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Felix/Pov

Die Dämmerung brach schneller über uns herein, als gedacht. Ehe ich mich versah stand Chan schon eifrig in der Küche und versuchte sich an einem komplizierten Rezept, dass eigentlich für einen Biskuite Kuchen gedacht war, doch der Teig schien meinem Cousin nicht wirklich gelingen zu wollen. Er fluchte am laufenden Band und ich befürchtete schon, dass er die volle Schüssel in die Spüle pfeffern würde.

Um ihn etwas zu entlasten kümmerte ich mich um das selbstgemachte Kimchi, doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Vor allem, weil ich nicht unbedingt über die besten Kochkünste verfügte.

„Hast du Jeongin eigentlich erreicht?", fragte ich und beäugte skeptisch den Kochtopf, in dem das Kimchi vor sich hin blubberte.

Chan stellte geräuschvoll die Schüssel beiseite. „Bislang noch nicht. Ich hab ihm seine ganze Mailbox zu getextet, aber ich warte immer noch auf seinen Rückruf. Ich kann es ihm ja noch nicht einmal verübeln, dass er mich ignoriert."

Ich stocherte mit meinem Kochlöffel durch den eingelegten Chinakohl und verzog mitleidig den Mund. Jeongin war mir seit meinem Aufenthalt sehr ans Herz gewachsen und ich vermisste das niedliche Kichern, mit dem er Chans Wohnung ausgefüllt hatte. Doch ich konnte seine Enttäuschung so gut nachempfinden.

„Ich denke nicht, dass er noch kommt", meinte Chan geknickt, dass ich ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte. „Jetzt warte doch erstmal ab."

„Ich hab nur Angst, dass er den ganzen Abend allein in seiner Wohnung sitzt. Er soll sich doch nicht einsam fühlen", sagte Chan frustriert, dass ich verwirrt die Brauen zusammenzog. „Feiert er nicht bei seinen Eltern?"

„Sie wohnen in Busan. Jeongin ist noch nicht allzu lange in Seoul, deswegen hat er auch noch keine richtigen Kontakte knüpfen können. Ich wollte doch, dass wir Weihnachten zu dritt verbringen", etwas glitzerte in Chans Augen, was mich augenblicklich stutzig machte. Nicht etwa, weil er sich so langsam seine Gefühle eingestand, sondern weil ich ihn das erste Mal, seit etlichen Jahren dabei ertappte wie er eine Träne vergoss.

Ich schloss meinen, sonst so resoluten Cousin in die Arme und strich ihm vorsichtig über den Rücken. „Ich bin mir sicher, dass Jeongin vorbeikommt. Du weißt doch, wie viel du ihm bedeutest. Er wird dir verzeihen."

Chan nickte hastig und löste sich aus meiner Umklammerung, ehe er sich über die feuchten Augen fuhr und auf den Plastikbeutel deutete. „Ich bring kurz den Müll nach unten, dass es hier sauber ist."

Ich stellte mich ihm trotzig in den Weg und schüttelte entschieden den Kopf. „Ich bring ihn nach unten."

Bevor Chan auch nur ansatzweise protestieren konnte, hatte ich nach dem besagten Beutel gegriffen und verließ eiligen Schrittes die Wohnung. Doch ich verharrte auch genauso schnell wieder in meiner Bewegung, als ich die hektischen Stimmen, die im Treppenhaus widerhallten, vernahm.

„Jetzt beeil dich doch endlich!", ertönte eine männliche Stimme, die von einem leisen Fluchen begleitet wurde.

„Dass du auch immer so drängeln musst", zischte jemand anderes beleidigt.

Ich mochte es mir bloß einbilden, doch aus irgendeinem Grund kamen mir ihre Stimmen ziemlich bekannt vor. Allerdings konnte ich sie noch niemandem zuordnen.

Erst als zwei junge Koreaner die Treppen nach oben stiegen, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Verblüfft ließ ich den Müllbeutel auf den Boden sinken und musterte den kleineren Blondschopf neugierig. „Jisung?"

Give Me Your Love For Christmas // CHANGLIXWhere stories live. Discover now