Kapitel 1

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Die Musik erschallte und der Rhythmus erhitzte sein Blut. Das Jubeln der Zuschauer trieb ihn an und er wartete auf den einen Schlag, der den Startschuss für seine Performance gab. Sein Herz schlug im Rhythmus der Musik. Dann erfolgte die erste Bewegung.

Pat spürte eine Berührung an seiner Schulter und zog seine Kopfhörer aus den Ohren.

„Grant aus der Marketingabteilung will dich sehen. Schaust du bei ihm vorbei?", erklang die freundliche Stimme seiner Kollegin.

Er nickte und stand auf, schüttelte den Moment ab. Dann zog er sein Hemd zurecht und lief den Gang zur Marketing-Abteilung. Der Tag verlief ohne große Vorkommnisse. Er bearbeitete seinen Stapel, checkte und schrieb Emails, trank Kaffee mit den Kollegen und packte um 17 Uhr zusammen. Dieser Tag endete wie viele. Bald habe ich Urlaub. Er konnte es kaum erwarten. Zwei Wochen ausspannen.

Zuhause angekommen, zog er sich Sportkleidung an und wärmte sich auf. Es war luftig unter der kurzen Hose, auch wenn er draußen nur lange Hosen trug. Langsam begann er seine Gelenke aufzuwärmen und dehnte sich. Mit gezielten Übungen trainierte er die Muskeln, sodass ihm der Schweiß über die Haut lief. Laufen wäre ihm lieber gewesen, doch auch nach vier Jahren war er noch etwas zurückhaltend. Er wollte das nicht erneut erleben.

Ein Krachen erklang und der Schmerz schoss durch seinen Körper. Völlig ohne Kontrolle fiel er auf den Boden und schrie.

Mit einem Kopfschütteln vertrieb Pat die Erinnerung. Seine Muskeln ächzten und seine haselnussbraunen, kurzen Haare klebten an seiner Schläfe. Nach der Sporteinheit und einer entspannenden Dusche zog er sich eine kurze Jogginghose und ein T-Shirt an. Er war gerade dabei, sich die Haare trocken zu rubbeln, als es an seiner Tür klingelte. Mit dem Handtuch in der Hand lief er zu dieser. Verwundert öffnete er die Tür, da er keinen Besuch erwartete.

Vor der Tür stand eine 1,65 m große Blondine mit gebräunter Haut und einem Piercing in der rechten Augenbraue. „Joyce? Was machst du hier?", fragte Pat. Die Dame war einen Kopf kleiner als er und hatte dunkelbraune Augen, während er zur Abteilung der Grünäugigen gehörte, wobei es kein schönes Grün war. Matschhaufen traf es besser.

Joyce war nicht naturblond, denn sie war dreiviertel Brasilianerin und hatte auch die zugehörige Hautfarbe und das Temperament. Sie trat ein und machte es sich auf dem Sofa bequem, während Pat ihr mit einem fragenden Blick hinterherlief. Mit verschränkten Armen schaute sie ihn an. „Wie lange willst du dich noch vergraben?", fragte sie mit einem herausfordernden Blick.

Nicht wieder dieses Thema. „Joy, das ist Vergangenheit, können wir das nicht dabei belassen?" Er hatte keine Lust mehr auf diese Diskussion, er hatte es abgehakt.

Natürlich nahm Madame es nicht hin, doch dieses Mal war sie nicht hier, um ihn zu bekehren. „Pat, wir brauchen dich."

Pat schaute sie an. „Joy, rede keinen Unsinn. Ihr habt mich die letzten vier Jahre nicht gebraucht, kommt gut ohne mich klar. Was sollte sich jetzt geändert haben?"

Ein ernster Blick trat auf ihr Gesicht. „Clint ist im Krankenhaus, wird für mindestens einen Monat ausfallen. Wir haben es dank harter Arbeit bis zum Tournament geschafft."

„Und wenn schon, ihr findet sicher schnell Ersatz", erwiderte Pat, ließ sich nicht auf die emotionale Schiene ziehen.

Joyce schlug auf ihre Schenkel, nun deutlich aufgebracht. „Verdammt Patrick, das Tournament ist in zwei Wochen und unser Choreograph ist futsch. Wir waren mitten in der Einstudierphase und nun ist alles am Arsch. Wir könnten zum ersten Mal etwas reißen, das war doch unser Traum. Dein Traum."

Mein Traum. Sie hatte recht, es war sein Traum gewesen und sie hatten es fast geschafft. Sie waren so kurz davor gewesen, bis sein Traum einfach zerschmettert wurde. Für ihn war dieser ausgeträumt, denn es war mit einem Schlag vorbei gewesen. Die Erinnerung daran schmerzte, also schob er es zur Seite. Zwei Hände legten sich auf seine. „Ich würde dich nicht fragen, wenn ich noch eine andere Option hätte. Bitte Pat. Hilf uns. Es sind nur zwei Wochen. Lass unseren Traum nicht enden, bevor er begonnen hat."

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