Woche 1

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Bill starrte an die Decke. Das Bett im Zimmer von Regulus Black war nicht unbequem, aber trotz allem, fand er keinen Schlaf. Viel ging ihm im Kopf rum. Wie sollten sie die nächsten Wochen hier verbringen. Weder er noch, Harry durften vor die Tür. Es gab zwar einen kleinen völlig verwilderten Garten, aber das war es dann auch schon. Das Haus war riesig und bot sicher allerhand Beschäftigung, aber ob Harry das auch wollte, stand auf einem anderen Blatt. Bill machte sich Sorgen um den jungen Mann. Dieser war kaum sechzehn und hatte schon wieder jemanden in seinem Leben verloren, der wahrscheinlich einer Familie am nächsten kam, denn Bill wusste auch, dass Harrys Verwandten ihn nicht sonderlich gut behandelten, wenn man Rons Aussagen glauben konnte. Und jetzt musste er die nächsten Wochen hier verbringen, ohne seine Freunde und mit seinem verhassten Lehrer. Bill wusste durchaus, warum Severus, Harry gegenüber so war, wie er eben war, aber verstehen konnte er es nicht. Harry konnte nichts für das, was sein Vater und auch Sirius, Severus angetan hatten und doch ließ ihn dieser spüren, wie sehr er ihn verachtete. Seufzend drehte sich Bill auf die andere Seite und schloss die Augen. Er dämmerte gerade weg, als ein Schrei ihn hochfahren ließ. Sofort war er auf den Beinen und stürzte aus dem Raum. Der Schrei kam aus Harrys Zimmer. Er riss die Tür auf und erkannte, dass Harry sich im Bett hin und herwarf. Bill eilte zum Bett und rüttelte an den Schultern des anderen.

»Harry! Harry, es ist nur ein Traum, du musst aufwachen«, sagte er immer wieder und irgendwann riss Harry die Augen auf und starrte Bill schweratmend an.

»Geht es?«, fragte dieser und ließ ihn los.

»J-Ja ... denke schon«, keuchte Harry und wischte sich die schweißnassen Haare aus der Stirn. Bill setzte sich auf die Bettkante.

»Was bei Merlin hast du denn geträumt?«, fragte er. Harry zuckte mit den Schultern und Bill ahnte, dass er log.

»Na gut. Du solltest probieren wieder einzuschlafen. Es ist noch mitten in der Nacht«, sagte er dann und erhob sich.

»D-Danke Bill ... i-ich ... danke«, kam es von Harry, der sich wieder hinlegte.

»Schon gut«, sagte Bill, drehte sich um, verließ das Zimmer und schloss leise die Tür. Im Flur stand Severus im Morgenrock und sah den jungen Mann fragend an.

»Alptraum«, sagt Bill leise und fuhr sich durch die Haare.

»Mhm ... schlimmer Alptraum würde ich sagen«, sagte Severus.

»Ja, aber er sagt nicht, was es war. Ich denke aber, es ging um Sirius.«

»Vermutlich«, sagte Severus etwas steif und sah zur geschlossenen Tür.

»Wir sollten auch wieder schlafen gehen. Hoffen wir, dass Potter uns nun nicht jede Nacht weckt«, sagte er. Bill rollte mit den Augen.

»Was?«, kam es von Severus.

»Du weißt genau was. Gute Nacht«, war alles, was Bill noch sagte, ehe er wieder in seinem Zimmer verschwand. Severus sah ihm kurz nach, dann drehte er sich seufzend um und ging zu seinem Zimmer am anderen Ende des Flures.

Harry hatte in dieser Nacht nicht mehr viel geschlafen. Ein ums andere Mal schreckte er aus Träumen, in denen er immer und immer wieder Sirius durch den Schleier fallen sah. So saß er blass und still in der Küche des Grimmauld Place und löffelte abwesend sein Porridge. Severus Snape las im Tagespropheten und warf seinem Schüler hin und wieder nachdenkliche Blicke zu. Bill goss dem Lehrer Kaffee nach und setzte sich neben Harry.

»Und was machen wir heute? Ich meine vor uns liegen neun Wochen in diesem ... Anwesen und irgendwie müssen wir die Zeit ja rumbekommen«, sagte er munter und sah zu den beiden anderen.

»Was Mr. Potter angeht, so ist es sicher nicht die schlechteste Idee, wenn er seine Hausaufgaben macht und bei mir Nachhilfe in Zaubertränken nimmt«, sagte Severus, ohne von der Zeitung aufzublicken.

Aus den SchattenWhere stories live. Discover now