Cäsar

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Ich greife nach meinem Handy.
Emma hat mir schon zwei Adressen geschickt. Eine vom Haus ihrer Eltern und eine ihrer Schwester. Chaira hat eine Schwester?
Ich will schon zu ihren Eltern fahren und sie dort suchen, als mir einfällt, dass diese ja auf Urlaub sind. Also ihre Schwester, irgendwo muss sie ja sein!
Mit rasendem Herzen fahre ich los und irre durch Deutschland. Mithilfe von Google Maps finde ich schließlich den richtigen Weg.
Wärend der Fahrt denke ich die ganze Zeit nach. Über Chaira und ihr Lachen. Als ich sie das erste mal gesehen habe und sie schüchternd neben mir gesessen ist. Und wie wir dann gemeinsam über die Rampe gesprungen sind.
Und wie wir dann betrunken waren und bei Tims Nachbar einbrechen wollten. Solche Sachen erlebt man nicht alle Tage. Und schon gar nicht mit solchen starken Gefühlen.
Noch nie hat mir ein Mädchen wirklich so viel bedeutet, es ist als ob sie einfach ein Teil von mir wäre. Ist sie auch.

"Sie haben ihr Ziel erreicht" die nervige Stimme der Navigationsfrau im meinem Handy reißt mich aus den Gedanken. Bitch.

Ich gucke mich um. Ich stehe mitten in einer Stadt. Rund um mich sind cirka 500 Wohnungen.
Frustriert schlage ich auf das Lenkrad und hupe unabsichtlich.  Einige Leute schauen zu mir rüber doch ich ignoriere sie.
Ich stelle den Wagen ab und steige aus.
Brunngasse 15. Irgendwo hier muss es doch sein!

Chairas Sicht:
Mein Herz fühlt sich an als ob es von innen aufgeschlitzt wird. Ganz langsam, damit es qualvoller wird. Aus meinen Augen fließen unentbrochen Tränen und verschleiern meinen Blick auf die Straße. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einen Unfall bauen werde, weshalb ich mir mit einem Taschentuch die Tränen wegtupfe.

Jetzt sitze ich in den Armen meiner kleine Schwester und heule mir die Augen aus dem Kopf.
Hilflos streicht mir Lena über den Rücken.  Ihr Freund Phillip steht im Türrahmen und schaut mich mitleidig an. Momentan kann mir keiner helfen, aber es tut gut zu wissen, dass Lena immer für mich da ist.
Sie bettet mich auf die Couch und wirf mir eine Strickdecke über. Es ist die Decke, die wir als Kinder gemeinsam gemacht haben.

Ich kauere mich zusammen. Ich fühle mich so hilflos wie ein kleines Kind das keine Süßigkeiten essen darf.
Mir tut alles weh. Mein Rücken ist verspannt, mein Gesicht durch meine zeronnene Schminke verklebt und mein Kopf brummt.
Ganz zu schweigen, mein Herz,dass sich anfühlt als ob es aufgespießt wird.
Ich schließe meine Augen, ich muss mich ablenken. Aber meine Gedanken wandern sofort zu Carlo. Wie hab ich mich nur so täuschen können? Wie hab ich mich nur in so einen Arsch verlieben können? Wieso haben er und Simon beide Schluss gemacht? Wieso kann ich nicht einfach irgendwie besonders sein?

Ich schluchze laut auf und ich spüre etwas weiches gegen meinen Hals streichen. Ich öffne meine Augen.
Cäsar, Lenas weißer Maltäser drückt sich gegen mich und schleckt mir über die Nase. Ich schließe ihn in meine Arme. Er scheint mir der Einzige zu sein, der mich irgendwie minimal trösten kann. Lena sitzt neben mir. Wahrscheinlich hat sie mir Cäsar gebracht weil sie weiß welchen Einfluss Tiere auf mich haben.

Die gute alte Zeit ist jetzt~♥Where stories live. Discover now