8 - Jagd nach alten Wunden

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- vor sieben Jahren -

„Konzentriert euch Männer! Der Feind ist da vorne und sie haben keine Ahnung, dass wir angreifen! An die Waffen, macht euch bereit!", befahl unser Truppenleiter und wir Salutierten. Als der Mann uns den Rücken zuwandte, stieß Bosacius - einer meiner engsten Freunde - mir mit dem Ellenbogen in die Rippen und flüsterte: „Wetten ich schaffe mehr kills als du, Xiao?" „Wette sowas von angenommen, ich werde haushoch gewinnen", entgegnete ich grinsend. „Oh nein, als du das das letzte Mal gesagt hast, wärst du fast erschossen worden", brachte Indarias ein und warf uns beiden einen missmutigen Blick zu. „Ach lass ihnen doch ihren Spaß", entgegnete Bonanus darauf und kicherte, als Menogias seufzend den Kopf schüttelte und meinte, dass es immer das gleiche mit uns sei. „Steigt doch auch mit ein", schlug ich den dreien vor, woraufhin sie zu meiner Überraschung zustimmten. Erfreut waren sie dennoch nicht, aber egal.

Dann ertönte der Befehl zum Angriff und wir stürmten alle los. Meine vier Freunde und ich hielten uns stets nah beieinander auf, sodass wir uns gegenseitig helfen konnten, durch diese Taktik hatten wir bisher alle überlebt. Zwar mussten wir viele andere Kameraden sterben sehen, doch solange ich diese vier Chaoten bei mir hatte, gab es für mich einen Grund zu leben und zu kämpfen. „Da vorne ist das Lager vom Feind", teilte Menogias uns mit, „Lasst uns diesen Krieg zusammen gewinnen und dann endlich zurück nach Hause."

Dann erreichten wir das Ziel. Wir schossen. Wir zerstörten. Wir verbrannten. Doch etwas stimmte nicht. Klar war dieser Angriff ein unerwarteter, doch keiner wehrte sich, denn niemand war hier. Als wir das realisierten wussten wir sofort, dass etwas nicht stimmen konnte. Die Informationen die wir von unseren Spähern bekommen hatten waren eindeutig. Hier sollte jemand sein. Hier musste jemand sein. Aber dem war nicht so. „Wo ist der Einsatzleiter?", rief Bosacius gereizt, doch auch die anderen schienen es nicht zu wissen. Der gesamte Trupp war ratlos. „Fuck was soll der Scheiß?", fauchte ich frustriert, „Was sollen wir machen? Es ist scheinbar niemand hier, der Befehle geben kann." Bonanus wollte mir gerade antworten, als wir etwas hörten. Eine Explosion die vom anderen Ende des Lagers schallte. „Los!", rief Indarias und sprintete dicht gefolgt von uns in diese Richtung. Von weitem konnten wir bereits das Chaos dort erkennen. „Verdammt! Das ist ne Falle! Wir sind umzingelt und die haben Raketenwerfer!", brüllte uns ein panischer Soldat zu. Von einem auf den anderen Moment realisierte ich, dass nun die Jäger zu den Gejagten wurden.
„Vorsicht!", schrie Bosacius und machte uns auf einen Mann aufmerksam, der mit seinem Raketenwerfer auf uns zielte und feuerte. „SCHEIE!"

Ein lauter Knall ertönte und ich wurde von der heftigen Druckwelle und den Flammen der Explosion weggeschleudert und landete in einem Stapel mit leeren Kisten, die im nächsten Moment über mir zusammenbrachen. Dann war alles um mich schwarz, das einzige was ich hörte, war ein unglaublich lautes Piepen, dass in meinen vermutlich verletzten Trommelfellen hallte. Zusätzlich hatte ich grausame Schmerzen und es fühlte sich an, als würde mein gesamter Körper brennen.

Die Stille hielt für lange Zeit an und als ich schlussendlich wieder zu mir kam, fand ich mich n einem Feld aus Leichen wieder. „Nein...", flüsterte ich verzweifelt und richtete mich mit letzter Kraft auf, „Bitte nicht..." Unter starken Schmerzen humpelte ich umher und suchte ohne Unterbrechung nach meinen Freunden, ich schrie ihre Namen, wollte wissen ob sie noch lebten. Doch ich bekam keine Antwort. Nur einen Beweis, denn ich stieß auf ihre Leichen. Meine Beine konnten mich nicht mehr halten und ich fiel auf die Knie. „NEIN! WARUM?!", brüllte ich, „WARUM MUSSTE DAS PASSIEREN? WOMIT HAB ICH DAS VERDIENT?!" Klagend sah ich in den Himmel und konnte meine Tränen nicht mehr halten. Meine Brust schmerzte so sehr, als würde mein Herz zerquetscht werden. Ich fühlte mich so endlos einsam. Mein Grund zu leben, das was ich beschützen wollte... sie waren tot. Ich war alleine und ich würde es auf ewig sein. Mein Blick glitt zu einem der Gewehre am Boden. „Was soll ich hier noch?", flüsterte ich zu mir selbst und nahm mit zitternden Händen die Waffe. Das hier zu beenden wäre so einfach und dennoch hielt etwas in meinem Inneren mich davon ab. Der Wunsch nach Rache. Ich wollte herausfinden, wie es so weit kommen konnte und den Verantwortlichen um jeden Preis qualvoll töten...

- Gegenwart -

Sowohl Scaramouche, als auch ich waren geschockt und sprachlos. Nun verstand ich gut, warum der Grünhaarige so emotionskalt und abweisend wirkte.
„Xiao hat es dann trotz seiner Verletzungen zum Lager seiner eigenen Truppe geschafft, hat sich selbst verarztet  und schlussendlich ein Notsignal gesendet. Er wurde aus dem Kriegsgebiet geholt und zurück hier her gebracht. Etwa ein halbes Jahr später sind Kazuha, Albedo und ich ihm dann begegnet. Wir drei waren zuvor schon befreundet und haben Xiao dann näher kennengelernt. Irgendwann vertraute er uns dann tatsächlich so weit, dass er von seiner Vergangenheit erzählte. Er vertraute uns an, dass er glaubte, dass mehr hinter dem Vorfall steckte und wir fingen an zu Recherchieren. Irgendwann führten unsere Spuren zur CIA, da sie ebenfalls darin verwickelt zu sein schien.

„Darum hab ich mich dort beworben und eingeschleust", ertönte plötzlich die Stimme von Kazuha, der zu uns in den Raum humpelte und vorsichtig auf einen der Stühle setzte. „Wie geht es dir?", wollte ich wissen. Venti allerdings fragte: „Viel wichtiger, solltest du dich nicht ausruhen?" „Geht schon", murmelte der Weißhaarige, nahm kurzerhand Ventis Glas und trank einen großzügigen Schluck daraus, „Erzähl lieber weiter als dir Sorgen zu machen." „Na schön...", meinte er mit besorgtem Blick, „Also... Kazuha arbeitete fortan für die CIA, anfangs sind wir natürlich kaum weiter gekommen, doch von Zeit zu Zeit hat er sich immer weiter hochgearbeitet und schließlich haben wir wichtige Informationen bekommen. Es stellte sich heraus, dass vermutlich die Präsidentin selbst dem Feind vor dem Angriff warnte. Die Frage ist nur, warum?" „Oh Fuck", murmelte Scaramouche, „Da sind wir ja gewaltig in die Scheiße rein geritten..."

Es herrschte eine kurze Stille - jeder war in Gedanken vertieft -  die dann von Venti durchbrochen wurde: „Was haltet ihr zwei davon euch uns anzuschließen? Wir können gut eure Unterstützung brauchen und außerdem seit ihm im Grunde ja nun auch Opfer der Präsidentin." Ich persönlich brauchte keine lange Bedenkzeit. Das FBI wusste alles über mich, also konnte ich nicht einfach zurück in meine Wohnung. Ich hatte keinen Ort an den ich gehen und bleiben konnte. Ich war alleine. „Ich schließe mich euch an", teilte ich dem Schwarzhaarigen mit, der freudig lächelte. Scaramouche schien länger für seine Antwort zu brauchen. Verwunderlich war es nicht, als Kopfgeldjäger der im Schatten agierte konnte die Regierung ihn nicht so leicht finden wie mich. Er könnte also auch zurück in sein altes Leben. Dennoch antwortete er ebenso wie ich. Er trat bei.

Top secret // Genshin Impact FFWhere stories live. Discover now