019 - Griewer

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Wochen waren vergangen, seit Newts Fall

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Wochen waren vergangen, seit Newts Fall. Er hatte bereits Fortschritte gemacht, Alby hatte ihn schon am ersten Tag dazu gebracht, eine Runde um die Lichtung zu gehen. Sie übten jeden Tag, so wie Jeff und Clint berichteten, und Newt gab sich wirklich Mühe, wieder vernünftig gehen zu können.

Kaya hatte ihre Tätigkeit als Läuferin wieder aufgenommen. Nick hatte sie die ersten paar Male ins Labyrinth begleitet, sich immer wieder mit ihr über Newt und seine Gesundung ausgetauscht, viele Fragen gestellt und in Kaya das Gefühl geweckt, dass Pfanne vielleicht recht mit der Annahme behalten würde, dass der Hüter der Läufer tatsächlich ein wenig eifersüchtig sein könnte.

Kaya wollte sich nicht schuldig fühlen, der Kuss war nichts, was sie bereuen wollte. Und die Wahrheit war, dass sie die Gefühle, die Nick scheinbar für sie entwickelt hatte, nicht erwiderte. Was Newt betraf, war sich Kaya inzwischen über ihre Gefühle mehr als bewusst geworden, doch sie musste sich auch immer wieder an das Gespräch zwischen ihr und Newt im Labyrinth erinnern. Liebe hat auf der Lichtung keinen Platz. Schimpfte sie mit sich selbst.

Nick versuchte auffällig oft und viel Zeit mit ihr zu verbringen, was Kaya inzwischen fast nervte. Und dafür fühlte sie sich fast schlecht.
Aber solange Nick seine Gefühle ihr gegenüber nicht ernsthaft offenbarte, wollte sie es auch nicht ansprechen.

„Wie dumm wäre das? Wenn ich ihm sage: Hey, übrigens, ich will gar nichts von dir, und er guckt mich an und sagt: schön, ich auch nicht? Das wäre doch mega peinlich!", versuchte sie sich gegenüber Newt zu erklären, als die beiden Nachts am Westtor saßen und den Sternenhimmel beobachteten. „Schon blöd", gab Newt zu, dann lachte er noch mehr. „Du bist so ein Idiot, Newt, ehrlich. Nimm mich doch mal ernst!", sie kicherte, dann schubste sie ihn leicht. „Hey, willst du den Knüppel jetzt etwa noch mehr verkrüppeln?", protestierte der Blonde, dann schubste er zurück. Kaya, die, im Gegensatz zu Newt, nicht mit dem Rücken an einer Wand gesessen hatte, musste sich mit den Armen abstützen, um nicht rücklings umzukippen. „Pass mal auf, Krüppel! Ich zeig dir gleich, wie es aussieht, wenn ich jemanden verkrüppeln will!"
„Ich zittere vor Angst, Prinzesschen!", Newt hielt schützend beide Arme in die Luft, während Kaya verzweifelt versuchte, Newt ins Schwanken zu bringen.
„Gibst du auf?", fragte der Blonde schließlich, als Kaya wenige Minuten später, in Newts griff gefangen, mit dem Rücken auf seiner Brust landete. „Das hättest du wohl gerne!"

Doch Kaya entkam seinem griff nicht mehr und musste Zähne knirschend doch nachgeben. „Schön, dann kannst du jetzt alleine ins Bett kommen.", sie verschränkte die Arme vor der Brust, schob schmollend die Unterlippe vor und drehte sich zum gehen um. „Frechheit.", lachte Newt, während er sich, an der Wand abstützend, aufrichtete. „Na schön, aber nur weil du es bist, Blondie."

Die beiden schafften es bis zum Gehöft zurück, wünschten sich eine gute Nacht, umarmten sich kurz und Kaya drehte sich um, um auf ihre Hängematte zuzugehen, als Newt sie aufhielt: „Hey Kaya?"
Das Mädchen machte auf dem Absatz kehrt und sah Newt, der samt Krücken, vor der geschlossenen Tür des Gehöfts stand. „Du solltest ehrlich zu ihm sein. Und zu dir selbst."
Kaya war sich nicht sicher, was Newt mit zu dir selbst meinte, doch sie nickte. „Schlaf gut", meinte Newt dann, stieß mit einer Krücke die Tür zum Gehöft auf und lächelte ihr ein letztes Mal zu. „Du auch.", entgegnete Kaya, dann kehrte sie zu ihrer Hängematte zurück.

Am nächsten Morgen teilte Nick das Osttor Kaya und Ben zu. Kaya konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte mal mit Ben durch das Labyrinth gelaufen war, doch die beiden hielten erstaunlich gut zueinander auf.

Die Strecke war üblich für den momentan geöffneten sechsten Abschnitt. Sie nahmen einige Abzweigungen, liefen ein ganzes Stück geradeaus und dann rechts.

Dann plötzlich hörte Kaya etwas.
Ein klackern, ein schmatzen, dann ein surren.
„Ben!", zischte Kaya und griff den Jungen an der Schulter, doch was war zu spät.
Stille.
Dann klackern.
Wieder ein schmatzen.

„Lauf!", schrie Kaya, dann preschten die beiden zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Bens Schritte wirbelten Staub auf, winzige Steinchen peitschten gegen Kayas Beine und versehrten sie mit winzigen, schmalen Kratzern. Das Klackern und Schmatzen wurde immer lauter, dann verstummte es.
„Warte Ben! Warte!", schrie Kaya noch, dann war es zu spät.

Der Griewer rutschte vor ihnen in den Gang, ein widerliches, schwarz-silbernes Vieh, das halb wie eine Maschine, halb wie ein Tier aussah. Kaya hätte am liebsten vor Angst geschrien, doch ihr blieb keine Zeit und keine Luft dazu.

So schnell wie konnte rannte sie in die entgegengesetzte Richtung, Ben folgte ihr. Dann bog der Junge irgendwann ab, Kaya rannte weiter. Der Griewer schien Ben gefolgt zu sein, denn Kaya konnte ihn nicht mehr sehen oder hören. Unsicher, was ihre beste Option war, blieb Kaya kurz stehen, orientierte sich neu und stellte fest, dass die Lichtung nur noch wenige Abzweigungen entfernt war. Dann machte die kehrt, preschte voran, ihr Atem brannte in ihrer Lunge, Angst peitschte wie Flammen durch ihren Körper und alles in ihr wäre vor Furcht am liebsten zusammengefallen. Doch sie musste es hier rausschaffen. Lebend.

Zielstrebig durchquerte sie die Abzweigungen, und dann gelangte sie auf den letzten, langen, geraden Gang. Von hier aus waren es noch eine Abzweigung links, eine rechts und noch eine links. Dann hätte sie es geschafft.

Ihr Herz raste, ihr Atem war unregelmäßig und schmerzte in ihrer Lunge. Ich muss hier raus dachte Kaya, dann sprintete sie weiter.
Keine fünf Meter mehr bis zur ersten Abzweigung.

Dann plötzlich ging alles ganz schnell. Ben kam, direkt vor ihr, aus einer der Abzweigungen gerannt, auf seiner Stirn stand kalter Angstschweiß.
„Nein! Nein! Ben!", schrie Kaya voller Angst, doch im nächsten Moment preschte der Griewer schon auf sie zu. Ben rannte, ohne zurückzublicken, davon.

Der Griewer bäumte sich vor Kaya auf, er schrie und surrte unangenehm in ihren Ohren. Vor Angst drückte sie sich an die Wand hinter ihr, Schleim tropfte auf ihre Haare, das wunderliche Maul der Bestie stank nach Tod, Angst und Blut. Es kreischte in einem unangenehmen, hohen Ton, die stählernen Beine des Griewers bohrten sich neben Kaya in die Wand. Dann sah sie den Stachel. Eine riesige, metallische Klinge, deren Ende bösartig in der Sonne funkelte. Nein, bitte, bitte nicht flehte Kaya in Gedanken, vor Angst presste sie sich so fest sie konnte in die Efeubewachsene Wand.

Der Griewer stach in die Mauer, so knapp über ihr, dass Kaya den Windstoß, der erzeugt wurde, noch an ihrem Ohr zu spüren bekam.
Dann wieder das Kreischen. Die Zähne der Bestie waren nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Noch ein Stoß in die Wand. Kaya zwang sich, den Griewer nicht direkt anzusehen. Angsterfüllt kniff sie die Augen zusammen.

Es knirschte, als der Griewer seine Klinge aus der Wand zog. Kaya zitterte. Ihre Knie wurden so weich, dass sie sich fragte, wie sie je wieder darauf laufen sollte. Schalten Sie es ab! Ertönte plötzlich eine Stimme in Kayas Hirn. Die Frau.
Kaya wimmerte leise, der Griewer stand inzwischen mehrere Sekunden über ihr. Abschalten!
Dann schrie der Griewer ein letztes Mal.
Schleim flog Kaya ins Gesicht. Der ekelerregend Gestank stach Kaya in die Nase.

Der Griewer löste sich von der Wand, löste sich von Kaya, erhob sich, ließ von ihr ab und...

Verwirrt und verängstigt sah Kaya ihm nach. Sie atmete so hektisch, dass sie das Gefühl hatte, jeden Moment in Ohnmacht fallen zu können.
Doch der Griewer verschwand.
Schmatzend und klackernd verschwand er in dem Gang, aus dem er zuvor gekommen war. Kaya sank entlang der Wand zu Boden. Sie zitterte, Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gesammelt. Ob vor Anstrengung oder vor Angst, wusste sie nicht.
Aber sie lebte. Der Griewer war fort. Zumindest für den Moment.

𝐕𝐀𝐑𝐈𝐀𝐁𝐋𝐄 II Newt₂Where stories live. Discover now