IV) Albträume

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Wills P.O.V.

Mitten in der Nacht, wurde ich von schmerzerfüllten Schreien aufgeweckt.
Ich spürte ein bedrückendes Gefühl in der Magengegend und Trauer nahm mich immer mehr ein.
Doch irgendwas war seltsam.
Es war nicht meine Trauer. Nicht mein Schmerz. Und die Schreie, sie waren nicht da.
Alles war still. Und doch, eine eiserne Faust hatte sich um mein Herz geschlungen und es fühlte sich schrecklich an. Der Hass, die Wut, die Angst... sie hatten mich eingenommen und je wacher ich wurde, so schlimmer wurde es auch.
Auf einmal hatte ich das dringende Bedürfnis, raus zu gehen. Die Hütte und mein warmes Bett zu verlassen. Ich verließ mein Bett und torkelte zur Tür. Und dann trugen mich meine Beine.
Ich wusste nicht wohin. Ich lief und hatte keine Ahnung, wo ich enden würde.
Aber ich kannte diesen Weg. Ich rannte in völliger Dunkelheit zur Hütte des Hades.

Als ich die Treppe zur Tür heraufrannte, steuerte ich mich schon ganz bewusst und ich war nicht mehr so unsicher auf den Beinen, wie zuvor.
Ich stieß die Tür auf und als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wurde alles um mich herum schärfer, wie wenn eine Kamera fixiert.
Ich erkannte, dass sich im Bett an der rechten Wand jemand herumwarf. Nicht so, dass man von den Geräuschen wach hätte werden können, aber der Schmerz war dem Hadessohn ins Gesicht geschrieben und er konnte einem einfach nur leidtun.
Der Junge, der sich dort quälte, war Nico di Angelo.
Schweiß und die Tränen rannen ihm übers Gesicht und der Mund war zu qualvollen Schreien aufgerissen, aber es kam kein Ton heraus.
Ich stürzte hinüber und ließ mich neben dem Bett auf den Boden fallen. Mit zitternden Fingern rüttelte ich an Nico. Erst sanfter und als das nicht brachte, rüttelte ich ihn kräftig, aber es schien nicht zu helfen.
Hilflos, nahm mich seine Hand in meine und mir flossen Tränen über die Wangen.
Ich hasste es, ihn so zu sehen.
Ich wollte nicht, dass er leidete.
Leise flüsterte ich: "Todesknabe, sei stark. Du schaffst das. Du hast schon so viel geschafft."
Schon seid längerem hatte ich geahnt, dass er Albträume hatte, die ihm ruhelose und schreckliche Nächte bescherten.
Jetzt rührte sich etwas hinter mir.
"Hallo? Wer ist da? Nico?", sagte die Stimme von Hazel.
"Ich bin's, Hazel. Will.", antwortete ich ihr, mit zitternder Stimme.
"Will... was ist mit Nico los?"
"Er... Ich glaube er hat Albträume. Von diesem Ort." 
Hazel wusste natürlich, welchen Ort ich meinte. Den Tartarus.
Sie kletterte aus ihrem Bett und ließ sich neben mich fallen.
Nico warf sich immer noch unruhig hin und her.
Er tat mir furchtbar leid. Ich war vorher sauer auf ihn gewesen, weil er mich angeschnauzt hatte, aber er war nun mal Nico. bei dem, was er erlebt hatte, oder anscheinend immer noch erlebte, konnte man ihm nicht böse sein.
Zu gerne, würde ich ihm helfen, aber wie?
Ich streckte die zitternde Hand aus und fuhr ihm sanft über die Schläfe.
Und dann, geschah etwas unglaubliches.
Nico, beruhigte sich. Er entspannte sich und seine Atmung würde langsamer und weniger stoßweise. Im Nachhinein, dachte ich, es sei durch meine heilenden Apollokräfte, aber wer weiß.
Dann schlug Nico seine Augen auf. Die Wimpern waren verklebt und die Augen gerötet.
Er blickte mir ins Gesicht.
Ich versuchte zu lächeln.
"Hey, Geisterkönig"
"Will...", krächzte er und umklammerte meine Hand, mit der ich immer noch die seine hielt.
"Was machst du hier?", fragte er.
"Ich weiß nicht, ich hatte so ein Gefühl und bin hier hin gekommen. Nico, du hattest einen Albtraum, oder?", antwortete ich, fast flüsternd und mit brüchiger Stimme.
"Neeks, warum hast du mir nicht davon erzählt?", fragte Hazel und ich rannen Tränen die Wangen herunter, "Warst du dort?"
Nico nickte und sie küsste ihn auf die Stirn.
Eine Weile saßen wir alle so da. Ich und Hazel hielten Nicos Hände und wir weinten einfach stumm vor uns hin. Dann wollte ich aufstehen, um die Geschwister alleine zu lassen, doch Nico klammerte sich an mich, wie als ob er wieder in dem Albtraum versinken würde, wenn er mich losließ.
"Geht nicht", sagte er.
Ich lächelte und strich ihm über die Schläfe.
"Aber sonst hab ich doch morgen keine Energie um mich um dich zu kümmern, wenn ich nicht schlafe."
Nico machte große Augen.
"Du... Ich bin dir keine Last?", fragte er unsicher.
"Nein, wie kannst du sowas denken?", fragte ich, entsetzt, dass er sowas dachte.
"Ich dachte... Ich war so doof zu dir.", schluchzte er und wieder fing er an zu weinen.
"Schhh", machte ich und Hazel drückte ihn an sich.

Als Nico sich wieder gefasst hatte, versuchte ich vorsichtig meine Hand aus seiner zu ziehen, aber er schien mich immer noch nicht loslassen zu wollen.
Ich seufzte. "Neeks, ich muss schlafen. Ich würde gerne hier bleiben, aber-"
Ich stockte, als Nico zu Seite rutschte und mir so ein Platz neben ihm anbot.
Mein Herz trommelte und schien mir aus der Brust springen zu wollen, aber zum Glück verhinderten die Rippen dies.
Unsicher musterte mich der Todesknabe und auch Hazel sah mich an.
Nicos stumme Bitte, lag unausgesprochen in der Luft und als ich nicht reagierte, lies Nico enttäuscht den Kopf hängen.
Dann glitt ich neben ihm unter die schwarz bezogene Decke und schlang meine Arme um ihn.
Ich konnte quasi sehen, wie Hazel, hinter meinem Rücken, grinste, aber das war mir für den Moment egal. 
"Gute Nacht ihr beiden." sagte sie und legte sich wieder in ihr Bett.
Ich merkte, wie verspannt der Hadessohn, der jetzt neben mir lag, war und fürchtete schon, ich wäre zu weit gegangen, denn ich wusste ja, dass er Körperkontakt verabscheute.
Dann aber entspannte er sich und vergrub seine Nase an meiner Brust.
Ich spürte seinen warmen, gleichmäßigen Atem auf meiner Haut, obwohl ich ein Oberteil trug und dort, wo er mich berührte, kribbelte es angenehm. Ich hoffte er würde mein trommelndes Herz nicht schlagen hören.

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Ahhhh! Wie goldig wollen die beiden bitte sein! Und das sag ich, obwohl ich das hier geschrieben hab. Ich liebs.
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Violet
  

𝐊𝐢𝐬𝐬 𝐦𝐞- 𝐢𝐭'𝐬 𝐃𝐨𝐜𝐭𝐨𝐫'𝐬 𝐨𝐫𝐝𝐞𝐫 {𝑆𝑜𝑙𝑎𝑛𝑔𝑒𝑙𝑜} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt