Kapitel 7

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Etwas später war auch Ran dran. Weitere Vorfälle wegen Blut kamen nicht vor. "Was ist eigentlich passiert?", fragte Kichi, als sie fertig war und das letzte Pflaster auf Ran's Wange klebte. "Ein paar Jungs wollten uns den Platz als Herrscher Roppongis streitig machen. Sie haben auch paar Mal getroffen...wir aber mehr", grinste Rindou. "Ich selbst halte wenig von Prügeleien und Gewalt...aber ich kann und will euch nichts verbieten. Passt nur beim nächsten Mal besser auf, ja?", gab die Schwarzhaarige von sich und lächelte die beiden warm an. Ran und Rindou's Augen weiteten sich leicht. Dieses Lächeln ließ eine Hitze in ihnen aufsteigen. Sie sahen das erste Mal auch ihr volles Gesicht, da sie ihre Haare, nach dem Erbrechen, zu einem Zopf gebunden hatte. Die Sommersprossen, welche sie auf dem einen Bild schon erkannt hatten, waren präsenter als damals und auch das Muttermal rechts unter ihrer Lippe war zu sehen.

Die Brüder schüttelten sich, als Kichi sich kurz zum Kühlschrank drehte. "Wollt ihr etwas essen?", fragte sie die beiden. "Sind noch ein paar von deinen Onigiri da?", fragte Ran und auch Rindou hatte echt Lust darauf. "Nein, Ruri hatte sie alle aufgegessen. Aber ich kann euch neue machen!", antwortete Kichi und machte sich direkt an die Arbeit. Die Haitani Brüder sagten darauf nichts, da sie sich so schon an die Arbeit gemacht hat. Sie setzten sich schonmal in das Esszimmer an den Tisch und warteten stumm auf Kichi. Währenddessen sahen sie sich auch dort richtig um. Wieder wurde einiges hölzern verkleidet und einige Pflanzen standen im Raum. Das Esszimmer war mit dem Wohnzimmer verbunden und man konnte auch das gesamte Wohnzimmer sehen. Die Brüder merkten erst jetzt, dass die Wohnung nicht wirklich nach japanisch aussieht. Es sah eher ausländisch aus. Kichi kam in den Raum und stellte den Teller mit den Onigiri in die Mitte des Tisches. Teller hatte sie auch mitgebracht. "Bitte schön!", lächelte sie und wollte aus dem Raum gehen. Rindou hielt sie aber auf, als er fragte: "Wieso ist es hier eigentlich nicht japanisch dekoriert und möbiliert? Ihr seid doch auch Japaner wie wir, oder?" "Das stimmt zwar, aber unsere Mutter war nur zur Hälfte Japanerin. Sie hatte auch Wurzeln in Deutschland. Dadurch hatte sie nie traditionell dekoriert. Wir haben das einfach übernommen", erzählte die Grünäugige und sammelte dann die Wäsche vom Sofa. "Wenn was ist, ruft einfach. Ich muss mich noch eben um den Haushalt kümmern", ließ sie die Beiden wissen und war schon verschwunden.

Nach ein paar Minuten, in denen die Brüder über ihre Gegner geredet hatten, hörten sie, wie sich eine Tür öffnete und schließlich wieder schloss. Ran und Rindou sahen in den Flur und sahen einen verwuschelten, braunen Haarschopf. Ruri kam mit ihren Krücken ins Esszimmer und sah die Brüder mit Onigiri. "Was macht ihr denn hier?", murmelte sie verschlafen. "Wir wollten uns von deiner Schwester verarzten lassen und dann hat sie uns was zum Essen gemacht", erklärte Ran und biss in sein Onigiri. Ruri schien erst jetzt richtig zu realisieren, was die Freunde ihrer Schwester da aßen. "Ich will auch Onigiri!", jammerte sie. Immer noch hörte sich ihre Stimme recht verschlafen an, war aber nun etwas wacher. Sie lief, eher schlecht als recht, mit ihren Krücken zum Tisch. Ran stand auf und half ihr zum Tisch zu kommen und sich neben Rindou zu setzen. Sie nahm sich direkt etwas von ihrem Lieblingsessen und bedankte sich dann mit vollem Mund bei Ran: "Fanfe!" Ran und Rindou lachten leicht. "Darf ich dich etwas fragen, Ruri?", kam es von Rindou. Ruri nickte nur und biss nochmal von ihrem Onigiri ab. "Was ist eigentlich mit deinen Beinen passiert, dass du nicht mehr laufen kannst?"

Ruri hielt inne. Sie schluckte den Rest ihres Onigiri runter und begann zu erzählen: "Es war vor etwa 2 Jahren. Ki-chan und ich waren einkaufen gefahren. Sie hatte damals auch ein Motorrad, müsst ihr wissen. Wir sind also zum Einkaufsladen gefahren, aber mitten auf dem Weg wurden wir angefahren. Der Fahrer hat daraufhin Fahrerflucht begangen. Wir wussten aber wer es war. Meine Beine waren unter dem Motorrad geklemmt und ich habe sie kaum gespürt. Ki-chan hatte Glück gehabt und hatte nur ein paar Schrammen, ein gebrochenes Bein und einen gebrochenen Arm. Im Krankenhaus kam dann die Nachricht, dass meine Unterschenkelknochen fast schon zersprungen sind. Hoffnung, dass ich wieder laufen könnte, gab es kaum. Aber ich glaube Ki-chan hat das alles am meisten getroffen."

Während der gesamten Erzählung sah Ruri ohne jegliche Emotion zu den Brüdern. Doch kurz nach dem sie geendet hat, nahm sie sich ein weiteres Onigiri und biss lächelnd rein. "Das tut uns echt leid für dich. Muss schlimm sein mit dem Wissen, vielleicht niemals wieder laufen zu können, zu leben. Vor allem wenn man noch so jung ist wie du", äußerte Rindou seine Gedanken. "Naja...ich hab die Hoffnung nie aufgegeben", lächelte Ruri nur und aß weiter. "Du sagtest, ihr wusstet, wer der Fahrer war. Wer war es denn?", wollte Ran wissen, doch die Antwort kam nicht von Ruri: "Es war Juzo. Sie war mal meine beste Freundin. Ich kenne sie seit wir sechs waren. Mit neun aber schloss sie sich den 'beliebten' an und nannte mich einen Freak. Danach fing sie an mein Leben zur Hölle zu machen." Wieder drehten sich die Brüder zum Flur und sahen Kichi am Türrahmen stehen. Ihre grünen Augen sahen leer aus und sie schien ihrer ehemaligen besten Freundin nachzutrauern.

Die Haitani Brüder konnten nur erahnen, wie schmerzhaft es für die Schwarzhaarige sein musste. Auch musste sie sich schuldig fühlen. Immerhin wäre Juzo niemals in sie hineingefahren, wenn Kichi sie nicht kennengelernt hätte.

Kichi Maruki - Wenn das Glück auf sich warten lässt [TR FF/Haitani Brothers FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt