Kapitel 5

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POV Sanemi:

Vor Lachen halte ich mir den Bauch bis Tomioka mir einen kräftigen Schlag in die Magengrube gibt.

Keuchend huste ich die verschluckte Luft wieder aus, irgendwie hab ich es ja verdient.
Aber, "Musste das sein?!", keife ich den Wasser-Hashira an nachdem ich wieder zu Atem gekommen bin.

Dieser zuckt nur gleichgültig mit seinen Schultern, dabei bewegt sich der dunkelblaue Seidenstoff, welcher nebenbei erwähnt ziemlich gut zu seinen Augen passt, elegant auf seiner Haut und mit diesem Haarschmuck könnte man ihn glatt als das andere Geschlecht verwechseln.
War er schon immer so hübsch?

Während meiner Gedankengänge bemerke ich nicht mal wie Tomioka mich aus dem Haus und durch das Fest schleppt. "Shinazugawa? Hallo?!", wild mit seinen Armen rumfuchtelnd versucht er meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Als ob er die nicht schon ohnehin hätte.
"Hmm?", fragend blinzle ich ihn an.
Amüsiert guckt er mich an.

"Waas??", gereizt warte ich auf eine Antwort.
Naja in Wirklichkeit bin ich nicht wütend sondern verdammt unsicher, wieso starre ich ihn dauernd an?
Gerade als mein Blick sich wieder an den Körper der Wasser-Säule heften will räuspert diese sich.

"Gut", fängt er an, "Ich dachte schon du hörst gar nicht mehr auf"
Wie? Was?
Hat er es bemerkt?
Bin ich so offensichtlich?
Während ich mir weiterhin den Kopf zerbreche meldet sich Tomioka wieder zu Wort, "Hast du Hunger? Da vorne gibt es einen Ramen-Stand und dort drüben verkauft jemand Dango"

Da ich meinem Mund gerade nicht vertraue nicke ich nur.
"Was ist denn mit dir los?", ein ironischer Unterton seinerseits schwingt mit, "Wo ist der sonst so großmäulige Wind-Hashira, den man kennt?"
Perplex betrachte ich die Person vor mir, ist das wirklich Tomioka? Hat er mich gerade tatsächlich aufgezogen?

Man lernt jeden Tag was Neues.
Ich kannte ihn zwar nie so richtig, da ich früher dachte, dass er sich für etwas besseres hält und ihn lieber verachtet als kennengelernt habe. Doch ich denke nicht, dass er jemals so mit jemandem gesprochen hat wie mit mir jetzt, seitdem ich ihn kenne.
"Seit wann bist du so redselig?", erwiedere ich.
In der Zwischenzeit haben wir uns beide unsere Ramentschüsseln bestellt, leider beinhaltet meiner Pilze, welche ich missmutig beiseite schiebe.
Ein kurzer Seitenblick verrät mir, dass es Tomioka ähnlich geht nur mit Erbsen.

"Du bist komisch", teile ich ihm ungefragt mit um die Stille zu brechen, sofort feuert er mit einem "Das musst du gerade sagen", zurück.

Grinsend frage ich ihn ob er seine Erbsen noch essen würde, was er verneint. Kurzum haben wir Schüsseln getauscht, man soll ja nichts verkommen lassen.
Danach probierten wir noch die Dango und schlenderten durch weiter durchs Fest. Plötzlich kommen uns auf einmal Massen an Menschen entgegen, die Tomioka und mich in gegensätzliche Richtungen treiben. Wahrscheinlich wurde gerade eine Vorstellung oder so beendet, mist was jetzt?

Ich könnte meine Krähe nach ihm suchen lassen, dafür muss ich aber einen festen Standpunkt finden, damit wir uns dort treffen können. Ohne zu wissen wo ich lande kämpfe ich mich durch die Menschenmasse an den Rand.
Erinnert mich fast an den Nebel, dort habe ich ihn ja auch verloren. Ich wollte ihn unbedingt unversehrt wiederfinden, so wie jetzt.
Obwohl, nein, irgendwas ist diesmal anders.

Nachdenklich, wie so oft, schicke ich meine Krähe los. Nach ein paar Minuten des Wartens werde ich dann noch nervöser.
Ihm kann doch nichts passiert sein, richtig?
Ich meine er ist ein erwachsener Mann, ein Hashira noch dazu, wer würde es wagen ihm etwas anzutun? Ich mache mir natürlich nur über meinen Missionspartner Sorgen, sonst wäre er mir bestimmt egal.

Aufeinmal werde ich von hinten angetippt, "Hier bist du" vernehme ich eine mir bekannte Stimme, die augenblicklich mein Herz höher schlagen lässt.

"Kannst du aufhören immer abzuhauen?!", heilfroh meckere ich ihn an.
Wenn ich mich so umschaue bemerke ich, dass wir nur ein paar Meter weit entfernt von einer mit Laternen dekorierten Tanzfläche stehen. Das gelbe Licht macht eine warme Atmosphäre und die ruhige Melodie des jetzigen Liedes passt nur zu perfekt zu diesem Anblick.
Ich wende mich wieder meinem Partner zu, in diesem Moment konnte ich nicht anders als ihm meine Hand zu reichen.

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie will ich ihm näher sein.
"Würdest du mir eine Freude machen?", frage ich ihn in einem selten höflichen Tonfall.
Zögernd guckt er mich noch ziemlich skeptisch an bevor er sich doch schlussendlich dazu entscheidet mir seine Hand zu geben.
Damit führe ich ihn Händchen haltend zur Tanzfläche.

"Fackel doch nicht immer so lange rum, Tomioka. Am Schluss verpasst du noch etwas", hauche ich ihm zu während wir uns zusammen langsam im Takt bewegen.
Vorsichtig ziehe ich ihn an der Hüfte beim nächsten Schritt ein Stück weiter zu mir, in der Hoffnung er würde es nicht bemerken.

"Giyuu", vernehme ich ein kaum hörbares Flüstern.

Interessiert hinterfrage ich gerade mein Hör-Vermögen, hat er mir wirklich gerade angeboten ihm bei seinem ersten Namen zu nennen?
Um sicherzugehen frage ich lieber nach, "Wie?"

"Du kannst mich Giyuu nennen", kommt es kaum lauter zurück, "Also nur wenn du willst, natürlich"
Angespannt sieht er an mir vorbei in die Ferne. Ein kleines Lächeln kann ich mir nicht verkneifen, "Okay, Giyuu" im gleichen Atemzug biete ich auch ihm meinen Erstnamen an.
Ganz kurz sehe ich seine Mundwinkel nach oben zucken, ungläubig nerve ich ihn "Ich hab den emotionslosen Wasser-Hashira zum Lächeln gebracht"

Seufzend lächelt er mich wieder an und ich könnte schwören irgendetwas in mir explodiert gerade, allerdings fühlt es sich ganz und gar nicht schlecht an.
Zu diesem Zeitpunkt fangen Raketen an den Himmel in allen möglichen Farben zu erhellen, seine Augen strahlen keine leblose Kälte mehr aus sondern glitzern freudestrahlend mit dem Spektakel um die Wette.

Selbst wenn ich wollen würde könnte ich meine Augen nicht von Giyuu abwenden, wer weiß wann ich das wieder zu sehen bekomme?
Ich frage mich zwar immernoch, warum er so verschlossen ist und was es mit den Beiden Illusionen, besonders mit diesem Jungen, auf sich hat, aber heute Abend schiebe ich all diese Fragen beiseite.

Das Einzige was zählt sind wir beide gemeinsam, eng umschlungen tanzend inmitten eines Feuerwerks.
Das wird mir niemand glauben, wenn wir zurück sind.

Mask off Sanegiyuu Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt