1. Kapitel

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"Hier sitze ich auf der Straße, ich weiß nicht wohin mit mir selbst, starre zu Boden und hoffe auf jemanden, der mit mir spricht, mir versucht durch eine kleine Spende besser durch die nächste Nacht zu helfen. Mir ist kalt, alles was ich habe ist ein T-Shirt und eine lange, kaputte Jeans und natürlich die Iso-Matte die ich vor ein paar Wochen geschenkt bekommen habe. Ich glaube, heute werde ich Pfandflaschen sammeln müssen um mir etwas zum Essen kaufen zu können.
Ach, wäre das damals doch alles nicht passiert, mir würde es so gut gehen. Doch jetzt? Ich sitze verdammte 15 Jahre auf dieser scheiß Straße, ich bin doch erst 42 Jahre alt und habe so gut wie die Hälfte meines Lebens hier verbracht. Ich werde immer depressiver, gehe kaputt. Die Straße frisst mich auf.
Ich bin doch so schon krank, dann bekomme ich jetzt auch noch einen Grippevirus?! Womit habe ich das nur verdient? Diesen Winter werde ich niemals überleben.
Alles was ich hatte, weg, es ist weg. Und alles, was ich mir erschnorrt habe, geklaut.
Man, was soll ich bloß noch machen? Ich muss hier weg!", denkt sich der noch gar nicht so alte Mann, der auf der Domplatte in Köln lebt.
Ich bin jeden Tag mit Freunden hier und hab ein bisschen Spaß, aber der vergeht mir schon, wenn ich das Elend und Schicksal dieser Menschen sehe. Bis heute habe ich mich nicht getraut einen von ihnen anzusprechen und zu fragen, ob ich Ihnen helfen kann, ich habe einfach Angst vor ihrer Reaktion, sie könnten aggressiv werden, aber es könnte auch sehr traurig für sie sein, wenn ich, als 14 Jährige, mir Sorgen um diese Menschen mache, die viel älter sind als ich. Ich bin so unsicher. Manchmal gebe ich ihnen ein bisschen Kleingeld, aber eigentlich will ich doch mit ihnen reden.

Die Straße - Mein zu HauseWhere stories live. Discover now