Kapitel 9: Zwischen Blutregen und Goldschimmer

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„In einer Welt, in der ich selbst
nur grau und fad bin, schwebe ich wie eine winzige Wolke am Rande eines goldenen Sonnenaufganges."

Wir streifen durch einen breiten Gang voller Baumriesen, welcher die perfekte Verschmelzung von Raum und Natur ist. Andauernd trete ich zwischen gefliester Kachel und Wurzel, wobei ich mir immer noch nicht erklären kann, wie wir so schnell hier hin gelangt sind.

Ein Blick in die Höhe gestaltet sich recht einfach, aber der Weg geradeaus, dafür im Gegenteil. Hier gibt es keine Inneneinrichtung. Lediglich Bäume, die einem den direkten Durchgang versperren. Die Atmosphäre ist beengt, wie in einem Urwald und ich kann das Salz quasi aus der Luft schmecken. Abgesehen davon ist es hier tropisch-heiß.

Ich mag mir nicht Delion's verschwitzten Körper unter der Lederkluft vorstellen, aber ich tue es. Dann verfängt sich mein Fuß in einer Wurzel und zum ersten Mal würde ich mich tatsächlich darüber freuen mit dem Gesicht frontal auf dem Boden aufzuschlagen.

Nur weil ich ein wenig verknallt bin, heißt das noch lange nicht, dass ich das so akzeptiere!

Doch ich fange mich, beobachte weiterhin wie Delion's Körper perfekt zwischen dem dichten Gehölz hindurch gleitet und ich folge ihm. Hin und wieder wird sein Leder von einem Lichtstrahl gestreift, welcher das Material kurzzeitig in Gold verwandelt. Es lässt ihn so aussehen wie ein Heiliger, ein strahlender Engel. Was ein Witz ist, denn in Wahrheit steht vor mir die Dreistigkeit in Person.

Ein Prinz, dessen Maske genauso unberechenbar ist wie sein scheinbarer Charakter.

Wieso hast du dich mir gegenüber so komisch verhalten als wir auf deinen Vater getroffen sind? - Schon zu lange liegt mir diese Frage wie ein Stein auf der Zunge.

Doch im nächsten Moment erfahre ich schlagartig, weswegen ich überhaupt erst nach oben in den Himmel gestarrt habe. Goldene Partikel treten aus fernen Ecken, umschweben uns, ziehen ihre Runden als hätten sie ihr Eigenleben und erinnern mich sofort an die Absonderungen der Grenzwald-Bäume. Schwerelosigkeit erfasst mich, so dass ihr Holz sich verdoppelt, - nein verdreifacht. Die Atmosphäre scheint sich um ihre eigene Achse zu drehen und ich wate innerhalb eines rollenden Tunnels, während ich durch die Flure dieses Königshauses gehe.

Kurz bevor ich wage umzukippen, finde ich Halt an einem Stamm. »Sie haben eine... besondere Wirkung, oder?« und damit meine ich wohl oder übel die Bäume und dass sie uns ganz wirr machen.

»Ja, das haben sie. Diese Riesen hier haben die gleichen Wurzeln wie die des Grenzwaldes. Vor Jahren befahl mein Vater einige ihrer Setzlinge in unsere Hallen bringen zu lassen. Er gab den Befehl sie zu pflanzen.«

»Wozu die ganze Mühe?«

»Ihre Partikel können eine Waffe gegen unsere Feinde sein.«

Eine Waffe? »Sind sie denn so gefährlich?«

»Ab einer gewissen Menge können sie das sein, also ja. Das erklärt weswegen es eigentlich auch verboten ist, hier hindurch zu gehen. Aber ich finde du solltest das sehen.«

Gerade möchte ich „Was denn?" sagen, als Delion plötzlich über uns zeigt, er deutet auf einen der dickeren Äste: »Dragoma,« und damit meint er die darauf sitzende geflügelte Katze.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16, 2023 ⏰

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