir weg. Carlos konnte sich das Lachen nicht verkneifen, während ich genervt stöhnte.

Nachdem Carlos sich beruhigt hatte, versuchte er es und wie um mir eins auszuwischen, reagierte Dude sofort. Ich reichte Carlos die Jacke, bevor er sie Dude anzog und ein paar Schritte wegtrat. Dude schien im ersten Moment nicht ganz zu wissen, was er mit seiner neuen Garderobe anfangen sollte, doch nach einiger Zeit des herum Schnüffelns und Laufen, hatte er sich damit angefreundet.

"Ihm scheint es auch zu gefallen", kommentierte ich und Carlos stimmte summend zu. Danach fielen wir in eine leicht unangenehme Stille, während wir beide Dude ansahen. Ich wollte irgendetwas sagen, nur um dieses mulmige Gefühl wegzubekommen, doch Carlos kam mir zuvor.

"Ich wollte mich noch für gestern Abend bedanken." Ich drehte mich zu ihm, wobei sich unsere Blicke sofort trafen. "Ich mich bei dir auch. Du bist ein wirklich guter Tänzer." Er lachte sanft. "Danke ... du warst wirklich schön - Äh ich meinte, das war wirklich schön ... Nicht, dass du nicht gut aussahst, denn das hast du, aber-"stammelte er vor sich hin.

Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen, während ich versuchte die Rotfärbung meiner Wangen zu stoppen. "Carlos. Tief durchatmen." Solltest du auch mal versuchen, Mädchen. Sonst glühst du. "Das Kompliment nehme ich gerne an, aber du sahst auch nicht schlecht aus." Er legte seine Hand in den Nacken und lächelte, während er auch rot wurde. Kann er noch süßer aussehen?

"Ich kann nur nicht ganz verstehen, wann mein Kleid angekokelt wurde. Gestern war doch eigentlich nirgends Feuer, wenn ich mich recht erinnere", murmelte ich, während ich von Carlos nur ein leises "oh" hörte.

Als ich fragend zu ihm hochsah, lächelte er unsicher und begann meine ziemlich große Wissenslücke aufzufüllen. Denn als Maleficent gestern kam, ließ sie alle einfrieren (so weit waren wir schon) und verwandelte sich danach in einen Drachen. Einen feuer speienden Drachen, was das angekokelte Kleid erklärt. Sie jagte die vier VKs durch den ganzen Saal, bis Mal sie aufhielt und sie auf die Größe der Liebe in ihrem Herzen schrumpfte. Eine mini Eidechse. Danach wurden wir wieder wach.

Während er sprach, hatte er die ganze Zeit eine entschuldigende Miene aufgesetzt. "Es tut mir wirklich leid, was gestern passiert ist. Hätten wir gewusst, dass wir hier so akzeptiert werden, dann wäre das nicht passiert."

Ich weiß nicht, was ich mir gedacht hatte, aber im nächsten Moment hatte ich ihn in eine Umarmung eingeschlossen. "Es ist nichts passiert. Ich bin froh, dass ihr noch hier seit." Er blieb zuerst stocksteif stehen, doch dann schloss er ebenfalls die Arme um mich, wenn auch übertrieben vorsichtig. Man hätte meinen können, ich wäre aus Glas, so sanft hatte er mich nur berührt. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen Terror.

"Erschreck' mich bitte nie mehr so wie gestern." Er lachte sanft, während wir voneinander losließen. "Versprochen. So schnell wirst du mich nicht mehr los."

Das will ich auch gar nicht.

Freundin des Feindes (Carlos - Descendants)Where stories live. Discover now