Kapitel 14

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Alhaitham pov

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Kaveh noch immer tief und fest schlafend in meinen Armen und kuschelte sich eng an mich heran. Ich versuchte mich so wenig wie möglich zu bewegen, um ihn nicht zu wecken. Ich wusste ja, was für ein Morgenmuffel er sein konnte, erst recht, wenn ihn jemand oder etwas aufweckte. Daher wartete ich geduldig, bis er sich allmählich regte und langsam die Augen aufschlug, woraufhin er mir ins Gesicht sah und mich ruhig anlächelte. Die Zweifel, die ich letzten Abend noch gehegt hatte, waren mit einem Mal wie weggeblasen. Dieses zarte Lächeln war Bestätigung genug für mich gewesen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich beugte mich zu ihm herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Für den heutigen Tag hatten wir beschlossen, es ruhig anzugehen. Immerhin stand morgen gleich das nächste Event an und bis dahin wäre es sinnlos gewesen, sich ewig abzuhetzen. Stattdessen entschieden wir uns dazu, heute zu Hause zu bleiben und uns ein wenig zu entspannen. Eben deshalb saßen wir nun gemeinsam auf der Couch. Ich hatte mir ein Buch geholt und angefangen, es zu lesen, als Kaveh sich an meine Schulter schmiegte und sich dabei scheinbar ebenfalls beteiligte. Ab und an hörte ich ihn irritiert aufatmen, was mich kaum wunderte, da die Literatur, die ich bevorzug, sehr viel komplexer und sachlicher war. Trotzdem genoss ich unsere Zweisamkeit und versuchte, nach einiger Zeit, die ich Kavehs Verwirrung beobachtete, ihm einige der komplizierteren Abschnitte zu erläutern, wobei er mir aufmerksam zu hörte. Für gewöhnlich mochte ich meine Zeit allein sehr viel lieber, wenn ich las, da ich mich so besser konzentrieren konnte. Allerdings fand ich es auch gar nicht so schlecht, Kaveh ein wenig was über meine Lektüre beizubringen. So konnte ich wenigstens mal mit ihm über Themen, die mich interessierten, reden, ohne dabei auf taube oder verständnislose Ohren zu stoßen. Bis wir das Buch durch hatten, saßen wir so da, bevor ich es zu klappte und zurück an seinen Platz im Regal stellte.

Dann zog Kaveh mich plötzlich am Arm mit sich in sein Zimmer, wo er sich sofort an sein Zeichenboard setzte. Verwirrt sah ich ihn an. "Ähm, ich dachte nur.... wenn du mir schon so viel zu deiner Lektüre und Perspektive erläuterst.... warum sollte ich nicht das selbe tun? N-nur wenn du willst." Sagte er, ehe er sich umdrehte und anfing zu zeichnen. Tatsächlich war ich schon ein wenig neugierig. Ich hatte ihn zumindest noch nie mitten beim Zeichnen gesehen oder ihm zugeschaut. Früher, wenn ich in sein Zimmer kam als er zeichnete, stoppte er entweder abrupt, war darüber vor Erschöpfung eingeschlafen oder ließ es mich gar nicht erst sehen. Langsam trat ich näher und beugte mich über seine Schulter, nachdem ich mich mit einer Hand am Schreibtisch abgestützt hatte. Kaveh erläuterte mir, dass er das Gebäude für einen Klienten skizzierte und er fand, jetzt wäre die perfekte Gelegenheit, damit anzufangen. Aufmerksam verfolgte ich die Bewegungen des Bleistiftes in seiner Hand auf dem Papier. Es fühlte sich an, als wären gerade mal Sekunden vergangen, in denen er das Gerüst fertig gezeichnet hatte. Der Rest dauerte allerdings etwas länger und machte auch einen sehr viel gewagteren Eindruck. "Sicher, dass du sowas überhaupt bauen könntest?" Fragte ich ihn skeptisch. Kaveh hielt inne und sah lächelnd zu mir auf. "Gar kein Problem. Was die Materialien angeht habe ich viele Kollegen, die sich in Zusammenarbeit mit mir darum kümmern würden. Außerdem mache ich das Ganze nun schon seit 7 Jahren. Da kenn ich schon die ein oder anderen Tricks und Kniffe." Sagte er und zwinkerte mich amüsiert an. Wenn Kaveh irgendwas im Bezug zu seiner Berufung machte, schien er immer in einer anderen Welt. Bevor wir zusammen gekommen waren, hatte ich ihn stets nur sehr selten so fröhlich und energiegeladen gesehen. Dementsprechend schätzte ich diesen Moment gerade sehr und lächelte ihm ebenfalls zu, bevor ich ihm eine wirre Strähne aus dem Gesicht zupfte. Dann drehte er sich wieder seiner Skizze zu und fuhr fort. Wie gebannt verfolgte ich die filigranen Linien, die der Stift hinterließ. Man merkte Kaveh sehr gut an, wie lange er das alles bereits tat. 2 Stunden später war die Zeichnung bereits zur Hälfte fertig, als Kaveh den Stift ablegte und sich gerade hinsetzte. "Jetzt hab ich voll Hunger. Wie siehts mit dir aus?" Fragte er mich dann. Erst jetzt wurde mir überhaupt richtig klar, wie lange ich bei ihm gestanden und ihm zugesehen hatte. Wie aufs Stichwort knurrte mein Magen. Kaveh lachte leicht auf. "Verstehe. Wollen wir ins Puspa-Café gehen? Ich hab keine Lust, den ganzen Tag in den eigenen 4 Wänden zu verbringen." Ich stimmte ihm da voll und ganz zu. Ich mochte es zwar, auch mal nicht auswärts gehen zu müssen und stattdessen die Seele baumeln zu lassen, aber natürlich konnte ich auch nicht ewig nur hier rumsitzen. Hand in Hand verließen wir nun das Haus und machten uns auf zum Café.

Mitbewohner (Kaveh x Alhaitham)Onde histórias criam vida. Descubra agora