Kapitel 8

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An jenem Mittwoch wachte ich viel zu spät auf. Meine Eltern waren heute wohl schon früher weg und mein Wecker hatte nicht geklingelt.

Danach war ich so schnell ich konnte ins Bad gestürmt und hatte meine dunklen Augenringe versucht zu verdecken. Die ganze Nacht hatte ich an Will und an das verdammte Weihnachten gedacht.

So schnell ich konnte, hatte ich mich umgezogen und war zum Bus gelaufen, natürlich ohne Frühstück. Heute hatte Finn mich nicht abholen können, da er einen Arzttermin hatte, Henrys Wagen war noch in der Werkstatt und Nate hatte bei Sophie geschlafen.

Als ich in der Schule angekommen war, brachte mir Henry allerdings einen Bagel und sagte, 'Ich dachte schon, das du's heute nicht rechtzeitig schaffst. Hier dein Frühstück.'

Ich war ihm vor Freude in die Arme gesprungen.

Jetzt sitze ich hier in der Mittagspause ganz alleine an einem Tisch. Keine Ahnung wo die anderen sind. Während ich mein Mittagessen verdrücke, zerbreche ich mir den Kopf über Will. Ist er in meiner Stufe? Warum er wohl so plötzlich aus den USA umziehen musste? Ob er eine Freundin hat? Oh, verdammt. Was mach ich nur wenn er eine Freundin hat? Frustriert seufze ich auf.

'Sky?'

Aber nein, hätte er eine Freundin hätte er sie doch sicherlich gestern mitgebracht oder? Ja, ganz bestimmt.

'Äh.. Sky?'

Obwohl.. Vielleicht wohnt sie gar nicht hier. Vielleicht.. Vielleicht führt er eine Fernbeziehung! Das wäre doch wunderbar. Oder, nein eigentlich nicht.. Er würde sie doch nicht betrügen.. Außer er liebt sie nicht mehr.. Hm.. Nein dann würde er Schluss machen. Oder?

'Verdammt Sky, hörst du mich?'

Verwirrt schaue ich auf, direkt in wunderschöne waldgrüne Augen. Will. Oh verdammt ist der niedlich.

'Äh.. Ja was gibst?' Verlegen lächle ich und streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Er starrt mich für mindestens fünf Sekunden nur an, dann räuspert er sich. 'Ich hab dich schon dreimal gerufen. Darf ich mich zu dir setzten? Ich kenne hier sonst noch fast keinen und meine beste Freundin ist krank.' Er fährt sich durch das Haar und grinst. Und oh mein Gott, dieses verdammte Grinsen bringt mich zum Schmelzen.

Schnell verfluche ich meine Gedanken. 'Oh, äh.. Klar. Setz dich ruhig, die anderen müssten auch gleich kommen.'

Er grinst noch einmal und setzt sich dann gegenüber von mir an den Tisch. Still vertilgen wir unser Essen, bis die anderen kommen und sich lauthals über irgendeine Wette unterhalten.

Ich verdrehe bloß die Augen. Als ich allerdings Nate mit Sophie zusammen, auf uns zugehen sehe, lächle ich freundlich. Die beiden setzten sich zu uns und Nate erklärt uns, dass nun auch die restliche Schule das Recht hat zu erfahren, dass sie offiziell zusammen sind.

Bevor ihr fragt, ja Nate ist in der Sache etwas komisch, allerdings scheint dies Sophie nicht zu stören.

Sie stellt sich Will vor und beginnt anschließend ein Gespräch mit mir. 'Was hast du bloß gemacht, dass Will dich schon mit Blicken bombadiert?'

'Wovon redest du? Er starrt in eine ganz andere Richtung!' flüstere ich.

'Na hör mal. Ich sehe doch, dass du ihm gefällst!' 

Ich laufe etwas rot an. 'Stimmt doch gar nicht!'

'Oh mein Gott er gefällt dir auch? Wie süß ist das denn?'

'Psst, jetzt sei dich mal etwas leiser! Und überhaupt ist das nicht war. Ich kenn ihn doch gar nicht.'

Sie kichert bloß und hebt eine Augenbraue.

'Was gibs denn da zu kichern?' fragt Nate und sieht uns beide erwartungsvoll an.

'Nichts!' rufen wir beide gleichzeitig, sodass Nate erschrickt und daraufhin bricht der gesamte Tisch in ein Gelächter aus.

-

Nach der Schule warte ich wieder auf den Bus, da irgendwie keiner Zeit hat mich zu fahren. Ich bin die Einzige die an der Bushaltestelle steht und vom Bus ist keine Spur.

So mache ich mich also auf den Weg nach Hause, als ein schwarzer BMW neben mich fährt. Hm, das Auto kenne ich doch irgendwoher?

Es hält und Will steigt aus. 'Willst du mitfahren? Ich muss sowieso nach Hause.'

'Oh, das.. Das wäre sehr lieb von dir. Danke.' erwidere ich mit einem kleinen Lächeln, er lächelt zurück und als ich einsteigen will, hält er mir die Türe auf. Mein Gott, was für ein Gentleman.

Die Autofahrt verläuft ruhig, wir hören Musik. Als wir an der Kreuzung ankommen, erkläre ich ihm wo ich wohne, heute darf er mich nach Hause fahren. Als wir am Haus ankommen, bleibe ich allerdings noch sitzen.

Gerade kommt das Lied "Give me Love" von Ed Sheeran. 'Ich mag das Lied total.' sage ich und summe leise zur Melodie.

'Ach ja? Gefällt dir der Sänger?' fragt er interessiert.

'Oh ja, ich mag seine Musik total gerne. Was magst du so?'

'Eigentlich die Klassiker. Bon Jovi, Queen, vielleicht auch etwas ACDC.. Aber am liebsten hab ich die Beatles, ich hab fast alle Alben auf Schallplatten.'

Ich starre ihn geschockt an. 'Was? Hab ich was falsches gesagt?' er sieht mich verwirrt an.

'Du.. Du magst.. Du magst die Beatles?' frage ich erstaunt.

'Ja?'

'Oh mein Gott, ich liebe die Beatles! Ich hab auch alle Alben, allerdings nicht auf Schallplatten.' kreische ich nun absolut begeistert.

'Wow, echt? Das ist super.' Er lächelt. Ich lächle. Wir schauen uns einfach nur an. Keine Ahnung wie viel Zeit vergeht, doch dann klingelt mein Handy. Meine Mom.

'Was gibs Mom?' frage ich genervt.

'Bist du Zuhause? Dein Dad und ich kommen bald. Wir haben eine Überraschung.'

'Oh, cool.. Bis dann.' Ich lege auf und seufze.

'Alles klar?' Will sieht mich forschend an.

'Klar. Mir geht es gut. Ich muss jetzt gehen, vielleicht sehen wir uns morgen?'

'Okay. Wenn du willst kann ich dich auch am Morgen mit zur Schule nehmen, ich muss doch sowieso dort hin.' Er sieht mich fragend an.

Wie kann man nur so verdammt niedlich sein?
'Ja, das wäre lieb.' ich lächle.

'Gut, ich komm so gegen 8.'

Schließlich steige ich aus.

Als meine Eltern kommen, haben sie eine neue Tasche für mich, Yves Sant Laurent. Wie immer wenn ihnen etwas unangenehm ist. Ich schätze, sie haben ein schlechtes Gewissen wegen Weihnachten.

Es kommt schon öfter vor, dass sie mir dafür Designerklamotten, Taschen und Schuhe schenken. Letztens war es ein neues Handy.. Manchmal bekomme ich auch Bücher. Klar ist das irgenwie nett, aber ich würde das alles sofort gegen ein Weihnachten mit meiner Familie eintauschen.

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