Kapitel 1 - Der Neustart

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Berlin, Hauptstadt von Deutschland, rund 3,7 Millionen Einwohner, eine Fläche von ca. 898km² und mein neues Zuhause seit 5 Minuten. Vor 5 Minuten war mein Zug am Berliner Hauptbahnhof eingefahren und ich ausgestiegen. Nun führt mich mein Weg, samt Rucksack und mittelgroßem Koffer, nach oben, raus aus dem riesigen Gebäude. Dass mein Weg durch die vielen Menschen, die teilweise hektisch umherlaufen, erschwert wird, brauch ich ja nicht zu erwähnen. Oder? Manchmal frage ich mich ob die alle nen Befehl bekommen haben genau jetzt herzukommen oder herumzulaufen. //Ich hasse Menschen//, dieser Erkenntnis war ich mir seit einigen Monaten bewusst, //...und dennoch fühle ich mich unter ihnen weder einsam noch alleine.// Die Sonnenstrahlen, die durch die Glasfront des Gebäudes scheinen, blenden mich und holen mich so wieder in die Realität zurück. Kurz orientiere ich mich nochmal und gehe weiter Richtung Ausgang. Kaum habe ich den Bahnhof verlassen, sehe ich am Straßenrand einen großen Mann mit kurzen dunkelbraunen Haaren. Er steht vor einem schwarzen Wagen und hält ein großes Schild mit der Aufschrift 'DIA' hoch. Die Augen verdrehend, und leicht genervt, ziehe ich meinen Koffer hinter mir her und nähere mich dem Mann. Er ist kein Unbekannter für mich. Sein Name ist Martin Herzig und er ist der persönliche Assistent meiner Tante Edna. Als er mich sieht, legt das Schild auf die Rückbank des Autos und kommt mir entgegen. Wahrscheinlich hat er gemerkt, dass ich langsamer geworden bin. „Dia warte. Ich nehme dir dein schweres Gepäck ab. Nicht das die Schmerzen noch größer werden", entgegnet er vor. Er nimmt mir Koffer und Rucksack ab, ohne auf meine Antwort zu warten. „Dir ist schon noch bewusst, dass ich meinen Kram selber tragen kann, oder?", frage ich ihn sarkastisch.


Kennt ihr diese Menschen, die immer übereifrig sind und ständig, auch ungefragt, helfen wollen? Martin Herzig ist einer dieser Menschen. Wobei ich zugeben muss, dass er anfangs noch schlimmer war. Eigentlich ist er ja sehr freundlich und jetzt ist er ja auch nur so, weil ihm meine aktuelle Situation bewusst ist.


„Zu assistieren ist nun mal mein Job und ich möchte dir ja nur etwas unter die Arme greifen, Dia", erwidert Martin und geht neben mir her. „Ich heiße Derya. Wie oft soll ich dir das noch erklären. Außerdem bin ich nur eingeschränkt und nicht bewegungsunfähig", seufze ich und laufe weiter zum Auto. Beim schwarzen Wagen angekommen, verstaut Martin meine Sachen im Kofferraum eher er sich an mich wendet: „Miss White nennt dich doch auch Dia. Ich dachte es würde dich nicht weiter stören." Auf den zweiten Teil meiner Äußerung geht er gar nicht ein. //Er ignoriert die Situation ganz bewusst, um mir die Schmerzen zu ersparen. Das ist lieb von ihm//, erkenne ich und erwidere: „Sie ist ja auch meine Tante und übrigens die Einzige, die mich so nennt." „Okay. Dann eben Derya", geht er lächelnd an mir vorbei und hält mir gentlemenlike die Beifahrertür auf. Ein kleines kurzes Lächeln huscht über meine Lippen, während ich ins Auto einsteige. Jedoch verschwindet es auch schon wieder als sich die Autotür schließt. Martin selbst geht um den Wagen herum und steigt auf der Fahrerseite ein. „Allerdings hab ich auch nichts gegen Dee", sage ich doch blicke dabei aus dem Fenster. Der Fahrer erwidert nichts darauf, aber ich weiß, dass er lächelt. Er startet den Motor und wir entfernen uns endlich vom Hauptbahnhof.


//Berlin, du kannst so hässlich sein//, diese Stelle aus Peter Fox Song 'Schwarz zu Blau' schwirrt mir durch den Kopf als die Gebäude von Deutschlands Hauptstadt an uns vorbei ziehen. Bis vor ein paar Monaten hatte ich noch nie mit dem Gedanken gespielt mal hier zu leben. Sie war bis jetzt auch nie mehr gewesen als das Ziel meiner regelmäßigen, ärztlichen Check Ups oder für einen Gelegenheitsbesuch. Knappe 2 Stunden Autofahrt oder ca. 1,5 Stunden mit dem Zug trennten mich, fast mein ganzes Leben, von der Millionenstadt. „Wir sind gleich da", holt mich Martin mit seiner Aussage in die Realität zurück. Die ganze Fahrt über hatte keiner von uns beiden auch nur ein Wort gesagt und es hat mich nicht im Geringsten gestört. Zumindest wenn ich mit Menschen zusammen bin, die ich kenne. „Hoffentlich gefällt dir die Wohnung", wendet sich Martin an mich ohne die Straße aus den Augen zu lassen. Kurz wandert mein Blick zum Fahrer bevor er wieder nach draußen geht: „Mal sehen." Keine 3 Minuten später biegt Martin in eine Seitenstraße ein und parkt am Rand. Das Gebäude sieht schon von außen sehr modern und neu aus. Mal wieder seufze ich und steige aus dem Auto aus. Während ich das Haus noch etwas betrachte, holt Martin meine Sachen aus dem Kofferraum. „Herzlich Willkommen. Komm, gehen wir", meint er nachdem er kurz neben mir stehen geblieben ist. Ich brauche einen kleinen Moment bevor ich ihm folge. Als wir bei der Eingangstür ankommen, hält er mir, trotz meines Gepäck, diese auf und sagt: „Bitte nach dir. Auf der rechten Seite ist der Fahrstuhl." Schweigend betrete ich das Gebäude und gehe, ohne mich groß umzusehen, zum Fahrstuhl, gefolgt von Tante Ednas Assistenten. Im Lift betätigt Martin den Knopf für die oberste Etage. //Warum überrascht mich das nicht?//, frage ich mich und unterdrücke ein Lachen. Schon wenige Augenblicke später geht die Tür des silbernen Gefährts wieder auf. Martin geht vor und ich folge ihm. Als ich mir den Flur ansehe, entdecke ich neben einer Treppe nur eine einzige Tür und genau auf diese steuert Martin zu. Er öffnet die Tür, welche nicht verschlossen ist, und betritt die Wohnung. Ihm scheint meine Verwirrung bewusst zu sein, denn als er mein Gepäck abstellt und mich bittet einzutreten, sagt er: „Du wirst schon erwartet." Ich brauche einen Moment bis ich seine Worte realisiere und in die Wohnung laufe. Wie von selbst tragen mich meine Füße, durch den kleinen Gang, in den nächsten Raum. Dort steht eine große Frau mit schwarzem Bob. Sie dreht sich um und ein kleines Lächeln kommt über ihre Lippen. „Heyy Tante Edna", begrüße ich sie. Meine Tante kommt zu mir und umarmt mich herzlich: „Endlich bist du da. Ich hab auf dich gewartet, Dia." Sie drückt mich nochmal an sich, ehe wir uns voneinander lösen und sie mich nun genauer betrachtet. „Du hast eine neue Frisur. Diese schulterlangen, braunen Haare mit den hellen Strähnen stehen dir äußerst gut", gesteht sie. 

How to live with a broken Heart - A Jacob Rott FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt