Meeresrauschen I

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Nur noch eine Tür, eine verdammt Tür. Ich kaue auf meiner Unterlippe versuche die Tränen, die sich gerade auf meinem Gesicht ausbreiten wollen zu unterdrücken. Ich fummel nervös mit meiner Hand in der Hosentasche.
„Wo ist dieser gottverdammte Schlüssel", schimpfe ich vor mich hin.

Ich will einfach nur noch weg, nach Hause nichts mehr sehen und hören. Mir ist alles zu viel, der Stress die Telefonate ins Nichts und diese schreckliche Müdigkeit, die ich kaum noch mit Kaffee bekämpft bekomme. Ich will einfach nur schlafen.

Frustriert haue ich mit der Faust gegen die Wand, weil ich den Schlüssel nicht zufassen bekomme. Mein ganzer Körper zittert und die Tränen brennen in meinen Augen. Mehr oder weniger bekomme ich es dann doch hin und fummel jetzt am Schloss herum versuche es zu öffnen.

Die Tür fliegt auf als ich mich dagegen lehne ich stolpere zwei Schritte nach vorn kann mich dann aber fangen. Mein Mantel und die immer schwere Handtasche fallen zu Boden. Ich bemerke nicht, dass das Licht in meinem Büro mir ist alles egal. Zum Glück waren keine Mitarbeiter mehr hier, dachte ich mir auf meinem Weg.

Ohne mich umzuschauen, steuere ich auf das neue Sofa zu, die Tränen kann ich jetzt nicht mehr zurückhalten. Sie bahnen sich einen brennend heißen Weg über mein Gesicht. Ich lasse mich auf die weiche Polsterung fallen und ziehe automatisch meine Beine an. Lasse einfach alle Emotionen raus, die sich über die letzten 2 Tage angesammelt hatten. Nichts hätte ich zeigen können, zu viele Journalisten waren um mich gewesen. Selbst in meinem Hotelzimmer wurde ich gestört, telefonierte mit hunderten Leuten nur um dann wieder nach Hause zu fliegen.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier liege, nur das Mondlicht erhellt mein großes Büro im Auswärtigen Amt. Wie als hätte ich eine Schleuse geöffnet, kommen jetzt all die Emotionen nach oben, die ich versucht habe, so gut es ging nach unten zu drücken. Leicht wiege ich mich hin und her, schluchze laut auf, bis ich eine Hand auf meine Schulter wahrnehme.

"Sh, Sh, Sh"

Robert ließ sich sofort neben Annalena fallen und zog sie auf seinen Schoß. Eigentlich wollte er sie mit einer Pizza und einer Flasche Wein überraschen. Sie hatten über die Tage des missglückten Aufenthalts geschrieben und telefoniert. Doch nie hatte Annalena angemerkt, dass es ihr so zusetzte. Roberts Herz zerbrach in hunderte Teile, als er sie so fertig und verweint sah. Mit vorsichtigen Berührungen und sanften Worten versuchte er sie irgendwie zu beruhigen.

Annalena schlang ihre Arme um seinen Hals presste ihr Gesicht in sein Shirt, weinte immer weiter. Sie konnte einfach nicht aufhören dazu begann ihr Körper nun auch zu zittern, sie war fertig, fertig mit der Welt. Robert lehnte sich an und platzierte sie beide etwas bequemer gab Annalena und ihren Emotionen mehr Raum. Bis die letzte Träne versiegt war, streichelte er ihren Rücken und wartete, dass sie aufschaute.

"Na"

"Robert ich ... ich wollte nicht. Dein T-Shirt ähm".

"Mach dir mal keine Gedanken, das kann man waschen!"

"Warum bist du hier?"

"Nette Begrüßung", lachte er, "ich wollte dich überraschen nachdem ganzen Chaos!"

"Danke!", mehr konnte sie nicht von sich geben, da schmiegte sich ihr Kopf wieder an ihn. 

Er ließ sich wieder in die Couch fallen, zog Annalena mit sich. Gemeinsam kuschelte sie einige Minuten, sprachen dabei kein Wort, sondern genossen die Zeit miteinander, bis Annalenas Magen sich laut bemerkbar machte.

"Oh da hat aber jemand Hunger", säuselte Robert und ließ seine Finger über Annalenas Bauch tanzen, bevor er sie kurz kitzelte.

"Nur ganz vielleicht"

One more step ... Baerbeck OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt