3. Lily

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Der Minister gab gestern bekannt, dass die Todesser in London... warum erzähle ich euch das? Es steht in der Zeitung, die ich vor meiner Nase habe und ich schwöre euch, es ist so. Langweilig. Kurzum, es ist der erste September, neunzehn Uhr (oder kurz danach) und ich sitze am Gryffindor-Haustisch, so weit wie möglich vom Lehrertisch entfernt und warte darauf, dass endlich die anderen kommen und ich etwas zu essen bekomme.

Jetzt endlich (ich warte seit etwa einer Stunde und dass ich begonnen habe, Zeitung zu lesen ist ein Zeichen dafür, dass ich ernsthafte gesundheitliche Probleme habe) öffnet sich die riesige Tür und Massen von Schülern verteilen sich auf die Haustische. Mir gegenüber lässt sich ein Mädchen mit langen roten Locken fallen.

"Hey, ich bin Lily und du?"

Ich sehe von meiner Zeitung auf.

"Aprilynne Youremie", sage ich.

"Ach du scheiße", meint sie. "Mein Beileid."

"Danke."

"Gibt es da eine Kurzform?", erkundigt sie sich.

"Laut meiner Mutter nicht. Ich persönlich bevorzuge Lou."

"Lou, also." Sie zieht ihren Umhang aus und legt ihn neben sich auf die Bank, während sie einen schwarzhaarigen Jungen ignoriert, der mithilfe von behindertem Winken versucht, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. "Welche Klasse?"

"Sechste."

Sie ist mir auf groteske Weise sympathisch.

"Echt? Wie das?", fragt sie erstaunt.

"Na, ich habe die fünfte beendet und wurde versetzt", erkläre ich.

"Ich meine, du warst doch letztes Jahr noch nicht in unserer Klasse. Ich bin auch sechste, da hätte wir uns doch mal begegnen müssen." Sie redet offenbar genauso viel, wie ich.

"Nein, ich war bis letztes Jahr auf Beauxbatons, aber jetzt ist meine Mutter der Meinung, ich solle hier zur Schule gehen", begründe ich das.

"Warum warst du auf Beauxbatons, du bist doch Britin, oder nicht?", erkundigt sie sich verwundert.

"Ja, aber ich hatte keine Lust hier zur Schule zu gehen. Angesichts der Todesser, die mich ja jeden Augenblick töten könnten, musste ich jedoch wechseln", meine ich leicht genervt bei der Erinnerung.

"So schlimm ist es hier auch nicht."

"Doch."

"Naja, die Streiche der Rumtreiber sind schon manchmal ganz witzig", seufzt Lily.

"Rumtreiber?", frage ich. Wie dumm muss man sein, um sich Rumtreiber zu nennen? Okay, Todesser ist auch nicht besser. Oder Hogwarts.

"Vier Jungs aus meinem - unserem - Jahrgang. Bestehend aus James Potter, dem Typen, der so aussieht, als hätte er in eine Steckdose gefasst - obwohl, blöd genug wäre er. Sirius Black, der offenbar nicht fähig ist, sich die Haare zu schneiden, Remus Lupin, der prinzipiell der netteste von ihnen ist und immerhin ein wenig mehr als Vakuum zwischen seinen Ohren hat und Peter Pettigrew, der auch ganz okay ist, ziemlich schüchtern, aber höflich und nett. Da drüben sind sie."

Ich sehe zu vier Jungen herüber, zwei schwarzhaarige, zwei braunhaarige.

"Ah...geballte Dummheit!" Ich halte mir die Hand vor die Augen.

Der Steckdosentyp steckt gerade seine Hand in die Tischdekoration, der mit den langen Haaren hat seine Augen auf das blonde Mädchen neben ihm gerichtet (oder besser gesagt auf ihren Ausschnitt), der größere braunhaarige liest Zeitung (dieselbe, wie ich eben, nur halt interessiert) und der kleine braunhaarige lacht der Steckdosentypen aus, was ihn mir am sympathischsten erscheinen lässt.

"Immerhin einer, der sie nicht für Götter hält", seufzt Lily dankbar.

"Warum sollte ich jemanden für einen Gott halten, der gerade versucht, die Tischdekoration zu essen?", frage ich.

"Keine Ahnung, das frage ich mich seit fünf Jahren."

Jetzt geht die Tür erneut auf und meine Mutter kommt herein, gefolgt von einem Haufen in Zweierreihe gehenden, staunenden Erstklässlern.

Mums Blick sucht mich am Gryffindortisch und mir scheint, sie atmet erleichtert auf, als sie merkt, dass ich nicht bei den Rumtreibern sitze. Dann bleibt sie vorne stehen.

Die Auswahl interessiert mich nur mäßig* (*hier bitte "gar nicht" einfügen) und so horche ich erst wieder auf, als sich Dumbledore erhebt.

"Willkommen in Hogwarts. Ich möchte Sie vor dem Essen auf einige Dinge hinweisen."

Ich habe das Gefühl, dass jetzt das kommt, woran ich mich eh nicht vorhabe, zu halten.

Ich behalte recht (wie immer, übrigens).

Dann gibt es endlich essen.

"Gibt es in Gryffindor in unserer Klasse noch andere Mädchen?", frage ich. Lily nickt.

"Dorcas Meadowes und Marlene McKinnon. Die beiden sind allerdings schon zusammen aufgewachsen und ich mag sie nicht so. Ich war die letzten Jahre am meisten mit Severus unterwegs", erzählt Lily.

"Severus?"

"Severus Snape, aus Slytherin. Er wohnt bei mir in der Nähe und hat mir damals erzählt, dass ich eine Hexe bin. Wir waren gute Freunde, sind aber seit Ende des letzten Jahres zerstritten. Vielleicht ist es besser so."

"Wie du meinst." Im Trösten war ich noch nie gut.

Aprilynne - That's Me! (Rumtreiber FF)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن