Kapitel 1

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Kaveh pov

"Ist das dein Ernst?!" Giftete ich ihn an. Wie immer war Alhaitham mir mit seiner Art deftig auf die Nerven gegangen. Der Fakt, dass er mich jedes Mal noch mehr anstachelte, wann immer wir stritten, ließ mich nur noch mehr vor Wut schäumen. So zuckte er auch heute gleichgültig mit den Schultern. Ich wusste nie, ob er mich mit Absicht so sehr provozierte oder ob es ihm nicht mal auffiel. Jedenfalls blieb er immer so gleichgültig und ausdruckslos, dass es mir in manchen Fällen egal wurde. Es schien immer, als würde er mich nicht mal ernst nehmen. Dass er mir einfach nur zu seiner Belustigung zuhörte und mich konterte. "Wieso zur Hölle musst du ständig so kompliziert und anstrengend sein?!" Führte ich mein Argument weiter fort. "Inwiefern bin ich anstrengend? Ich finde es nachvollziehbar, dass du meine Denkweise zu kompliziert findest aber meinst du nicht, dass du es dir selbst noch eher schwer machst? Ich kann da kaum das Problem darstellen." Sagte er monoton. "Ach, und du machst es mir leichter oder was? Statt mich gleich immer so blöd anzumachen könntest du vielleicht auch mal Empathie empfinden! Ach, was red ich da? Du besitzt sowas ja nicht mal! Nicht mal einen kleinen Funken!" Für einen kurzen Moment war es still zwischen uns. Alhaitham schien mich nur abschätzend zu mustern, was mir wirklich den letzten Nerv raubte. "Weißt du was? Vergiss es einfach. Ich geh jetzt." Sagte ich und ging zur Haustür. "Um 7 gibt's Abendessen. Sei bis dahin zurück." Rief er mir nach. Zur Antwort gab ich ihm nur ein genervtes Seufzen, ehe ich das Haus verließ.

Um mich von dem Streit von eben abzulenken, beschloss ich, in Lambads Taverne zu gehen. Dort angekommen erspähte ich zufälligerweise Cyno, der an einem Tisch mit ein paar anderen Gästen zusammen TCG spielte. Dem Ausdruck der Gäste nach zu urteilen, war Cyno Haushoch am Gewinnen, was mich wenig überraschte. Niemand, den ich kannte, spielte öfter oder besser als er. Trotzdem wollte ich sie bei ihrem Kartenspiel nicht stören oder unterbrechen, weshalb ich mich ein paar Tische weiter hinsetzte und Lambad bat, mir ein Glas Wein zu bringen. Und dann noch eins. Und ein weiteres. Ich wusste zwar mittlerweile von den anderen, dass ich ziemlich schnell angetrunken und vorallem BEtrunken werden konnte, allerdings achtete ich gar nicht wirklich darauf, wie viel ich trank. Nach 2 Gläsern schwirrte mir bereits der Kopf etwas. 1 weiteres bekam ich noch runter, bevor ich gefühlt fast vom Stuhl kippte. Durch meine verzehrte Sicht hindurch erkannte ich Cyno, der auf mich zu lief. <Er hat also bemerkt, dass ich hier sitze...> Er war wohl entweder besorgt, enttäuscht oder stocksauer. So richtig deuten konnte ich es nicht mehr. Als er neben mir stand sagte er wohl irgendwas zu mir, aber ich hörte ihn nur noch so gedämpft, dass ich kein Wort verstand. Vollkommen müde legte ich letztlich den Kopf auf den Tisch und ignorierte Cyno.

".....-st...wirk-.... sicher?" "Kl-.... war.... -iel." "Gut....bis......" war alles, was ich hörte. Es war eine Unterhaltung zwischen 2 Personen um mich rum. Die Stmmen kamen mir bekannt vor, aber mehr konnte ich nicht ausmachen. Langsam öffnete ich die Augen und überlegte, was passiert war. <stimmt ja, Cyno war da. Und ich muss eingeschlafen sein....> Ich war mir noch unsicher, ob ich den Kopf heben sollte. Immerhin fühlte es sich an, als würde mein Schädel gleich platzen. Schlecht war mir ebenfalls. Trotzdem war ich neugierig zu sehen, wer sich da neben mir unterhielt. In dem Moment, als ich mich nach den Stimmen umsah, wollte ich meinen Kopf direkt wieder auf die Tischplatte donnern: Cyno war wohl einer der beiden und verließ gerade die Taverne, während der andere natürlich Alhaitham war. Scheinbar hatte er meine Bewegung bemerkt, denn er sah mich an und ging dann auf mich zu. <jetzt wird er mir ja sicher wieder ne Standpauke halten!> dachte ich genervt. Stattdessen legte er einfach seine Hand auf meine Schulter und sah auf mich herab. "Ab nach Hause mit dir. Du bist völlig im Eimer. Die Getränke sind bereits bezahlt. Wir sprechen später noch." Sagte er stumpf. Vorsichtig und taumelnd richtete ich mich auf und legte einen Arm um seine Schulter, um mich zu stützen. Tatsächlich packte er sogar meinen Arm und legte seinen anderen um meine Hüfte, ehe wir rausgingen.

"Wieso bist du eigentlich hier?" Fragte ich ihn, als wir ein Stück weit gelaufen waren. "Wieso? Darf ich mir hier nichts bestellen?" Sagte er nur sarkastisch. Daraufhin sah ich ihn nur verurteilend an. Alhaitham seufzte. "Ok, Spaß beiseite. Cyno kam zu mir und sagte mir, dir gings nicht gut. Und da du ja scheinbar geschlafen hast wie ein Fels und noch dazu genauso schwer warst, hat Cyno mich geholt." <hat er mich grad unterschwellig fett genannt?> ich versuchte, den Kommentar fürs erste zu ignorieren. "Und du bist einfach so mitgegangen? In diesem Fall hätte ich erwartet, du würdest ablehnen. So von wegen ich müsste ne Lektion lernen oder so was." "Ehrlich gesagt hatte ich tatsächlich mit diesem Gedanken gespielt. Aber dann hättest du mir später wieder in den Ohren deswegen gelegen und nach vorhin hat mir das für heute gereicht. Außerdem hatte ich wie vorhin angekündigt Essen gemacht. Das schmeiß ich doch jetzt nicht einfach weg, nur, weil du dein Limit nicht kennst." "Ich würde nicht so viel trinken, würdest du mich nicht immer so stressen." "Stresst du dich nicht selbst? Du nimmst ständig Projekte an, schaffst sie gerade so bis zur Deadline und verbringst die meisten Nächte schlaflos. Wenn, dann stresst du eher mich. Ich kann die meisten Nächte ohne meine Kopfhörer gar nicht mehr schlafen wegen deinem Gehämmere um 2 Uhr morgens." "Tch!" Machte ich nur. Ich war viel zu erschöpft, um noch weiter mit ihm zu diskutieren. Es brachte ja eh nichts.

Zuhause angekommen setzte er mich prompt aufs Sofa und brachte mir einen Essteller. <ist vermutlich das Abendessen..> dachte ich nur. Genervt sah ich zu ihm auf. "Was? Ich sagte ja, dass ich es nicht wegschmeißen würde. Also?" Sagte er und deutete auf den Teller. "Du hast keine Ahnung, wie schlecht mir gerade ist. Und jetzt soll ich noch was essen?" "Die Übelkeit hast du dir selbst zu zuschreiben." Sagte er nur knapp, ehe er das Wohnzimmer verließ. "Grr du-!" rief ich ihm noch beleidigt hinterher. Nie brachte ich sowas zuende. Vielleicht, weil ich ihn nicht beleidigen wollte,wenn das überhaupt möglich ist? Oder weil mir in solchen Momenten wirklich nichts anderes einfiel. Kurz darauf kam er mit einem Buch in der Hand wieder zurück und setzte sich auf das gegenüber von mir stehende Sofa, wo er es las. Mühsam versuchte ich das Essen runter zu bekommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war endlich auch der letzte Bissen zwischen meinen Lippen verschwunden. Erschöpft lehnte ich mich auf der Couch zurück und hielt mir die Hände über den Bauch. Alhaitham beachtete mich gar nicht erst. Er las nur entspannt sein Buch weiter, welches er jetzt schon fast durch hatte. Seufzend stand ich auf und taumelte in mein Zimmer, legte mich vorsichtig aufs Bett und schlief direkt ein.

Mitbewohner (Kaveh x Alhaitham)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt