Kapitel 18 - Das Versteck

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Ein Sturm aus Zorn und Schuldzuweisungen tobte über Nottinghamshire und sein Donnergrollen erfüllte die Herzen all jener, mit denen er in Berührung kam

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Ein Sturm aus Zorn und Schuldzuweisungen tobte über Nottinghamshire und sein Donnergrollen erfüllte die Herzen all jener, mit denen er in Berührung kam. Da war zunächst natürlich der Sheriff, der, mangelnder Optionen wegen, den Grund für das Versagen an den Wachposten und der Ergreifung des Diebes an seinen Untergebenen entlud. Guy und die anderen Hauptmänner wurden Opfer einer halbstündigen Schimpftirade, die darin gipfelte, dass jeder von ihnen den Unmut, dem sie ausgesetzt waren, direkt an seine Soldaten weitergab.

Jene wurden die nächsten Tage getriezt und die Trainingseinheiten verdoppelt. Die Strafen für Verstöße wurden drastisch verschärft. Wer nun nicht selbst im Kerker landen oder Peitschenhiebe empfangen wollte, schlief besser in der Wachschicht nicht ein - und Gott stünde der armen Seele bei, die einer der befehlshabenden Männer mit einem Krug Alkohol erwischen würde. Der wenige Schlaf und die drakonischen Strafen gepaart mit dem Verbot des Trinkens führte wiederum dazu, dass die Wachen leicht reizbar und ungemein unfreundlich wurden.

In den Gängen standen jetzt lästig viele Wachen und Schmiede sowie Schlosser wurden einberufen, um Schließvorrichtungen zu erneuern oder zu verbessern. Einige Zimmermänner ersetzten Türen und selbst in den Stallungen hielten inzwischen einige Männer bei Nacht Wache. Castle De Burgh war in höchster Alarmbereitschaft. Die Männer waren frustriert und unter den Argusaugen ihrer Vorgesetzten - welche ihrerseits unter dem Druck des Sheriffs standen - wurde jeder noch so kleine Fehltritt gemeldet. Männer und Frauen wurden harsch befragt und Marian hörte mehr als nur eine Magd weinen, weil man sie bezichtigt hatte, Informationen über Schichten der Wächter oder Gänge ausgeplappert zu haben und ihr dabei Schläge oder Schlimmeres angedroht hatte.

Marians Verachtung dem Sheriff und seine Methoden gegenüber wuchs mit jedem klagenden Wachmann und jedem weinenden Dienstmädchen nur noch mehr. Die Wächter waren von ihnen K.O geschlagen, sauber verschnürt und schließlich eingesperrt worden. Nun saßen sie zur Bestrafung einige Tagelang in genau der Zelle, in welcher sich der junge Samuel befunden hatte. Allein mit einer Sache hatte er recht: So konnte es nicht weitergehen.

Darüber musste Marian jedoch mit Robin sprechen. Außerdem fürchtete ein von Misstrauen gezeichneter Teil in ihr, dass sich dieser Halunke vielleicht doch mit der gesamten Beute aus dem Staub machen könnte, anstelle ihr den versprochenen Anteil zu überlassen.
Doch unter den gegebenen Umständen, war es alles andere als leicht, unauffällig aus der Burg zu entkommen. Überall lauerten jetzt aufmerksame Augen. Viele waren bereit, jemand anderen ans Messer zu liefern.

Es dauerte beinahe eine Woche, bis sich endlich eine Gelegenheit bot, sich davonzustehlen. Bei einem Sturm in der vorausgegangenen Nacht war wohl das Dach eines Kornlagers in einem der angrenzenden Dörfer von Nottingham beschädigt worden. Ihr Vater war mit anderen Angelegenheiten beschäftigt und so bot Marian großzügig an, sich den Schaden anzusehen.

Zu Pferd waren es nur knapp zwei Stunden von dem kleinen Dorf bis zu der Stelle am Waldrand des Sherwood Forest, wo Robins aktuellster Unterschlupf lag. An der Stelle des Waldes, der in einer wenig besiedelten Gegend lag, hatte der Forst sich einen großen Teil eines verlassenen Hofes einverleibt. Das Gras stand hoch und wild. Sachte wog es sich im lauen Sommerwind. Neues Dickicht hatte sich zwischen den Ausläufern der Bäume das ehemalige Farmland zu eigen gemacht.

Die Königin von Pfeil & Bogen ᴮᵃᶰᵈ¹Where stories live. Discover now