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Cosima, deine Schwester ist ohnmächtig geworden. Ich bin jetzt mit ihr im Krankenhaus.


Sobald die Worte aus der Nachricht bei mir angekommen waren riss ich die Augen auf und sprang auf.
Ich fuhr mir gestresst durch das Gesicht. Was war bitte passiert!?
Mein Blick blieb bei Miguel hängen, der mich verwirrt ansah.

,,Tschau", brachte ich schnell heraus und nahm mir mein Handy im Laufen zur Hand um Meli anzurufen, da sprang mir eine Nachricht aus der Bahnapp ins Gesicht. Mein Zug würde 20 Minuten später erscheinen.
,,Nein", hauchte ich und meine Augen fingen schon an zu Tränen. Ich konnte  keine Minute länger warten!
Ich merkte wie ich zitterte ehe ich schneller loslief.

Verdammt, was war bitte passiert?
Ich wischte über meine Wange und drückte gerade die Türe auf, als mich jemand plötzlich am Arm fasste.
,,Ich bring dich nach Hause", kam es von Miguel und ich blieb verwirrt stehen.
,,Ich meine es ernst. Keine Ahnung was los ist aber dein Gesicht spricht für sich. Also komm."
Etwas benommen folgte ich ihm zu seinem Auto und konnte mich überhaupt nicht gerade darauf konzentrieren, was für eine Marke es war.

Schnell nahm ich auf dem Beifahrersitz Platz und Miguel fuhr schon los.
,,Deine Adresse?", wollte er wissen.
Ich schluckte.
,,Ich muss ins Krankenhaus" nannte ich ihm mit belegter Stimme.
Ich hatte Angst um meine Schwester.

Miguel sah kurz zu mir, aber er beließ es dabei.
Unruhig wippte ich mit dem Fuß und versuchte meine Atmung zu kontrollieren.
Ich schniefte leise und wischte mir über die Wange.

Als wir an einer Ampel anhielten merkte ich wie Miguel in meine Richtung sah.
,,Was ist passiert?", fragte er vorsichtig.
Diese Redensart war ich von ihm gar nicht gewohnt.
Ich schüttelte leicht den Kopf um ihm zu verdeutlichen, dass ich darauf nicht antworten wollte.

Er ging nicht weiter drauf ein und fuhr wieder los und bog rechts ab.
Nach 15 Minuten kamen wir endlich an und Miguel parkte schnell ein.
Ich löste mein Gurt.
,,Danke", gab ich ehrlich zu.
Er beäugte mich kurz ehe er nickte.

Schnell stieg ich aus und rief derweil Meli an, die sofort abnahm.
,,Hey, ich stehe vor dem Krankenhaus. Wo seid ihr?"
,,Auf der Kinderstation, Zimmer 405." Ihre Stimme klang erschöpft.
Ich legte auf und suchte im Aufzug nach der Kinderstation.

Ungeduldig wartete ich darauf, dass ich endlich ankam und rannte schließlich den Gang entlang während ich mir die Nummern durchging.
Eilig öffnete ich die Tür und stolperte ins Zimmer.
Meli stand von ihrem Stuhl auf.
Lia lag auf dem Bett, die Augen geschlossen und mit einer Infusion am Arm.

Meine Nase brannte verräterisch und meine Augen füllten sich.
,,Was ist passiert?", hauchte ich und bewegte mich zu der Kleinen.
Meli nahm langsam wieder Platz.
,,Sie sah den ganzen Tag schon nicht gut aus. Sie war am Puzzle machen, wollte dann aufs Klo und ist umgefallen. Ich hab sie schnell hergeschleppt."
,,Und was haben die Ärzte gesagt?"

Sie sah mich ernst an und seufzte.
,,Zu wenig Nahrungszufuhr und als Folge ein verlangsamter Kreislauf."
Ich atmete zitternd ein und strich meiner kleinen Schwester über die Haare. Vergebens versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten, die jetzt einen Weg nach unten bahnten.

Ich war verdammt nochmal keine gute Schwester!
Eilig stand ich auf und lief aus dem Zimmer. Melis Rufe ignorierte ich dabei.
Ich wartete nicht auf den Aufzug sondern rannte die Treppen runter. Wortwörtlich warf ich mich an die frische Luft. Mit schweren Schritten schaffte ich es bis zur Bank und ließ mich darauf nieder.

Ein Schluchzer verließ mein Mund und dem folgte ein Weiterer.
Ich legte meine Hand vor den Mund um die Geräusche etwas abzudämpfen.
Warme Tränen flossen meine Wangen runter, die kein Ende kannten.

Wie konnte das passieren! Ich hätte sie zwingen sollen zu essen! Ich hätte heute erst gar nicht in die Schule gehen sollen! Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen!
Ich raufte mir die Haare und schluchzte erneut.

,,Dir geht es ziemlich scheiße."

Mein Kopf schoss hoch und ich erkannte Miguels neben mir.
Schnell wischte ich mir über die Wangen und sah weg.
,,Warum bist du hier?" Meine Stimme kratzte am Hals.
Er zuckte mit den Schultern und sah mich an.
,,War aber wohl eine gute Entscheidung", bemerkte er.

Ich atmete tief ein und fuhr mir durch die Haare. Ein Schweigen umhüllte uns beide.
,,Wen hast du besucht?", durchbrach Miguel dieses Schweigen.
Ich drehte mein Kopf zu ihm.
,,Meine Schwester", hauchte ich leise.

Miguel leckte über seine Unterlippe.
,,Deine Schwester. Was hat sie denn?"
,,Sie ist ohnmächtig geworden."
Er runzelte die Stirn.
,,Bist du deswegen so durchgedreht?", fragte er verdutzt.
Ich fuhr mir über das Gesicht.
,,Sie ist 5. Außerdem kannst du nicht wissen was ich durchmache!", fuhr ich ihn etwas hart an.

Er antwortete nicht mehr drauf und ich sah ihm an, dass er die letzten Worte in den Gedanken durchging.
Ich rieb mir die Schläfe. Ich wollte neben Miguel nicht weinen, doch mir flossen jetzt weitere Tränen die Wangen runter.
Schnell drehte ich mich von ihm weg, um ihm diese zu verbergen.

,,Ich weiß dass du weinst. Du brauchst dich nicht zu verstecken", hörte ich ihn sagen.
Im nächsten Moment spürte ich seine Hand auf meinen Haaren.

,,Cosima!"
Noch bevor ich mich auf seine Berührung konzentrieren konnte sah ich auf und erkannte Dad, der eilig vom Parplatz auf mich zukam.
Schnell stand ich auf.
,,Wo ist Lia? Hast du sie schon gesehen?", fragte er ungeduldig
Ich nickte. ,,Sie hatte noch geschlafen. Sie ist auf der Kinderstation."

Dad nickte mir zu und umarmte much kurz. Dann eilte er ins Krankenhaus.

,,Willst du nicht hoch zu ihr?"
Erschrocken drehte ich mich zu Miguel um, der ja immernoch existierte.
Langsam setzte ich mich auf die Bank.
,,Warum bist du nicht gegangen?"

Miguel fuhr sich über die Haare.
,,Du sahst im Auto nicht gut aus. Vielleicht könntest du mich ja brauchen."
Verwundert hob ich die Augenbrauen.
Miguel kümmerte sich um mich? Ich glaube ich träumte gerade. Nein, ich war mir sicher dass ich gerade träumte.

,,Du, Mihuel Suarez, willst mir gerade sagen, dass ich dir wichtig bin?"
,,Das hab ich nicht gesagt.", meinte er monoton.
,,Aber angedeutet."
Miguel verdrehte die Augen.
,,Warum müsst ihr Mädchen auch alles verdrehen. Du könntest mich gebrauchen. Und so wie ich sehe hatte ich recht, denn von deiner vorherigen Panik ist nichts mehr da.", machte er mich darauf aufmerksam.

Sofort räusperte ich mich.
,,Dann kannst du ja jetzt gehen.", murmelte ich und ließ mein Blick über sein Gesicht schweifen.
Miguel stand auf und steckte die Hände in die Hosentasche.
,,Vergiss nicht, ich bin dein Nachhilfeschüler.", sagte er noch und zwinkerte mir zu, ehe er zulief.

Mein Mund öffnete sich und empört sah ich ihn an. Das war gerade voll und ganz eine perverse Andeutung gewesen!
,,Idiot!", fluchte ich leise.

In deinem SchattenWhere stories live. Discover now