06 - neu

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Amber



„Du siehst wonderful aus...", murmelte Jamal mir ins Ohr, während er mit seiner Hand sanft meine Hüfte streifte. Sofort machte mein Herz einen Satz und schlug mit 180 weiter.
Meine Haut kribbelte am gesamten Körper.
Ich stand von oben bis unten unter Strom.
Lächelnd küsste ich seine Wange.

„Wohin entführst du mich denn?", fragte ich neugierig nach.
„An einen ganz besonderen Ort...", lächelte er geheimnisvoll.
Bevor ich überhaupt über eine passende Antwort nachdenken konnte, blieb er aus dem nichts stehen.
„Und das hier ist er...", mein Blick wanderte von Jamal zu dem, was vor uns lag.
Es war ein altes, mit Efeu und Wein bewachsenes Haus.
Ein originales italienisches Restaurant. Und es sah einfach nur nach einem Traum aus, als wäre es meiner Fantasie gerade so entsprungen.

Vor dem eigentlichen Gebäude befand sind eine Veranda, welche mit unendlich vielen leuchtenden Laternen und Lichterketten in Szene gesetzt wurde.
Viele kleine runde Tische standen auf dieser, auf welchen jeweils Kerzen in Weinflaschen positioniert waren.
„Wow...das könnte von Pinterest sein...", sprachlos stand ich an Ort und Stelle. Gefesselt vom Anblick.
Jamals warme Hand lag in meiner.
Es war perfekt.
Wie in einem Traum.
Nur dass das hier gerade die Wirklichkeit war, es war mein Leben.

„Definitiv...Komm wir gehen rein, da werden dir endgültig die Worte fehlen...", lachte er und zog mich unter den leuchtenden Lichterketten, und zwischen den kleinen Tischen zur Eingangstür.
Wir betraten das Restaurant.
Und was soll ich sagen...mein Freund hatte recht, mir fehlten die Worte für das, was sich gerade vor mir erstreckte.
„Und was sagst du? Um ehrlich zu sein, hatte ich etwas Angst, dass das Internet lügt, aber wenn ich mich hier so umsehe...", er stoppte und drehte sich einmal um sich selbst.
Vor uns offenbarte sich ein alter Weinkeller.
In der Mitte des Raumes befand sich ein alter Baum, welcher mit Glühbirnen bestückt war. Seine Äste reichten bis zur Decke und erstreckten sich über das gesamte Restaurant. Über jeder Tischnische befand sich zusätzlich eine Lampe, welche ebenfalls am Kabel berankt war, und zu dem Flair perfekt harmonierte.
Die gesamte Garnitur bestand mehr aus Grün, als aus sichtbaren Möbeln.
Ich liebte es.
Und wie auch draußen, standen Kerzen in Weinflaschen auf den Tischen. Der Wachs haftete an der Flasche, er musste hinunter geflossen sein.
Im hinteren Teil schenkte das rot-orange leuchtende Feuer eines Kamins Licht und Wärme, er passte wirklich perfekt an diesen Ort.
Die Atmosphäre war einfach heimlich, man fühlte sich hier direkt wohl.

„Jamal ich-", ehrlich entzückt, auch wenn ich gedacht hatte, nie im Leben dieses Wort zu verwenden, wendete ich meinen Blick meinem Freund zu. „Ich kann das nicht glauben, es sieht einfach so unwirklich schön aus.", ich legte meine Hand in seine, die andere an seine Wange.
Sie war stoppelig, da er seinen Rasierer Zuhause vergessen hatte und nun mit einem Dreitagebart leben musste...oder eher ich.
„Danke...", murmelte ich und streckte mich mit diesen Worten seinen Lippen entgegen. Sein warmer Atem traf auf meine Lippen, bevor sie sich berührten und wir ineinander versanken.
Seine Lippen waren warm und rau...durch mir rauschte das Gefühl des Glücks.
In mir loderte es und mein Herz schlug laut und schnell gegen meine Rippen, so dass ich es in meinen Ohren hörte.
Seine Hand hatte er an meiner Hüfte platziert und strich sanft über meine Haut, es kribbelte und fühlte sich unbeschreiblich gut an. Als wäre sie genau dafür bestimmt worden von ihm berührt zu werden.

Ich löste mich von ihm.
Ich nahm seinen schweren Atem wahr und seine minimal errötete Wangen.
Wir sahen uns in die Augen, tief und innig. Gefühle waren in seinen zu lesen, welche man mit Wörter nicht im Leben fassen konnte.

„Herr Musiala?", eine männliche Stimme riss uns aus unserem Film.
„Ja?", räusperte sich Jamal und auch ich drehte mich herum.
„Sie suchen bestimmt ihren Tisch...", lächelte der ältere Kellner uns an. Er sah sympathisch aus und sicher schon jahrelang in diesem Beruf tätig.
„Ja genau..."
„Dann folgen sie mir bitte...", der Mann eilte in den hinteren Bereich des Restaurants, wir folgten ihm.

„Ich habe mir erlaubt ihnen einen Tisch mit etwas mehr Privatsphäre zu geben. Hier wären wir.", er machte eine Handbewegung zu einem der Tische, welche durch eine bewachsene Steinwand wirklich sehr von dem offenen Teil des Raumes getrennt war.
„Dankeschön, dass ist sehr zuvorkommend.", bedankte sich Jamal und wir setzten uns einander gegenüber.

„Dieses Restaurant ist einfach ein Traum.", sprach ich den älteren an. „Es sieht aus, als wäre man in einem alten Weinkeller, zugleich aber auch als  befände man sich auf einem Weinberg."
„Ja das stimmt, genau diesen Flair wollten wir kreieren...meine Familie und ich bauen unseren eigenen Wein an. Mein Vater schenkte meiner Mutter zu ihrer Hochzeit dieses Restaurant, ein Traum ihrerseits, da sie eine begabte Köchin war. Sie lebte für dieses Restaurant.", gedankenfern sah der Mann über die Tische.
„Sie lebt hier immer noch weiter...", Wörter die meinen Mund verließen. Auch wenn ich seine Mutter nicht kannte, fühlte es sich tatsächlich an, als würden Liebe und Heimat hier Zuhause sein.
„Ja...", lächelte der Kellner.
Er tätigte eine schnelle Handbewegung neben sich und zog zwei Speisekarten hervor. „Hier, ich werde in ein paar Minuten wieder kommen."
„Danke sehr...ich hätte noch eine Frage...verkaufen sie hier auch ihren eigenen Wein?", erkundigte sich Jamal. 
In den Augen des älteren Mannes blitzte es einen Moment lang auf. Ich wusste, dass Jamal es für ihn machte, da weder er, noch ich besondere Weinliebhaber waren.
„Ja, sowohl im Restaurant als auch zum mitnehmen. «Amore segreto» ist sein Name.", er deutete auf ein Bild der Karte.
„Was bedeutet der Name?"
„Heimliche Liebe...mein Großvater und Großmutter durften sich eine Zeit lang nicht lieben, aus politischen Gründen, aber was soll man schon machen...Man kann Liebe nicht verhindern, sie kommt und trifft einen, egal was man dagegen versucht zu unternehmen. Irgendwie ist man schon machtlos dagegen, deswegen der Name. Sie haben es geschafft und sich geliebt, wenn auch erst heimlich.", erzählte er.
„Das klingt...ehrlich. Und so ist es auch, Liebe ist unberechenbar.", antworte mein Freund und sah zu mir. Wir dachten an dasselbe, an die Zeit von vor ein paar Monaten, als ich mich gegen meine Liebe zu ihm gewehrt, er aber gekämpft hatte. Und dafür bin ich jeden Tag dankbar. „Wir würden gerne eine Flasche von ihrem Wein mitnehmen."
„Gerne...", lächelte der Mann.
Und mit diesen Worten verschwand der Kellner und wir beide widmenten uns den Speisekarten.

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ein Mädchentraum, oder?


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...

Bambi 2  || Jamal Musiala  Where stories live. Discover now