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Nachdenklich fährt Ran durch Roppongi. Die Straßen sind so bekannt, als würden sie zu seiner Wohnung gehören. Auf gewisse Weise stimmt das sogar. Der Bezirk wurde mit mitleidloser Gewalt erobert und nun liegt die Macht in den Händen seines Bruders und ihm.

Trotz des gewohnten Anblicks des Viertels der ihn normalerweise immer befriedigt, kommen seine Gedanken heute nicht zum stehen. Rastlos fährt er noch einmal um den Block. ''Ich bekomm sie'', grummelt er und betritt die Wohnung.

''Hast du dich verlaufen, oder was?'', mault Rindo. Im vorbei gehen schlägt Ran gegen seinen Hinterkopf. Das klatschende Geräusch ist Musik in seinen Ohren und mehr als gerechtfertigt. ''Ey, du Spaßt. Was soll das?!''

''Wichser'', der ältere würdigt seinem Bruder keine Antwort. Er sollte genau wissen, dass er den Bogen überspannt hat. Ihn so bewusst zu provozieren hat Folgen.

Wut und verlangen kämpfen in ihm um die Oberhand. Ärger auf seine eigene Unfähigkeit und die Sticheleien seines Bruders, der es genau erfasst hat. Dazu noch das unverständliche Bedürfnis, dir wieder nahe zu sein.

Schnell geht er ins Bad um sich wichtigeren Dingen zu widmen und nimmt eine ausgiebige Dusche. Zuerst hilft es, dann gleiten seine Gedanken erneut ab. Schon malt er sich aus, wie aufregend es sein wird mit dir zu spielen, dich zu manipulieren um dich einfach fallen zu lassen. Er sucht den Nervenkitzel. Den Kick. Etwas, bei dem er endlich wieder überrascht wird. Zuvor haben ihn alle ausnahmslos gelangweilt bis er es fast komplett eingestellt hat.

Womit er nicht rechnet, ist das kleine Gefühl an seinen Fingerspitzen, das sich wieder bemerkbar macht. Die eine Sekunde in der er deinen Hals berührt hat, hat sich wie Glut eingebrannt und lässt ihn mehr verlangen.

Er wollte dich verarschen, vielleicht sogar verführen um ans Ziel zu kommen. Mit der Absicht hat er seine Hand hingestreckt. War es das wirklich? Er hat nicht viel nachgedacht und ist einfach seinem Impuls gefolgt. Auf das wohlige Gefühl war er nicht gefasst, als deine Finger auf seiner Handfläche lagen. Genauso wenig wie das fast schüchterne Aufblitzen in deinen Augen, die zuvor alles erbarmungslos verbrannt haben.

Er versucht sich erneut auf oberflächliches zu konzentrieren. ''Titten und Arsch. Sie ist heiß, also kann man sie ficken, mehr auch nicht'', murmelt er unter dem prasselnden Wasserstrahl. Warum sollte er auch an etwas anderes denken? Ist ja lächerlich.

Unbewusst wandert seine Hand über den Körper bis hoch zu seinem Nacken. Seine Augen sind geschlossen und in der schwärze blitzen die durchdringend roten Augen von dir auf, die ihn selbst in den Gedanken fesseln. ''Oh Fuck'', ruft er knurrend aus und drückt seine Stirn gegen die kalte Wand.

''Ew, holst du dir einen runter?'' Rindo kommt mit lauten Würgegeräuschen ins Bad. Er stellt das Wasser vom Waschbecken auf die heißeste Stufe und Ran schreit vor Schreck auf. Fast rutscht er auf dem glitschigen Boden aus und entgeht dem nur, indem er einige Shampooflaschen zu Boden reißt.

Wutentbrannt öffnet Ran die Schiebetür und besprüht ihn mit dem eisigen Wasserstrahl. Jedenfalls hat das seine Gedanken zum abkühlen gebracht. Er kann sich nicht erlauben, noch weiter an diese winzige, fast schon sanfte Erinnerung am Ende zu denken.

''Du hast es schon wieder verbockt'', Rindos Ton ist widerlich überheblich. Er weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss um seinen Bruder zum ausrasten zu bringen. Ganz bewusst hat er sich neben dich gesetzt, auch wenn seine Neugier überwogen hat.

Mit dem Handtuch um die Hüften steigt Ran aus der Dusche und trocknet sich oberflächlich ab. ''Verpiss dich einfach. Außerdem hat es sehr wohl funktioniert'', wirft er ihm über die Schulter hinweg zu. Sein Blick ist auf sein eigenes Gesicht im Spiegel gerichtet.

''Was? Dass du fast drauf gegangen wärst? Herzlichen Glückwunsch, das war großartige Leistung'', spottet er weiter. Rans Augen verengen sich wütend und er spürt den tiefen Groll seine Kehle hinauf steigen.

Anstatt Angst, hat er nur Aufregung gespürt, die noch befriedigender ist als stumpfe Kämpfe. Etwas, das ihn nach mehr lechzen lässt.

''Das war es wert'', antwortet Ran mit einem lächeln. Die Haarkur streicht er in langen Zügen in seine Strähnen. Verständnislos schüttelt Rindo den Kopf und seufzt übertrieben. Er kann die Beweggründe seines Bruders nicht nachempfinden, obwohl er sich selbst ein gewisses Interesse eingestehen muss. Es ist jedoch fern ab von Rans bestreben.

''Komisch wie ausweichend sie geantwortet hat oder?'', fragt der jüngere Haitani.

Kurz verengen sich Rans Augen und er denkt scharf nach, was die Frage zu bedeuten hat. Nichts anderes als die Berührungen und ihr Geruch kreisen in seinen Gedanken. Blinzelnd hebt er seinen Blick, genauso wie die Augenbrauen.

''Warum sie bei einem Overseen ist. Sie hat es einfach ignoriert'', klärt Rindo auf, erntet ein abfälliges schnauben.

''Ich würde dir auch nicht antworten'', Ran stößt seinen Bruder zur Seite um an weitere Produkte zu kommen. ''Sei eben nicht so neugierig, dann hast du auch nicht das Gefühl ignoriert zu werden.''

''Weißt du, was über sie erzählt wird?'', Rindos Neugier bricht nicht ab, auch wenn sein Bruder aus leeren Augen umherschaut. Es ist schon spät und Rans Aufmerksamkeit ist jenseits einer Konversation mit seinem Bruder.

''Keine Ahnung. Alles nur hören sagen wie immer'', er lässt sich auf dem Toilettensitz nieder. ''Über uns haben sie auch gesagt, dass wir zwei Gangs im Alleingang weggeräumt haben. Dabei waren es drei.''

Rindo lacht belustigt auf. ''Und das war nicht einmal unsere größte Aktion bevor Roppongi sauber war.''

''Echt mal'', stimmt Ran zu. ''Unsere besten Dinger haben sie nie herausgefunden.

∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆  ෆ°∘Where stories live. Discover now