Sara

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Nie im Leben hätte ich mich früher mit einem Mädchen wie ihr abgegeben. Wer hätte gedacht das ich je mit einem Mädchen das aussah, als lebte sie unter der Brücke, zum Skate Park fahren würde. Zum Skate Park! Layla hätte mich ausgelacht. Ich vermisste meine alten Freunde so. Ich hatte sie vor zwei Tagen zuletzt gesehen, aber die Tatsache, dass sie 5 Stunden entfernt wohnten, schmerzte. Ich würde meine ganze Clique vermutlich nie wieder sehen, denn mich konnte man gut ersetzen. Es gab tausende Mädchen wie mich. Tausende Saras. Hier hatte ich keine Freunde. Ich kam mir dämlich vor, wie verzweifelt ich versucht hatte, mit Vivi zu reden. Jetzt saßen wir uns schweigend im Bus gegenüber, und ich musterte sie, während sie Musik hörte und aus dem Fenster starrte. Ihre Jeans sah aus, als wäre sie aus der Männerabteilung, was ich mir sogar wirklich gut vorstellen konnte. Das Skate Board, das sie auf ihrem Schoß posiert hatte, war dreckig und kaputt, und die Farbe bröckelte stark ab. Ihr Oberteil sollte womöglich eng anliegen, schlabberte jedoch an ihr. Sie hatte wenig Oberweite und war extrem dünn. Ich hätte mich nicht so unpassend zu meiner Figur angezogen. Mit der Zeit hatte ich bemerkt, das mir kurze Jeans Hosen überhaupt nicht standen. Dadurch sahen meine Oberschenkel ungesund dünn aus. Ich hatte letzten Sommer alle Sommerhose weggeschmissen und sie durch Röcke ersetzt. Es schien, als würde Vivis Aussehen sie gar nicht interessieren. Ich konnte solche Menschen nicht verstehen. Machten sie sich keine Gedanken, was andere über sie dachten? Was Jungs über sie dachten? "Vielleicht können wir ja am Wochenende feiern gehen", überlegte ich laut. Vivi schaute mich unüberzeugt an. "Welche Clubs gibt es in der Nähe, in die man mit 15 darf?", fragte ich. Wenn ich nicht bald wieder einen Club betrat, würde ich den Verstand verlieren. Ich brauchte das. Alkohol. Musik. Jungs. Das war Teil meines Lebens. "Keine Ahnung", sagte Vivi. "Was machst du denn sonst am Wochenende?", hakte ich nach. Sie zeigte auf ihr Skate Board. "Ehrlich? Du warst noch nie feiern?", fragte ich fassungslos. Sie schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich wollte aussteigen. Sie war so anders, ich würde kein Tag mit ihr überstehen. Komisch, das ich auch nur daran gedacht hatte, mit einer wie ihr befreundet zu sein. Sie verbrachte womöglich den ganzen Tag einzig und allein mit rauchen und skaten. Bei dem Gedanken wurde mir flau im Magen. Wenn meine Mutter sie sehen würde, wäre sie ausgerastet. Sie legte viel Wert auf meine Freunde. Sie legte großen Wert auf alles was mich betraf. Noten. Geld. Liebe. Hobbys. Es musste alles perfekt sein. Manchmal kam ich mir vor, das sie mich mit Geld bestach. Meine Familie hatte viel Geld, und ich hatte sehr viel Recht darauf, obwohl ich nichts dafür leistete und erst 15 war. Ich war einfach nur die Tochter, die meine Eltern sich wünschten, und dafür bekam ich alles was ich wollte. Es klingt dumm, aber abgesehen von Vivis Aussehen merkte ich, dass es bei ihr anders war. Ich konnte in ihren Augen sehen, das sie das Gegenteil von meinem Leben lebte. Ich überlegte. Mit Sicherheit hatte sie ein total schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern, und Einzelkind war sie sicherlich auch nicht. Manchmal fühlte es sich für mich so an, als ob ich eine Gabe hätte, das Leben anderer Menschen zu erraten. Zu gern würde ich sie danach fragen, aber angesichts meiner Vermutungen wollte ich dieses heikle Thema nicht ansprechen. 

reasons for killingWhere stories live. Discover now