Kapitel 20

4 0 0
                                    

Ich hatte es geschafft.

Mittlerweile war Samstag. Ich hatte also den Freitag auch ohne Komplikationen auf Arbeit überstanden und somit die gesamte Arbeitswoche.

Zu meiner Überraschung kam früh kein anstrengender Alex herein, der mich durch sein Geschrei weckte. Nein, ich konnte ganz entspannt ausschlafen. Ohne Gedanken des Aufbruchs oder sonstiges. Es war toll. Ich hatte das Gefühl, als wäre mein Körper wieder voll aufgetankt, als könnte ich Berge versetzen.

Diese Motivation wollte ich gleich nutzen. Ich zog mir also meine Sportsachen an und machte mich auf zur Haustür. Ich hatte bereits meine Hand auf dem Türknauf, als ich hinter mir ein leises Schnarchen hörte.

Ich ging näher in die Richtung des Geräuschs und konnte tatsächlich Alex sehen, der noch tief und fest schlief. Das war ja auch nicht zu überhören. Bei diesem Anblick, wie er da halb verrenkt auf der Couch lag, musste ich grinsen. (Lass ihn das bloß nicht wissen!)

Sein Anblick erinnerte mich daran, dass es vielleicht nicht so klug war, ohne Bescheid zu geben, abzuhauen. Ich meine stellt euch mal das Aufgebot vor. Alle würden in ihre Polizeiwagen steigen, das Blaulicht anschalten und ein Mädchen suchen, welches nur joggen war. Nein lieber nicht.

Also schlich ich mich in die Küche und hinterließ ihm einen Zettel:

„Ich bin nur joggen, also mach keinen Aufstand.

Die kleine Rebellin ;)"

Ich ließ den Stift neben das Blatt Papier sinken und las mir den Satz noch einmal durch. Irgendwie wurde mir dadurch nochmal bewusst, dass das was mir am wichtigsten war, mir momentan nicht gewährt wurde. Meine Freiheit.

Schnell versuchte ich diese miesen Gedanken wieder beiseite zu schieben, schließlich wollte ich doch meine Energie wieder aufladen und nicht das Gegenteil.

Einmal tief durchgeatmet und schon war ich aus der Haustür verschwunden.

Unten angekommen atmete ich die frische Luft ein. Ich wusste noch nicht genau, wo ich lang wollte, aber ich verließ mich voll und ganz auf meine Beine. So entdeckte man die schönsten Strecken.

Ganze 60 Minuten war ich durchgejoggt. Gar nicht mal schlecht Jenna. Leicht aus der Puste kam ich also wieder an dem Mehrfamilienhaus an. Kurz blieb ich vor der Haustür stehen und sah nach oben Richtung Dach.

War es verrückt, dass ich dieses Gebäude liebend gerne Zuhause nennen würde. Ich meine rein im Vergleich zu der alten Bruchbude von Branco und Anna, war es das ihr wirklich ein Zuhause für mich. Nur bezweifelte ich, dass Alex gerne gehört hätte, wie ich sein Zuhause hier auch als mein Zuhause bezeichnete.

Wie bereits vor knapp einer Stunde atmete ich einmal tief durch, bevor ich die Tür passierte.

Als ich oben angelangt war, stieg mir ein vertraulicher Geruch in die Nase. Langsam lief ich auf die Küche zu, wo ich Alex bereits am Tisch sitzend vorfand.

„Sie haben Kakao?", fragte ich neugierig.

Ja Kakao war für mich vertraut, aber bestimmt nicht von Branco und Anna. Nein von Elisabeth.

„Wieso sollte ich keinen haben? Ich dachte, da du keinen Kaffee trinkst, muss ich vielleicht etwas anderes aus meinem Schrank zaubern.", holte er mich lächelnd aus meinen Gedanken. Immer war er am Lächeln. War das überhaupt gesund?

Ich ließ mich langsam auf dem mittlerweile gewohnten und vertrauten Platz ihm gegenüber nieder.

„Das ist wirklich lieb. Ich hatte schon so lange keinen Kakao mehr", erzählte ich ihm sanft und noch immer leicht in meinen Gedanken bei Elisabeth.

RebellionWhere stories live. Discover now