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Ian


Es war mal wieder eine dieser Nächte. Eine der Nächte die sich anfühlten als würden sie niemals vorbeigehen, in denen jede Sekunde sich dahinzog wie mehrere Stunden und die Zeit irgendwie nicht ganz normal verlief, sondern langsamd dahinwogte wie eine zähe, undurchdringliche Masse.

Ian wusste ganz genau was mit ihm los war, es war eine seiner depressiven Phasen under wusste auch ganz genau dass er es hätte vermeiden können so tief hineinzurutschen, wenn er nicht mal wieder absichtlich alle Warnsignale ignoriert hätte. Es war ja nicht so als würde er es nicht kommen sehen. Schon seit Tagen fühlte er sich nicht ganz richtig, es war schwer zu beschreiben aber irgendwas stimmte nicht, auch wenn er es nie genau auf den Punkt bringen konnte. So als schwebte etwas genau am Rande seines Blickfeldes, und jedes Mal wenn er versuchte den Kopf weit genug zu drehen, rückte es weiter weg, aber es blieb da, es lauerte und machte ihn unruhig und gereizt. Auch äußerlich merkte man es Ian an das etwas nicht stimmte, wenn mann nur wusste wo genau man hinzuschauen hatte. Es waren die kleinen Veränderungen. Die wunden, bis auf die Haut abgebissenen Fingernägel, das seit Tagen nicht mehr gewaschenen Haare, die Art wie er Augenkontakt vermied und wie sein Lächeln nie ganz seine Auge nerreichte wie sein Gesicht sich in eine ausdruckslose ins Nichts starrende Maske verwandelte wenn niemand ihn beobachtete.

Aber Ian war Meister der Selbstsabotage, er verstand sich sehr gut darauf, extrem gründlich alle seine Gefühle (oder der Mangel eben dieser) vor seinen Geschwistern zu verstecken und ihnen vorzupielen dass es ihm gut ginge. Es war ja sowieso nicht so als würden sie ihn zur Zeit viel beachten, Fiona und Lip hatten genug mit ihren eigenen Problemen zu tun und die anderen waren noch zu jung um Ians psychischen Zustand wirklich zu verstehen, es war also nicht besonders schwer sie zu täuschen.

Der Einzige, der ihn mit absoluter Sicherheit sofort durchschauen würde war Mickey. Und aus genau diesem Grund ignorierte Ian seit Tagen alle seine Nachrichten und hätte sich dafür extrem schuldig gefühlt, wenn er denn in der Lage gewesen wäre etwas zu fühlen.

Es war jetzt fast genau halb drei Uhr nachts und Ian zündete sich seine nächste Zigarette an, die letzte der Packung, wie er resigniert bemerkte und er warf die leere Schachtel schwungevoll gegen die Zimmerwand wo sie zu Boden fiel und neben leeren Bierdosen, schmutzigen Socken und seinem vibririerenden Handy mit 11 ungelesenen Nachrichten liegen blieb. Im ganzen Raum herrschte absolutes Chaos. Nicht dass die Gallaghers normalerweise eine besonders saubere Familie waren, aber die Tasache dass Ian vor ein paar Stunden in einem verzweifelten Versuch sich irgendwie zu beschäftigen und von der absoluten Leere in seinem Kopf abzulenken seinen kompletten Kleiderschrank ausgeräumt und umsortiert hatte,halfen der Ordnung nicht wirklich.

Natürlich hatte Ian wie so oft inmitten seiner genialen Idee einfach aufgegeben weil die Depression ihn plötzlich so lahmlegte dass er sich nur noch inmitten kläglicher Stapel von Kleidungstücken aufs Bett werfen und dort bis auf unbestimmte Zeit regungslos liegenbleiben konnte.

Er hatte sich erst wieder bewegt, als ihm das Genick durch seine ungemütliche Liegeposition so wehgetan hatte dass er dachte ihm würde der Kopf abfallen (was ihm um ehrlich zu sein gar nicht so unwillkommen gewesen wäre), und auch dann hatte er nicht mehr geschafft als sich im Bett aufzusetzen so dass er sich an die kühle Wand lehen konnte und sich seine Zigarettenschachtel aus der Nachttischschublade zu angeln. Und eben diese war jetzt unglückerlicherweise leer und um sich eine neue aus Lips unausschöpflichem Vorrat zu klauen, hätte er aufstehen und das Zimmer durchqueren müssen, was ihm in seinem momentanen Zustand genauso unmöglich beschwärlich erschien als den beschissenen Mount Everst zu besteigen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 08, 2022 ⏰

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